"Titanic" dürfte wohl einer der am meist diskutiertesten Filme aller Zeiten sein und wohl so ziemlich genauso viele Fans wie Hasser haben. Freunde des Cameron-Streifens sind sich einig, dass die wunderbare Liebesgeschichte, vor detailgenauem Aufarbeiten einer der größten Katastrophen aller Zeiten, absolut wunderbar in Szene gesetzt wurde und Kino der absolut besten und elegantesten Sorte ist. Titanic-Hasser behaupten dagegen, dass die Liebesgeschichte nicht nur aufgeblasen wäre, sondern auch kitschig bis zum geht nicht mehr und somit die historischen Begebenheiten in den Hintergrund drängt. Ich persönlich allerdings würde mich, wenn ich mich zu einer Gruppe zählen müsste, definitiv zur ersten Gruppe gesellen. Denn "Titanic" ist aus cineastischer Sicht wirklich Kino at its best, auch wenn kleinere Ungereimtheiten dennoch nicht ganz übersehen werden dürfen.
Und diese Ungereimtheiten kommen hauptsächlich in der Story vor, wobei ich die Mischung aus Liebesgeschichte und auf Mainstream gepressten Historienfilm, eigentlich für recht gelungen halte. Die Story um das reiche aber lustlose Mädchen aus der 1. Klasse, Rose, das sich in einen armen aber lebensfrohen Jungen aus der 3. Klasse, Jack, verliebt, wurde wirklich exzellent auf den Leib des Luxusdampfers Titanic geschneidert. Kitschig wird es dabei zu keinem Zeitpunkt, sondern Cameron ist der Drahtseilakt gelungen, die Liebesgeschichte so romantisch wie nur irgendwie möglich zu halten, ohne dabei die Vorstellung der Charaktere zu vergessen und diese auch durchgängig auf relativ glaubwürdige Art und Weise zu vermitteln. Die strickte Abtrennung der reichen 1.-Klässler-Passagiere und der armen 3.-Klässer-Passagiere, so wie es damals eben leider üblich war, funktioniert hier wirklich prima und lässt keine Wünsche offen. Zudem bleibt die Liebeshandlung auch durchgehend spannend und interessant und besitzt eigentlich keinerlei Längen, da, wie schon geschrieben, auf triefigen Kitsch, sprich auf Szenen mit ständigem Rumgeknutsche etc., wirklich vollends verzichtet wurde.
Auf der anderen Seite dann die Story um das Schiff persönlich, die ebenfalls überzeugen kann. Historiker, die während der Dreharbeiten durchgehend zu gegen waren, haben peinlich genau darauf geachtet, dass sowohl die Bauten des Schiffs als auch die einzelnen Handlungen auf dem Set selbst, so nah wie nur irgendmöglich an der Realität blieben. Zwar muss bei einem Hollywoodblockbuster logischerweise dennoch mit Abstrichen gerechnet werden und kleinere Fehler fallen einem hier und da auch auf (z. Bsp. war der vierte Schornstein auf dem Schiff in Wirklichkeit nur eine Attrappe, im Film raucht dieser aber dennoch schön gemütlich vor sich hin), alles in allem kann man sich hier aber dennoch, mit historischen Genauheit des Films zufrieden geben.
Die kleineren Mankos stehen da eher in der Glaubwürdigkeit der fiktiven Charaktere des Films. Auch wenn die Liebesgeschichte, wie schon erwähnt, alles in allem wirklich überzeugend und schön geraten ist und die Charaktere auch wirklich alle über eine gewisse Tiefe verfügen, so sind doch manche ihrer Handlungen eher fragwürdig, manchmal sogar mit leichten Hang zum Unglaubwürdigen. So ist z. Bsp. der Selbstmordversuch von Rose zwar für den Verlauf der Handlung durchaus nötig, im Endeffekt aber doch wenig glaubwürdig, denn so derart verzweifelt, dass sie zum äußersten Mittel greifen würde um ihr Leben zu beenden, wirkt sie im Vorfeld gar nicht. Oder auch Carls plötzlicher Ehrgeiz wie wild auf das Liebespaar zu ballern, während diese sich einfach, im schon längst unter Wasser stehenden Unterdeck, zu verstecken versuchen, wirkt spürbar aufgesetzt. Diese und noch einigere weitere "Löcher", fallen leider dann doch ein wenig negativ ins Gewicht.
