„Der beste Film aller Zeiten“, so wurde James Camerons „Titanic“ lange Zeit genannt. Sicher ist, dass der Film zu den teuersten aller Zeiten gehört, was gerade in den Schiffszenen sehr deutlich wird, auch wenn man die Zuhilfenahme von Computertricks stets ohne große Mühe erkennt. Doch nicht nur die beeindruckenden Außenaufnahmen des nachgebauten, für unsinkbar gehaltenen Dampfers, auch die toll nachgebildeten inneren Räumlichkeiten wurden von Cameron perfekt in Szene gesetzt. In Sachen Regie also eine klare Meisterleistung.
Mit der Handlung verhält es sich schon ganz anders. Abgesehen davon, dass es zu dem Zeitpunkt bereits Unmengen von Verfilmungen um die Titanic gab, werden am historischen Hintergrund ernsthaft Interessierte unweigerlich die Nase rümpfen, da sich der Film dummdreist beim „Romeo & Julia“-Vorbild bedient und die Geduld des Publikums damit für stolze 2 Stunden auf die Probe stellt, bevor dann in der letzten Stunde der wesentliche Teil folgt und etwas Fahrt aufkommt. Wer es bis dahin geschafft hat, wach zu bleiben, kann sich glücklich schätzen. Die Chancen dafür sind allerdings sehr gering.
Gerade bei solchen inhaltlichen Mängeln wäre es umso wichtiger gewesen, bei der Rollenbesetzung eine optimale Auswahl zu treffen. Stattdessen verschenkt Cameron die teure Kulisse an einen hölzernen Hauptdarsteller, dessen pfundige Partnerin alles nur noch schlimmer macht. Da können selbst die teils zugegeben überragenden, nur leider in Nebenrollen tätigen Akteure nicht mehr viel retten. Erwähnenswert sind auch die unglaublich geistreichen Dialoge zwischen unseren frisch Verliebten, die nicht mal halb so lang wären, wenn man lediglich die Wörter „Jack“ und „Rose“ aussortieren würde.
Die zahlreichen Auszeichnungen, die „Titanic“ erhalten hat, sprechen in keinster Weise für den Film. Vielmehr zeigen sie, dass filmische Machwerke in der heutigen Zeit, die von Oscars u. Ä. nur so überschüttet wurden, mit äußerster Vorsicht zu genießen sind, zumal es dabei nicht wie beim kommerziellen Erfolg auf die Meinung der Allgemeinheit ankommt. Aber auch in diesem Kriterium stellt „Titanic“ einen Ausnahmefall dar. Die hohen Einspielergebnisse an den Kinokassen wären längst nicht so hoch, wenn es nicht diese Heerscharen von weiblichen Hardcore-Fans von Leonardo DiCaprio gegeben hätte, die einfach nicht genug davon kriegen konnten, den Saal in Überschwemmungsgefahr zu bringen, wenn ihr edelmütiger Superheld den „tragischen“ Tod auf der Leinwand stirbt.
Fazit: Ein inszenatorisch erstklassiger Film, der aber dramaturgisch bloß eine schnöde Mischung aus abgelutschten Thematiken darstellt und auch schauspielerisch sehr zu wünschen übrig lässt.