Meinen 400. Review möchte ich einem ganz besonderen Film widmen und zwar "Titanic". James Camerons Meisterwerk hat mich einfach nicht mehr losgelassen und auch nach dem Film noch einige Zeit beschäftigt.
Den Untergang der Titanic hätte man einfach nicht besser in Szene setzen können als James Cameron das im Jahre 1997 gemacht hat. Der Untergang dauert im Film fast 2 Stunden. Das bedeutet, der Zuschauer erlebt das Ganze fast in Echtzeit. Tatsächlich dauerte es genau 2 Stunden und 40 Minuten bis die Titanic sank. Das macht im Vergleich zu den knapp 2 Stunden im Film nur einen minimalen Unterschied. James Cameron hat sich weder voll und ganz auf die Lovestory von Jack und Rose, noch auf den Untergang der Titanic konzentriert, sondern ein gesundes Mittelding gefunden. Sehr gut!
"Titanic" ist ein untypischer Blockbuster. Nicht nur weil das Budget das Cameron zur Verfügung hatte weit über dem gewöhnlicher Hollywoodproduktionen hinaus geht und der Film mit seinen dreieinhalb Stunden wesentlich länger geht als durchschnittliche Blockbuster. James Cameron hat sich scheinbar ziemlich intensiv mit der Titanic und ihrem Untergang auseinander gesetzt. Er schildert die Katastrophe und hält sich dabei sehr genau an die Fakten. Er hat auch an Kleinigkeiten gedacht. Als zum Beispiel klar war das das Schiff sinken wird spielten die Musiker mit Absichtlich etwas fröhliches, damit keine Panik ausbricht, genau wie im Film. Außerdem überlebte keiner dieser Musiker, genau wie im Film.
Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich das fehlende Happy End. Jeder andere Hollywoodregisseur hätte Jack überleben lassen, sodass er mit Rose glücklich wird und eine Familie mit vielen Kindern gründet. Cameron ließ Jack jedoch im eiskalten Wasser erfrieren und das kurz bevor eines der Rettungsboote umkehrte und ihn hätte retten können. Das nenne ich Dramatik. Gut gemacht!
Man fragt sich natürlich warum bis auf eine Ausnahme keines der Rettungsboote umgekehrt ist. Die Leute, die in den Booten hockten, sahen und hörten sehr wohl das hunderte Menschen nach dem Untergang im eisigen Wasser schwammen und konnten sich denken das sie alle ertrinken werden wenn sie nicht umkehren. Doch der Mensch ist ja bekanntlich egoistisch, der eine mehr, der andere weniger, und so fanden nochmal wesentlich mehr Leute den Tod und das nur weil bis auf eines keines der ohnehin zu wenigen Rettungsboot umkehrte, allerdings zu spät um noch einigen Menschen das Leben zu retten. Nur ganze 6 Menschen, Rose eingeschlossen, konnten aus dem Wasser gerettet werden. Alle anderen erfroren oder ertranken.
Jack, der zwar kein Geld hat, dafür aber glücklich ist und voller Lebensfreude steckt, erfriert zum Schluss im eisig kalten Wasser des Nordatlantiks. Der wohlhabende, unglaublich egoistische Caledon dagegen, ein Dreckssack wie er im Buche steht und der Verlobte von Rose, überlebt. Das ist natürlich ungerecht, aber nicht unrealistisch. Das Leben ist ungerecht und das wird am Ende sehr deutlich. "Titanic" ist der beste Beweis dafür das das Gute nicht immer gewinnen muss, auch nicht im Film. Cameron schwindelt uns keine heile Welt vor, so wie viele andere Regisseure von Liebesfilmen das für gewöhnlich machen.
Das Schiff geht unter, und das nur weil eine handvoll Menschen leichtfertig gehandelt hat. Eigentlich hätte die Titanic ja gar nicht erst ablegen dürfen. Es waren nicht genügend Rettungsboote an Bord, nicht mal annährend. In den Booten ist nicht mal Platz für die Hälfte aller Passagiere. Als das Unfassbare geschieht und die angeblich unsinkbare Titanic sinkt wird das riesige Schiff natürlich evakuiert. Die Kapazität der ohnehin zu wenigen Rettungsboote wird aber bei weitem nicht voll ausgenutzt, was nochmal zu vielen Toten führte. In einem der Boote saßen nur 12 Menschen, obwohl es Platz für wesentlich mehr Leute geboten hätte. Man fürchtete das die zerbrechlich wirkenden Boote durchbrechen können, was natürlich völliger Schwachsinn ist. Auch der Kaptiän hat leichtfertig gehandelt. Obwohl er genau wusste das bei einer solch ruhigen See wie in jener Nacht als die Titanic sank ein Eisberg nicht rechtzeitig gesehen werden kann erhöhte er nochmal die Geschwindigkeit. Er fordete das Schicksal praktisch heraus. "Titanic" zeigt wie leicht aus einer handvoll dummer Zufälle eine kleine, und manchmal auch eine große Katastrophe mit vielen hundert Toten werden kann. Das Ganze hätte ohne Probleme verhindert werden können. Nur leider ist ja bekanntlich kein Mensch vollkommen und kein Schiff unsinkbar.
"Titanic" ist zwar ein Liebesfilm, im Grunde ist das Ganze aber gar nicht so romantisch. Rose und Jack treffen sich zum ersten Mal als sich Rose über die Rehling beugt und ihrem Leben ein Ende setzen will. Ist das romantisch? Ich glaube nicht. Ebenso wenig romantisch ist die Tatsache das sich Rose und Jack erst richtig kennen und lieben lernen als die Titanic untergeht. Einen unromantischeren Ort als ein sinkendes Schiff gibt es wohl nicht.
"Titanic" bietet neben einbisschen Romantik, einer toll nachgebauten Titanic, einem bombatisch inszenierten Untergang und viel Dramatik aber auch einiges an Spannung. Kleine Kostprobe gefällig: Kurz nachdem Jack unter Arrest gestellt worden ist, weil er ja angeblich den wertvollen Diamanten und die Jacke gestohlen hat, beginnt die Titanic langsam aber sicher zu sinken. Der arme Jack wird irgendwo in einer versteckten Kabine ganz am Ende des Schiffes eingesperrt. Der Rest der Titanic wird evakuiert. Jack ist an ein Rohr gefesselt, aber niemand ist in der Nähe. Er schreit um Hilfe, aber natürlich kann ihn niemand hören. Dann beginnt die Kabine sich langsam mit Wasser zu füllen. Jack kann aber nicht raus, da er ja angekettet ist. Kann er trotzdem entkommen?
James Cameron ist Perfektionist. Das beweist vor allem "Titanic". Hier passt praktisch alles zusammen. "Titanic" ist nicht der beste Film den ich je gesehen habe, aber einer der besten auf jeden Fall.
Hochverdiente 9/10 Punkten.