Regisseur Corey Yuen Kwai ist hierzulande spätestens seit seiner Mitarbeit an „The Transporter“ bekannt, zeigte sich, nach seinem Weggang aus Hongkong auch für die Actionchoreographie in Jet Lis Hollywood-Filmen „Romeo must die“, „Born 2 die“, „The One“ und „Kiss of the dragon“ verantwortlich. Nun kehrte er wieder in seine alte Heimat zurück, um Frauenpower aus Fernost auf Zelluloid zu bannen.
„So Close“ präsentiert sich deutlich von Hollywood inspiriert, werden Posing, gut aussehende Frauen hier doch deutlich schwerer gewichtet, als eine kniffelige Story. Die Kämpfe sind, trotz ihrer westlichen Einflüsse, jedoch stark traditionell unrealistisch inszeniert, dabei aber sehr spektakulär anzusehen. Der Plot ist hier bloß Mittel zum Zweck: Zwei hübsche Killerinnen, zufälligerweise Schwestern, haben von ihrem verstorbenen Dad das Megaequipment schlechthin geerbt und erweitert, so dass sie nun die perfekten Attentate begehen können. Ihnen auf den Fersen eine Polizistin und ein Auftraggeber, der die beiden beseitigen möchte. Auch wenn das unbeschwerte Leben der beiden, trotz ihres kniffeligen Berufes, auf den Zuschauer etwas befremdend wirkt, gewinnen die beiden unterschiedlichen Charaktere (die eine abgeklärt, die andere draufgängerisch) doch umgehend die Zuschauerherzen. Wer kann zu gut aussehenden, klugen Multitalenten schon nein sagen?
Einmal mehr gilt hier Hirn aus und dem Vergnügen hingeben, wird hier doch Eyecandy pur geboten. Action wird groß, größer, am größten geschrieben, auch wenn klischeehafte Subplots, wie die obligatorische Lovestory, das Feuerwerk etwas stoppen. Die Actionszenen sind bis ins letzte Detail gestylt, strotzen vor Wirework-Akrobatik und hin und wieder auch gut choreographierten Kämpfen. Geballert wird am laufenden Band und mitten im Getümmel die beiden Schwestern, ihnen auf den Fersen die Polizistin mit ihrem leicht vertrottelten Kollegen. Aufdringlich wird mit den weiblichen Reizen gespielt, denn das Haar weht grundsätzlich im Wind (selbst in geschlossenen Räumen) und von Minute zu Minute dürfen Shu Qi und Vicky Zhao knappere Kleidung tragen.
Der Härtegrad fällt hier harmloser als bei Genrekollege „Naked Weapon“ aus, bietet dennoch einige blutige, aber nicht übertriebene Shootouts. Im Übrigen vermeiden es die beiden Bodyguards zu töten und schießen ihnen daher meist in Bein oder andere Gliedmaße. Negativ fallen dabei nur die, verglichen mit aktuellen Hollywoodproduktionen, CGI-Effekte auf, die zwar keinen billigen Eindruck hinterlassen, jedoch die Grenzen Hongkongs zeigen. Als Ausgleich gibt es dafür fast durchgehend helle, futuristische Gebäude, in denen am laufenden Band gefightet wird.
Zur Filmmitte, als die Lovestory sich entwickelt, besitzt der Film leider einen leichten Durchhänger, weil die Figuren nun unbedingt in Flashbacks, näher erläutert werden müssen (Brauchte bei „3 Engel für Charlie“ auch niemand), was den Zuschauer gar nicht so recht interessieren will, weil er statt dessen Action sehen möchte, die dann alsbald auch wieder geboten wird. Der Plot soll sich in Folge wesentlich mutiger entwickeln, als dass bei Hollywood-Produktionen möglich gewesen wäre und soll später dramatisch wie ernst werden, um dann in einem furiosen Schlussszenario, in dem dann natürlich auch wieder eifrig geballert, gefightet und duelliert wird, zu enden.
Schauspielerisch herausfordernd ist „So Close“ zwar in keiner Szene, doch wertet er Frauen nie so sexistisch herab, wie das in „Naked Weapon“ schon fast genüsslich zelebriert worden ist. Das Trio weiß sich durchaus in der kriminellen Männerwelt zu beweisen, täuscht sie zwar mit ihrem Aussehen, braucht nie nackte Argumente sprechen lassen, sondern überzeugen stets mit ihrer kühlen Professionalität. Herausragend hierbei Shu Qi, die ihren Charakter, als einzige, mit etwas mehr Tiefe ausstatten darf, auch wenn die Gewissensbisse doch reichlich hanebüchen wirken. Karen Mok ist als Polizistin tough, leidet sichtlich unter ihrem Kollegen, bleibt dabei aber durchweg sympathisch. Vicky Zhao soll die tragischste Rolle spielen und muss erst final schauspielerische Fähigkeiten zeigen, die sie dann auch routiniert darbringt.
Fazit:
Freunde von Frauenpower made in Hongkong kann „So Close“ bedenkenlos empfohlen werden. Für den großen Sprung reicht es zwar wegen des stupiden Plots und der klischeebehafteten Figuren zwar nicht, aber die stylische Inszenierung, die hübschen Mädels und der Actionoverkill (oft mit Ohrwürmern unterlegt) runden den Film zu einem klasse Eyecatcher ab. Enjoy it!