Liebeskomödie ohne echten Mehrwert - 30.01.2008
Diese Filme sind immer gleich…man nehme eine Frau, zwei Männer, ein paar möglichst skurrile Charaktere nebenher, rühre um und fertig ist die Soße, die man über den unbedarften Zuseher auskippen kann. Das schlimme an Filmen wie diesem hier ist nicht die Tatsache, daß er wenig originell ist, sondern daß man als Filmfreund schon ab Minute Eins genau weiß, was wann wie passieren wird. Es wäre so schön, wenn die Filmschaffenden Hollywoods auch dem Genre der romantischen Komödie mal eine innovative Zutat hinzufügen könnten, aber davor schreckt man zurück, denn das könnte ja die Durchschnittsdame vom Besuch des nächsten Streifens abhalten. Ganz klar wendet sich auch dieser Film hier an die heiratswilligen Mädels, die, derzeit möglichst noch Single, allesamt auf er Suche nach dem Traummann sind. Davon hat der Film gleich zwei vorzuweisen, und so ist man als Mann auch nicht davor gefeit, wenn die Begleiterin, deretwegen man sich diesen Reißbrettfilm antut, auch mal ein wenig ins Schwelgen gerät…
Aber immer, immer, immer müssen die Figuren in diesem Genre beruflich unendlich erfolgreich sein. Melanie, die Frau, um die sich alles dreht, hat in New York Karriere als Modedesignerin gemacht. Der Bräutigam in Spe Andrew ist „nur“ der Sohn der Bürgermeisterin von New York. Und auch Jake, der Mann, von dem sich Melanie scheiden lassen muß, um wieder heiraten zu können, hat es in Alabama als Hersteller von Glasdesign zu etwas gebracht. Jaja, man möchte Lieschen Müller halt gerne auch was aus der großen weiten Welt vorführen. Natürlich klappt das hier mit der Scheidung nicht, denn Nochehemann Jake, für den Melanie immer noch die große Liebe ist, will die Scheidungsdokumente nicht unterschreiben, und Melanie merkt bei einem Besuch in ihrem Geburtsort mitten im Niemandsland von Alabama, wie toll es dort ist, verglichen mit dem irgendwie öden New York – welches uns eingangs aber als Maß aller Dinge präsentiert wird, natürlich auch mit schwulem Freund und ähnlichen Klischees.
Gestählt durch zahlreiche Filme aus diesem Segment weiß der Zuschauer, daß Scheiden weh tut…und da er auch an die ewige Liebe glaubt, ist ihm klar, daß nicht Andrew das Rennen machen wird. Und wer es im Laufe des Films nicht glauben möchte, wird in einer unsäglichen Sequenz am Grab eines toten Hundes darauf gestoßen – diese Szenen gehören zum schrecklichsten, was ich je habe sehen müssen. Dennoch ist der Film kein Totalschaden, das liegt aber ganz sicher nicht an Reese Witherspoon, die als Schauspielerin nun wahrlich keinen Blumentopf gewinnen kann, sondern eher an den durchgängig sympathischen Figuren aus Alabama. Das aber darf man auch nicht hinterfragen, denn wenn es dort so schön ist und alle so nett und freundlich, warum sollte man dann von dort wegziehen? Lerne, lieber Leser, die Moral von der Geschicht: auf dem Dorf ist es am schönsten! Bis kurz vor Schluß darf man dem Film nur die Hundeszene als groben Geschmacksverstoß vorwerfen, aber im Finale Grande dann wird wieder alles falsch gemacht…sogar der einzig Schwule von Nowhere, Alabama, findet sein Glück mit einem New Yorker. Was bleibt, ist ein netter, ansehbarer Zeitvertreib ohne einen einzigen im Gedächtnis haftenden Moment, gut gemacht und schnell vergessen. Kaum zu fassen, daß so ein Film 120 Millionen Dollar einspielt…damit ist Witherspoon das „Million Dollar Baby“ des Genres geworden – 6/10.