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1995 verschwindet der Dokumentarfilmer Allen Ross wie aus heiterem Himmel. Der Fall wird zu den Akten gelegt, doch Allens ehemaliger Kollege und Freund Christian Bauer, der zusammen mit ihm sieben Filme gedreht hat, will sich damit nicht abfinden und begibt sich auf die Suche. In Gesprächen mit Bekannten und Familienangehörigen kommt er einer unheimlichen Sekte auf die Spur, deren Anführerin Allens Ex-Frau Linda war...

„Missing Allen – Wo ist Allen Ross?“ ist ein sehr persönlicher und außergewöhnlicher Dokumentarfilm von Christian Bauer, der für seine Suche nach dem Verbleib seines ehemaligen Kollegen keine Mühen scheute und immer tiefer ins unübersichtliche Gestrüpp von wagen Informationen eindrang, bis er schließlich traurige Gewissheit über Allens Schicksal erlangte.

Die Ursachenforschung kristallisiert sich als äußerst packend heraus, weil Bauer die Gratwanderung zwischen persönlichem Antrieb und objektiver Berichterstattung scheinbar mühelos schafft. Man bekommt als Zuschauer einerseits eine ganze Flut von Fakten serviert, lernt aber gleichzeitig den Menschen Allen Ross anhand Aussagen Nahestehender, Bauers Off-Kommentars und alter Filmausschnitte näher kennen. Erst später treten die ganzen mysteriösen Verbindungen zu einer Ufo-Sekte und dem Oklahoma-Attentat in den Vordergrund, was spannender ist als die meisten Krimis.

Emotional ist die Doku sehr berührend, zum einen weil Bekannte äußerst betroffen über Allens Verschwinden reden, aber doch froh sind, einen solch großartigen Künstler gekannt zu haben. Vor allem die Szene auf einem Dach, auf dem Bauer einen Fotografen fragt, ob er Allen vermisst, geht wahnsinnig zu Herzen, weil der Mann auf diese Frage nicht imstande ist, die passenden Worte zu finden und um Fassung ringt. Zum andern habe ich selten so ein beklemmendes Gefühl verspürt als zum Schluss, denn im Verlauf wird immer klarer, dass Allen tot sein muss und als man dann das Kellerloch sieht, in dem Allens Leichnam gefunden wurde, ist man wirklich mitgenommen und malt sich im Unterbewusstsein grausame Bilder aus – Psychohorror in einem Dokumentarfilm!

Danach hat man einen zutiefst berührenden Einblick in das Leben mehrerer höchst interessanter Leute bekommen, einen spannenden, faktenreichen Dokumentarfilm gesehen, der leider noch viel zu unbekannt ist und kann nur noch Bewunderung hegen für den intensiven und selbstlosen Einsatz Christian Bauers. Wie sagt ein Rechtsanwalt am Ende des Films auf die Frage nach möglichem Polizeiversagen in den Ermittlungen doch so schön: „Interessant...Aber das einzige was ich noch sagen will, ist, dass ich Allen Ross wahnsinnig gern selbst gekannt hätte.“ Er spricht mir aus der Seele...

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