Review

Noch aus den Kindertagen des Spaghettiwesterns stammend, erweist sich „Ein Loch im Dollar“ als relativ unwichtiger Beitrag für das Genre. Einzig und allein Giuliano Gemma-Komplettisten werden hierfür noch größeres Interesse zeigen.
Ex-Sandalenfilmer Giorgio Ferroni („Die Mühle der versteinerten Frauen“, „Der Kampf um Troja“), auch für das Drehbuch mitverantwortlich, folgt ein Jahr nach Sergio Leones Hit „For a Fistful of Dollars“ so kreuzbrav den seinerzeit gängigen Westernriten, dass dabei inszenatorisch wie inhaltlich nur ein allzu konventioneller Genrebeitrag herauskommt.

Direkt nach dem U.S. – Bürgerkrieg angesiedelt, erhält der in Kriegsgefangenschaft geratene Gary O'Hara (Gemma, „Ringo kommt zurück“, „Auch die Engel essen Bohnen“) seine Freiheit zurück und beschließt von nun an sein Glück im noch karg besiedelten Westen zu suchen. Seiner Frau das Ersparte überlassend und sie beschwichtigend, dass sie bald nachkommen kann, wenn er den Grundstein für einen Neuanfang gelegt hat, reitet er los. Ohne Pferd und völlig mittellos bleibt er in Yellow Stone hängen. Um Geld zu verdienen, lässt er sich als Handlanger für einen, ohne es zu wissen, schmierigen und machthungrigen Großgrundbesitzer einspannen. Das Resultat ist sein Tod. Beinahe jedenfalls, denn ein Dollar hat den tödlichen Schuss sofern abgebremst, dass er wieder genesen kann. Nach Rache sinnend, muss er feststellen, dass die in der Umgebung lebenden Bauernfamilien von marodierenden, ehemaligen Soldaten terrorisiert werden. Gary beschließt allem Übel in der Gegend ein Ende zu bereiten.

Gewisse Inhalte erinnern zwar hin und wieder an „For a Fistful of Dollars“, von dessen Qualität ist man aber meilenweit entfernt. Keine spannenden Pistolenduelle, kein Gänsehaut verursachender Score und sowieso keinen intelligenten Plot hat „Ein Loch im Dollar“ anzubieten, dafür aber ein sehr biedere, unspektakuläre Inszenierung, die dem U.S. – Western doch noch sehr ähnelt. Der trostlos-dreckige Stil sollte sich erst später in Italien vollkommen durchsetzen.

Brauchbare Ansätze, wie der schon an Diskriminierung grenzende Hass auf Südstaatler sind sicherlich vorhanden, werden allerdings nur ungenügend behandelt. Der Plan des Bankiers nun möglichst alle Ländereien aufzukaufen und auf sich zu vereinen, stellte auch damals schon nicht mehr den raffiniertesten Plan dar und Garys Strategien, der Bande den Garaus zu machen, ist nun auch nicht so ungeheuer clever.

Twists gibt es ein paar und sie überraschen mitunter auch, werden aber oft von arg pathetischen Szenen gestört. Vor allem Garys Frau hat es in der Hinsicht ganz übel erwischt. Man versinkt ab und an doch in zu kitschigen Momenten und die Musik hält währenddessen zudem auch noch gnadenlos drauf.

Knackige Pistolenduelle gibt es eigentlich keine und abseits von ein paar Prügeleien wird für das Auge auch nicht viel geboten. Wie erwähnt, es handelt sich hier um einen auf das sichere Pferd setzenden Western. Die mutigen und auch klugen Filme kamen wesentlich später. Zynische, harte Kerle, denen die Ideale eines John Wayne so völlig am Allerwertesten vorbeigehen, sollte man deswegen hier nicht erwarten.


Fazit:
Auch aufgrund der absolut stimmungslosen Inszenierung, der absolut eine Handschrift fehlt, platziert sich „Ein Loch im Dollar“ im unteren Mittelfeld. Dem bekannten Thema, um einen wiederauferstandenen Rächer, kann Giorgio Ferroni keine neuen Seiten abgewinnen. Gemmas wie immer solider Spielweise stehen eklatante Spannungsmängel und bisweilen auch einfach zu viele pathetische Momente gegenüber. Hier fehlte es an Ideen und zwar gewaltig und damit bleibt es ein Film für Genrefreaks und Gemma-Fans.

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