"Models" von Ulrich Seidl begleitet vier österreichische Models auf ihrem steinigen Weg zum Erfolg. Das Zeitfenster des Films umfasst dabei nur einige Tage und dennoch sind diese wohl vielleicht symptomatisch für das Geschehen in der B-Liga der Models, also weitab von der Welt der Supermodels, die in New York oder Mailand über den Laufsteg gehen.
Schwerpunkt der Dokumentation mit Spielfilmelementen (also Dokudrama) ist Vivian, eine lebhafte Blondine, die unterschiedlichste Shootings hat (sei es bei einem widerlichen älteren Schmierlappen, der sie erst genau begutachtet, ihre "Glockerl" (=Brüste) zu klein findet, sie dann aber trotzdem ins Bett kriegt; oder bei einem jüngeren, sympathischen Fotografen, den sie verführt), in ihrer Freizeit an ihrem Leben zweifelt oder in Discos mit ihren Modelfreundinnen Männer aufgabelt. Wirklich nahe lässt einen Vivian nicht an sich heran, aber das schafft keiner in ihrer Umgebung. Zudem ist sie bulimisch und von ihrem Gewicht und ihrem Körper (den sie mal zu dick, mal zu dünn findet) geradezu besessen.
Freundin Lisa "tunt" ihren Körper dagegen offensiv mit Schönheits-OPs und Tanya gibt sich dem Yoga hin, um ruhiger zu werden.
Ulrich Seidl schafft es erstaunlicherweise, den zu vermutenden Voyeurismus konsequent zu vermeiden. Er beobachtet die jungen Frauen gänzlich objektiv und nicht wertend und doch schafft allein die Auswahl der Szenen, das Bild einer Welt zu schaffen, die meistens hohl wirkt, wo Gefühle zu Anderen stets von der Angst vor Kontrollverlust begleitet werden, wo wirkliche Offenheit oft erst nach Drogen- oder Alkoholkonsum entsteht.
Inwieweit die (sehr guten) Hauptdarstellerinnen sich selbst spielen oder doch Darstellerinnen sind, vermag man zunächst nicht zu beurteilen. Man erfährt auch nichts über die Hintergründe und Motive der Models, nur eins ist klar: sie wollen unter nahezu allen Umständen nach oben und dabei irgendwie geliebt werden.
Dennoch kann man dem Film den Vorwurf machen, letztendlich doch nur Klischees zu bedienen, nämlich die einer oberflächlichen, erfolgsorientierten, gefühlsarmen Welt, die junge, naive Mädchen ausnutzt. Leider zeigt ja auch die TV-Realität bei uns, wie sehr man mit dieser Naivität Quoten im Privatfernsehen schafft und vielleicht sogar, inwieweit diese Modelwelt auch ein Spiegel unserer Welt ist.
Zweifellos ist "Models" von Ulrich Seidl sehenswert, erreicht aber z.B. nicht die bohrende Intensität von "Hundstage".