Absolut positiv und zu keinem Moment auch nur der kleinsten Kritik würdig, stellt sich dafür die Inszenierung heraus, die unter der Hand eines hochtalentierten James Cameron, immer noch zum Besten und Aufwändigsten gehört, was das Kino je erlebt hat. Mit einer schier atemberaubenden Detailliebe erweckt Cameron hier das 1912 untergegangene Schiff wieder zum Leben. Man kann sich an den fulminanten Kulissen, den grandiosen Special Effects und den wirklich wunderbaren Kostümen eigentlich nicht genug satt sehen. Ein absoluter Augenschmaus, der wirklich von der ersten bis zur letzten Sekunde vollends überzeugt. Und dazu ein Soundtrack der traumhafter kaum sein könnte und auch bei mir jedesmal, zu Beginn des Abspanns, erfolgreich auf die Tränendrüse drückt (so nun ist es raus!;)). Celine Dions "My Heart will go on" ist sicher einer der schönsten und rührseligsten Songs der Filmgeschichte und James Horners absolut überzeugender Filmscore, erbringt nun auch auf akustischer Ebene (zusammen mit den exzellenten Soundeffekten) alle Ohren zum glühen. Selten waren sowohl die optischen als auch akustischen Merkmale bei einem Film so derart brillant ausgearbeit, als bei "Titanic".
Doch was wäre "Titanic" ohne seine Darsteller? Auch wenn es für die beiden Hauptdarsteller nicht ganz zur Oscarnominierung gereicht hat, zu recht wie ich übrigens finde, so sind Leonardo DiCaprio und Kate Winslet dennoch ein absolutes Traumpaar in ihrem Tun und stellen ihre gegensätzlichen Charaktere wirklich ideal zur Schau. Dazu ein herrlich fieser Billy Zane als Cal, David Warner als Butler Lovejoy und noch viele andere große Gesichter, die den Streifen nun entgültig zu einem Erlebnis machen. Am allerbesten ist und bleibt allerdings auch hier Katey Bates, die ihren leicht verschrobenen Part der "Neureichen" Molly Brown absolut glänzend zur Schau stellt und mühelos jeden an die Wand spielt, der sich ihr auf 100 Meter nähert. Einfach wunderbar!
Fazit: "Titanic", dass ist nicht nur einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, sondern sicher auch einer der Wenigen, die ihrem gigantischen Megaerfolg wirklich (nahezu) rundum gerecht werden. Die Vermischung einer romantischen und dabei nie kitschigen Lovestory und einem historisch ziemlich genauen, wenn auch auf Massenpublikum abgerichteten, Geschichtsfilm ist merklich gelungen, auch wenn kleinere Schnitzer hier und da nicht ganz übersehen werden können. Umgesetzt in einer fantastischen und nahezu einzigartigen Inszenierung, die nun wirklich keinerlei Wünsche mehr in Sachen Detailverliebtheit, Aufwand und Prunk übrig lässt und jedem Kinofreund zeigt, für was das Kino eigentlich gemacht wurde. Dargestellt von einer sehr guten Schauspielercrew und untermahlt mit einem der schönsten Soundtracks aller Zeiten, ist "Titanic" wirklich Kinomagie pur, der sich kein echter Filmfreund entziehen kann. Und so etwas ist in den letzten Jahren leider sehr selten geworden. Danke dafür!
Wertung: 8,5/10 Punkte