Review


Wovor sich die hauseigene Ergänzung bzw. Konkurrenz Midsomer Murders immer scheut, – nämlich die Einbeziehung aktuell gravierender Themen, das Kennzeichnen menschlicher Tragödien und die Beteiligung sogenannter 'ethnischer Minderheiten' – wird in Lewis, einem in Oxford spielenden Krimiableger mit nur scheinbar ähnlicher Prämisse immer gern porträtiert. Dass man damit nicht jeden Zuschauer gewinnt, vor allem die mit dem Hang zur Konventionalität, Provinzialität und einfach dem ruhig-gesitteten britischen Rätselstück nicht, ist der (bereits über die Absetzung diskutierten) Serie dabei durchaus bewusst und wird durch dennoch anhaltenden, wenn auch (im Ausland) deutlich kleineren Erfolg seit sechs Jahr Produktionsphase registriert. Ein bisschen schwerfällig ist dieser Gestus nach Aufmerksamkeit und Brisanz und auch Dramatik allenthalben schon, aber kann man abseits gepflegter Unterhaltsamkeit trotzdem ganz eigene Integrationskraft und Glaubwürdigkeit erreichen. Weiterführendes Interesse der durchschnittlich 6 - 7 Millionen Anhänger inklusive:

Nach seinem Vortrag am örtlichen College, Abteilung Kriminologisches Institut, wird der extra dafür aus Amerika angereiste Dozent Paul Yelland [ David Soul ] ermordet in seinem Zimmer aufgefunden. Pikant, war doch sein Referat speziell über die Vorhersage und Prävention von Gewalt. Pikant auch, dass zwar vorher von der Leitung des Institutes, Anne Rand [ Nancy Carroll ], Ehefrau von Professor Robert Fraser [ Patrick Baladi ], aufgrund der Brisanz des Themas um Polizeischutz gebeten, dieser aber nach Meinung des zuständigen DI Alan Peterson [ Jason Durr ] verweigert wurde. Um die Scharte wieder auszuweiten, werden neben Peterson auch DCI Lewis [ Kevin Whately ] und DS Hathaway [ Laurence Fox ] auf den Fall angesetzt.

Letztlich ist wiederum das Umfeld prägnanter als die eigentliche Ermittlung oder gar die Aufklärung, also das Rätselraten um den Täter. Erneut werden mehrere Parteien aufgefahren, die wiedermals eng miteinander, wenn auch teils nur über Eckdaten, Zufälle und bis in die Jahrzehnte zuvor verbunden sind. Dabei wird das Garn der Verstrickung wie gewohnt schon etwas dick und doch sehr nach "Gelegenheit macht Diebe" gesponnen, sind so aber die Beziehungen zueinander gleichsam zahlreich wie kompliziert und die Gesinnung und Motive eklatant. Gebrochene Herzen, Neid, Missgunst, Karriere als die typischen Entscheidungsanlässe, dazu eine starke Brise tatsächlicher oder vorgetäuschter und für seine Zwecke ausgesuchter Rassismus sowie andere Veranlassungen des Lügens, Betrügens und Hassens zeichnen die ansonsten pittoreske Szenerie der Studentenstadt als Hort des Grauens. Leben will man dort trotz ziegelroter Backsteinhäuser, ehrwürdiger Altbauten und gepflegter Kunststätten inmitten der Umrandung von Fluss und Wäldchen sicherlich nicht, und sterben tut man auch schneller, als man zu denken glaubt. Einzig das Festhalten an der Vergangenheit, ob nun positiv oder nicht, ist jetzt oft noch das, was bleibt.

Wenigstens sind die Herren Polizisten hier friedlich miteinander, ergänzen sich diesmal tatsächlich in perfekter Beziehung und stellen sich so seit langem wieder als nicht nur per Beruf, sondern in Berufung zugehöriges Paar dar. Allerdings haben sie auch einen gemeinsamen Feind, was dann doch leichter verbündet. Kollege DI Peterson, ein anstrebsamer, durchgreifender Mann von selber Station, anderer Einheit und in direkter Rivalität um den besten Stand bei den Vorgesetzten besetzt, macht die vorübergehende Verbrüderung einfacher als gedacht. Eine willkommene Tatsache der Entwicklung im dünnen Nebenplot, die hier gar für wenige Sekunden der humoristischen Auflockerung und so Ablenkung von dem ansonsten düsteren, nachdenklich machenden Treiben erhält.

Formell wie üblich eher altbacken, d.h. statisch und ohne jeden Firlefanz der Inszenierung, eher theaterhaft steif und typischer TV-Optik eingefangen. Inhaltlich mit schon interessanten Ansätzen, nicht gänzlich dem Aussprechen all der Ideen, sondern nur dem des Beigeschmackes (un)zweifelhafter Wahrheiten und so der nötigen, auch der nachhallenden Würze für 90min Krimi-Serienkost versehen.

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