2012 scheint das Jahr der Attentate auf Abraham Lincoln zu sein, denn nachdem der 16. Präsident der Staaten bereits Zombies jagte, geht eine andere Historie davon aus, dass er Vampire mit einer in Silber getränkten Axt heimsuchte. Regisseur Timur Bekmambetov ist allerdings weniger an einer augenzwinkernden Erzählung gelegen, als seinem Fetisch für Zeitlupenaufnahmen in nahezu jeder Action-Sequenz nachzugehen.
Lincoln ist noch ein Kind, als seine Mutter vom Sklavenhalter und Vampir Barts getötet wird. Einige Jahre später will er Vergeltung üben, doch Vampirjäger Henry rettet ihn in letzter Sekunde. Fortan trainiert er den jungen Abraham, der bald nach Springfield geht, Mary Todd kennen lernt und sich nebenher mit politischen Themen beschäftigt…
Scheint nicht leicht zu sein, Geschichte und Fiktion miteinander zu vermischen, denn die Erzählung wirkt phasenweise fahrig und unausgegoren. Sind die Szenen des Trainings noch ein wenig trashig und gleichermaßen unterhaltsam ausgefallen, wird es schlicht langweilig, als Lincoln erste öffentliche Reden über Themen wie Freiheit hält und auch die Beziehung zu Mary Todd will einfach keinen Charme aufkommen lassen.
Dabei sieht die Ausstattung größtenteils ordentlich aus, obwohl manche Settings etwas zu gelackt wirken und auch die Kamera müht sich um hübsche Perspektiven, zu denen sich einige nette Szenenübergänge gesellen.
Leider kommt die Action nur langsam in Fahrt, zunächst fallen die Kämpfe recht kurz aus, erst im letzten Drittel, als es zur Konfrontation in und auf einem Zug kommt, wird das Tempo deutlich angezogen. Prinzipiell lässt sich nichts gegen die Choreographie einwenden, nur leider nehmen die ewigen Zeitlupenaufnahmen auf Dauer Drive aus der Inszenierung. Was Anfangs noch einigermaßen stylisch wirkt, kommt am Ende nur noch unkreativ rüber.
Zudem ist das Zutun einiger CGI deutlich zu erkennen, primär wenn Blut in Slomo spritzt oder, was selten passiert, Körperteile abgetrennt werden. Erstaunlich gut sieht demgegenüber eine Hatz zwischen flüchtenden Pferden aus, - hier schimmert ausnahmsweise kurz durch, wie die Chose mit etwas mehr Kreativität hätte ausfallen können.
Stattdessen stehlen viele Randfiguren dem eigentlichen Star die Show, da Benjamin Walker als Lincoln komplett blass bleibt und null Charisma mitbringt.
So werden Vampirgesetze völlig beliebig geändert, so dass ein Umherwandeln bei Tageslicht zur Normalität wird, Silberkugeln jedoch ein Problem darstellen. Ansonsten gibt es ein, zwei minimale Twists, einen Flashback zu Henrys Schicksal, wahllose Ausschnitte aus dem Bürgerkriegstreiben und einige Zeitsprünge, welche außer Acht lassen, dass ein Lincoln-Bart nicht über Nacht wächst.
Spannung will bei alledem nur selten aufkommen und auch in Sachen Humor ist nicht der leiseste Anflug zu finden, da sich die Erzählung leider todernst nimmt und sämtliche Chancen für einen Sympathiebonus über Bord wirft. Der Geschichte fehlen Herz und Seele, zu bemüht wirken die Versuche, Politik und Vampirtreiben in Einklang zu bringen und da verwundert es nicht, dass innerhalb der 105 Minuten Laufzeit besonders im Mittelteil einige Längen aufkommen.
Ein insgesamt nur leidlich unterhaltsamer Streifen, der von der Prämisse ausgehend ein riesiges Potential verspielt.
Knapp
4 von 10