Wer vom Trailer her einen packenden Actionthriller erwartet, der wird über weite Strecken enttäuscht. Die Einführung Renners in Alaska nimmt zu Beginn viel Zeit in Anspruch und macht die ersten 70 Minuten ziemlich zäh. Höhepunkt ist ein ziemlich dämlicher Kampf mit einem Wolf. Danach wird's aber besser: der aufgepumpte Jeremy Renner stellt einen würdigen Nachfolger dar, der zusammen mit Rachel Weisz, die im Rahmen der Figur gegebenen Möglichkeiten das Beste aus ihrer Rolle herausholt, um die Welt jettet. Der Film folgt dabei dem bewährten Prinzip der Vorgänger ohne auch nur einen Hauch Kreativität zu zeigen. Die Geschichte scheint zeitlich parallel zum letzten Damon-Film zu spielen, so dürfen wir einige alte Bekannte wiedersehen. Die Neuen, Edward Norton und Stacy Keach, sind ok, haben jedoch nicht viel mehr zu tun, als die ganzen Ereignisse und Verschwörungen zu zerreden und sich mal mehr, mal weniger schockiert darüber zu äußern.
Die Actionszenen sind weitesgehend gelungen, jedoch zu kurz und zu selten um dem Film wirklich Fahrt zu geben. Wirklich große oder gar großartige Actionszenen gibt es, wenn überhaupt, erst mit der finalen Verfolgungsjagd. Die ist zwar durchaus gelungen, jedoch durch extreme Nahaufnahmen und exzessive Wackelkamera sehr unübersichtilich, weshalb sich ein Teil der Stunts nur noch erahnen lassen.
Die Geschichte ist ganz nett, wirklich neue Aspekte im Bourne-Universum sucht man - abgesehen von den komischen Pillen, die die Agenten mental verändern sollen, - mit der Lupe, ebenso wie eine finale Konfrontation mit zumindest einem der Hintermänner. The Bourne Legacy ist nicht völlig misslungen, dazu ist er zu kompetent inszeniert und durchaus unterhaltsam, jedoch ist er gut eine halbe Stunde zu lang und zielt brutal auf eine Fortsetzung ab, so wirkt der Film am Ende wie der überlange Prolog eines kommenden Films. Das macht ihn - auch angesichts der harten Konkurrenz - als Sommer-Blockbuster zu einer ziemlichen Enttäuschung.
6/10