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Auf ihrer Jungfernfahrt im Jahre 1912 rammt das riesengroße Schiff "Titanic" einen bitter-kalten Eisberg und geht unter. So viel zur Geschichte. Ach ja, fast hätte ich die Lovestory vergessen! Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Film ja auch noch mit einer Vielzahl an Charakteren, unter denen Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) und Rose De Witt Bukater (Kate Winslet) mit ihrer Zuneigung zu einander den Hauptplot bilden. Das Ganze wird von einem Szenario eingerahmt, das gegen Ende des 20. Jahrhunderts spielt: Die auf dem Grund des Atlantiks verkommende Titanic wird von eifrigen Forschern untersucht, die auf der Suche nach einem wertvollen Edelstein sind. Die gealterte Rose kommt plötzlich angeflogen und erzählt nun munter aus ihren Erinnerungen.

Während die anfänglichen Unterwasseraufnahmen noch ein wenig an Camerons "Abyss" lehnen, betritt er doch mit dem eigentlichen Film Neuland. Nirgends Aliens und auch kein Terminator. Trotzdem liefert Cameron handwerklich gute Arbeit ab. Dem riesigen Schiff wird mit etlichen Kamerafahrten und Außenaufnahmen gehuldigt. Die zahlreichen Sets sind wunderschön und setzen teilweise Maßstäbe. Dazu kommt nocht ein überwältigender Score, der am Ende temporeich den Eisbergcrash und die daraus resultierende Panik kommentiert, ansonsten aber häufig das Titelthema von Celine Dion aufgreift.

Inhaltlich beschäftigt sich der Film mit dutzenden Figuren, seien es die Freunde von Jack oder die Verwandschaft von Rose, der Schiffsingeneur, der Kapitän, die trotzige Molly Brown oder sonst wer. So viele Subplots sieht man selten. Da verwundert es doch kaum, dass der Film 188 Minuten lang ist. Und trotzdem: An einigen Stellen wirkt der Film etwas in die Länge gezogen. Auf der anderen Seite kommen die zahlreichen Figuren manchmal etwas zu kurz, was an der Rechtfertigung ihres eigentlichen Auftritts zweifeln lässt. Jacks Kumpel Fabrizio (Danny Nucci) z.B. wird zwar am Anfang gut eingebunden, verschwindet dann aber für eine lange Zeit, nur um am Schluss zu seinem Tode noch mal kurz aufzutreten. Trotzdem ist das giganische Gefüge erstaunlich harmonisch.

Der eigentliche Hauptplot ist von seiner Melodramaitk gezeichnet. Der Film wandelt auf den ausgetretenen Pfaden von Klassenunterschieden: Jack ist niedriger Abstammung, Rose reist aber erste Klasse. Ihr im Nacken sitzt ihre Mutter, die von gesellschaftlichen Druck und Existenzangst getrieben ihre Tochter mit dem verblendeten, eingebildeten Caledon Hockley (Billy Zane) verheiraten möchte. Rose fällt es schwer, Caledons Liebe zu erwidern und verfällt deshalb der tragischen Liebe zu Jack. Die Charaktere sind stereotyp und einschichtig, wie es sich für eine Melodrama gehört. Dieses Faktum ist am stärksten und auch am nervigsten bei Caledon, wobei Billy Zane diese Rolle wirklich gut spielt. Rose hingegen wird wenigsten von inneren, sich widersprechenden Motiven getrieben, was die Figur interessant macht. DiCaprio und Winslet spielen natürlich auch toll, trotzdem ist die Liebesgeschichte schnulzig und in ihrer Tragik zu schnell durchschaut.

Überhaupt muss man ein ziemlich dickes Fell gegenüber Kitsch mitbringen, um den Film gut finden zu können. Denn während die Endphase mit spektakulären Special Effects den Untergang der Titanic visualisiert und damit leichter zugänglich ist, bleibt die Geschichte davor vielen in ihrer Dramatik verwährt. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass der Score seiner Klasse zum Trotz perfekt zum kitschigen Thema passt. Die perfekte Zielgruppe stellen wohl die alleinstehenden Frauen, da sie sich mit Rose identifizieren können. Als Mann bleibt einem wohl nur Jack. DiCaprio wird aber von einer großen Menge aller Männer nicht wirklich gemocht, was eine Identifikation irgendwie ausschließt. Sollte man DiCaprio aber als Darsteller durchaus respektieren, findet man vielleicht auch als Mann Zugang zur ergreifenden Geschichte. Ich persönlich wurde ja mit Kate Winslet nicht ganz warm. Mich hat nicht gestört, dass sie an einigen Stellen etwas mollig wirkte. Zudem zeigt sie in ihrer Nacktszene einen erstaunlich strammen Körper mit einem leckeren Busen. Vielleicht war es ihre Rolle, die mit ihrer weinerlichen Art stellenweise nervt. Vielleicht.

Insgesamt bleibt "Titanic" aber ein herausragender Film. Er ist monumental, ergreifend, technisch einwandfrei und ausreichend authentisch. Er ist aber auch wirklich sehr kitschig und schnulzig. Die divergierenden Meinungen sind daher gut nachzuvollziehen. Man sollte ihn aber durchaus einmal gesehen haben.

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