Review
von Leimbacher-Mario
Ich seh, Ich seh
„Written by John Carpenter“. Diese wenigen Worte haben gereicht, um „Eyes of Laura Mars“ auf meine Interessenliste zu setzen. „Directed by“ wäre zwar sicher noch reizvoller gewesen bzw. dann hätte es sicher nicht so lange gedauert, bis ich diesen Mysterythriller gesehen hätte, doch so ist das eben. Carpenter hätte sicher einen besseren, intensiveren Film aus seinem Drehbuch gemacht, Kirshner hatte zwar auch eine klare Vision, aber allzu viel Carpenter steckt nicht mehr drin. Ein interessantes Paar der Spätsiebziger sind diese hübschen Glubscher dennoch... Es geht um eine berühmte und erfolgreiche Modefotografin, die plötzlich durch die Augen eines Mörders mit ansehen muss, wie dieser unschuldige Frauen ersticht, meistens genau in die Augen... Vom Sehen und Erstochen werden, von Sein und Schein, von Voyeurismus und Hilflosigkeit.
„Eyes of Laura Mars“ scheint genau am Scheidepunkt von den noch einigermaßen natürlichen 70ern zu den oberflächlichen 80ern zu stehen. Und die Optik, der Style (der mehr als ein wenig an Brian DePalma erinnert) und die Aussagen zur Modekultur des anstehenden Jahrzehnts sind definitiv seine größte Stärke. New York ist dreckig und brutal, der Fashionzirkus glitzernd und hohl, die Lücke zwischen beidem klafft brutal auseinander und wird von einem gestörten Killer gnadenlos penetriert. Die Giallo-Einflüsse lassen sich nicht verschleiern, die vielen falschen Fährten gelingen nicht alle, das Ende wirkt mehr als skurril, Dunaway wirkt wie aus einer anderen Zeit - und dennoch funktioniert dieser übernatürliche, höchst artifizielle Krimi. Zumindest die meiste Zeit. Selbst wenn er manchmal torkelt und verwirrt umherkokettiert. Erklärungen, Logik, Sinn, Tempo, Story - wird alles überbewertet! Kein Wunder, dass der gefloppt ist. Ein Kuriosum ist er dennoch. Faszinierend und reizvoll. Sinnlich und leer, nicht selbsterklärend, nicht Mainstream, nicht alltäglich. Vollkommen amerikanisches Weltkino. Ein Volltreffer neben das Brett.
Fazit: eine bizarre, leider weitestgehend spannungsfreie aber äußerst stylische Mischung aus Giallo, Slasher oder Fantastikkrimi. Viel Zeitkolorit, wenig Zeitverschwendung. Diesen Augen verfällt man gerne. Ich hätte jedoch trotzdem lieber Carpenter auf dem Regiestuhl gesehen... Immerhin bekam er so überbrückendes Taschengeld bis/für „Halloween“.