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In der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 kollidierte das Juwel der britischen White-Star-Line, die Titanic, auf ihrer Jungfernfahrt mit einem Eisberg. Infolgedessen wurde der für unsinkbar gehaltene Koloss vom Ozean gnadenlos verschlungen und sank auf den Meeresboden des tiefen Atlantiks. Es war eine eigentlich undenkbare Katastrophe, eine Lehrstunde für die Menschheit, und James Cameron war nicht der erste Filmemacher, der das tragische Schicksal des riesigen Dampfers zu verfilmen in Angriff nahm. Doch sein Mammutprojekt sollte den Mythos wahrhaftig wiederaufstehen lassen. Die Produktionskosten sprengten alle Vorstellungen; ein Flop wäre ein gewaltiges Verlustgeschäft gewesen. Aber bekanntlich wurde Cameron schlussendlich für sein Risiko belohnt. Mit der Kinopremiere lief tatsächlich eine der größten Erfolgsgeschichten der Filmhistorie vom Stapel. An den Kassen spielte "Titanic" unvorstellbare Summen ein und auch bei der Oscar-Verleihung konnte das Werk ganze elf Goldjungen abstauben.

Das rührt natürlich nicht von irgendwo her und jedermann muss zumindest anerkennen, dass James Camerons Inszenierung der Titanic eine meisterliche Leistung ist. Wenn sich der Erfolgsregisseur eines auf die Fahnen schrieb, dann ganz zweifellos die optische Authentizität. Ein phänomenaler Aufwand wurde betrieben - unter anderem ein fast originalgerechter Nachbau oder atemberaubende, auch zu sehende Tauchgänge zum Wrack -, um das Schiff so realistisch wie nur möglich aussehen und letztendlich auch sinken zu lassen. Im Inneren des Stahlkolosses sticht die Opulenz der verschwenderischen ersten Klasse ins Auge, während im Unterdeck der kleine Mann alles andere als luxuriös reist. Regelrecht fühlbar, greifbar wird die Titanic durch Camerons Bilder. Die Intensität findet schließlich ihren Höhepunkt zwangsläufig während des langatmigen Untergangs des Schiffes. Langsam aber sicher entert das Meer die für unsinkbar Gehaltene ausgerechnet auf ihrer Jungfernfahrt; nicht zu entkommen scheint man der erdrückenden Kraft des Wassers; fast überall Massenpanik und Überlebenskampf; melancholisch erklingen noch die Streichinstrumente der schiffseigenen Musiker - eine letzte Reverenz an das sinkende Schiff und seine Passagiere.

Hier zeichnet sich James Cameron mit seinen stärksten Szenen aus. Zuvor allerdings, ausschließlich bis zur Kollision von Schiffsrumpf und Eisberg, - und das ist die andere Seite der Medaille - wurde uns inhaltlich eine leidliche Romanze präsentiert, die in ihrer Kitschigkeit und Zähflüssigkeit an den Nerven zu zehren vermag. Zwischenzeitlich geht der historische Aspekt gänzlich unter und weicht der sicherlich rührenden, aber arg durchschaubaren Liebesgeschichte von Rose Dewitt Bukater und Jack Dawson, zweier Figuren aus zwei völlig verschiedenen gesellschaftlichen Welten. Auch wenn Kate Winslet und Leonardo DiCaprio, der ja gerade das weibliche Geschlecht mehrfach in die Kinos gelockt haben soll, ihren Charakteren Profil verleihen, bläht James Camerons diesen Part einfach zu stark auf.

Im Nachhinein lässt sich daher auch kaum verhehlen, dass der gigantische Erfolg des Werkes mehr als nur kleinen Anflügen von Übertreibung unterlag, denn im gewissen Maße ist "Titanic" schlussendlich eine etwas unliebsame, in dieser Art und Weise nicht für jeden vereinbare Mischung aus klassisch dramatischer, unorigineller und sich ziehender Romanze und beeindruckend effektvollem Katastrophenfilm.

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