Review
von Leimbacher-Mario
Bournes kleiner Cousin eröffnet einen Nebenkriegsschauplatz
Bourne ohne Matt Damon - geht das? Lohnt das? Funktioniert das? Das Erbe war jedenfalls riesig & die meisten Leute zurecht sehr skeptisch als Jeremy Renner mit "Bourne Legacy" ein Spin Of startete. Zum Teil hatten die Kritiker recht, denn an die originale Trilogie kommt dieser Ableger kaum heran. Anderseits funktioniert er besser als er eigentlich jedes Recht hätte & steckt meiner Meinung sogar den neuen "Jason Bourne" über weite Strecken in die Tasche. Als Miss kann man diesen Seitenweg der Bourne-Welt also definitiv nicht ansehen. Es ist unverkennbar ein Bourne, die zwei Hauptdarsteller hängen sich voll rein & die Actionsequenzen enttäuschen weder in Länge noch in ihrer Durchschlagskraft. Ehrlich gesagt würde ich eher weitere Renner-Bournes sehen als den gealterten echten Jason Bourne, der in seinem vierten Film arg nachliess...
In "Das Bourne Vermächtnis" geht es um einen weiteren gengedopten Superagenten der amerikanischen Regierung, Aaron Cross. Dieser lässt sich nicht so einfach ausschalten, als seine Regierung alle Bourne-ähnlichen Agenten umbringt, wodurch eine tödliche Verfolgungsjagd beginnt, bei der er noch auf eine Wissenschaftlerin stößt, die ebenfalls auf der wortwörtlichen Abschussliste der durchdrehenden US-Geheimdienste steht... Ab & zu wird auf die gleichzeitig spielende Storyline von Jason Bourne geschwenkt, um eine zeitliche & politische Zuordnung zu gewähren, doch im Grunde konzentriert man sich auf unsere zwei Flüchtenden. Ein pfeilschneller Actionthriller entsteht, der sogar ohne Vorkenntnisse funktionieren kann. Gerade Fans Bourne-mäßiger, schnell geschnittener & recht realistischer Action kommen voll auf ihre Kosten - gerade das letzte Viertel, quasi eine lange Verfolgung, setzt enorm Adrenalin frei. Ein echter Thrilla in Manilla.
Jeremy Renner & Rachel Weisz harmonieren & heben die recht flach gezeichneten Figuren nah an einen heran. Besser hätte man generisches Ausgangsmaterial kaum aufwerten können. Der Rest macht seine Sache ebenfalls ordentlich, selbst wenn diesmal ein denkwürdiger Gegenspieler bzw. Agent fehlt. Die aufklärenden Infos zur genetischen Modifizierung der Agenten erweitern den Bourne-Kosmos fast schon etwas futuristisch & die Konzentration auf ein fliehendes Pärchen, nicht unähnlich zum aller ersten Bourne mit Franka Potente, begrüße ich. Es dauert etwas bis die Jagd ins Rollen kommt & alle Teile an der richtigen Stelle sind, zudem ist die Magie & kinetische Innovation des Franchises natürlich nicht mehr so frisch wie einst. Vielleicht ist dieses Vermächtnis auch eine gute halbe Stunde zu lang. Und doch wird man gut unterhalten & gerade als Fan der Franchise sollte man sich hier kaum beschweren können. Schnell, hart, humorlos, geerdet, kritisch gegenüber dem US-System. Alles wie immer. Irgendwie diesmal etwas anders. Immer noch gut.
Fazit: zwar (mit "Jason Bourne") der schwächste Teil der Bourne-Reihe, aber Bourne ohne Bourne funktioniert trotzdem überraschend effektiv. Die Action reißt mit, Renner macht keinen schlechten Job & Rachel Weisz ist immer eine talentierte Augenweide. Solide, kinetische Actionkost. Tut keinem weh, hätte keiner vermisst.