Die 15jährige Musterschülerin Molly Stewart geht, seit sie vor drei Jahren von ihrer Rabenmutter verlassen wurde, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen nachts unter dem Namen „Angel“ auf dem Sunset Boulevard anschaffen. In letzter Zeit ist die Arbeit auf dem Strich jedoch um einiges gefährlicher geworden, denn ein irrer Serienkiller hat es auf sämtliche Nutten abgesehen und auch schon einige von Mollys Freundinnen auf dem Gewissen. Der ermittelnde Polizist Andrews ist allerdings auch nicht in der Lage, das junge Mädchen, das als einzige Augenzeugin eine vage Beschreibung des Täters liefern kann, vor dem Psychopathen schützen. Nach einigen weiteren Morden besorgt sich „Angel“ schließlich eine Knarre und macht auf eigene Faust Jagd auf den Schlitzer… Dieser einigermaßen unterhaltsame B-Thriller mutzt die schrille Kulisse des nächtlichen Los Angeles und das Tabu-Thema „Kinderprostitution“ lediglich dazu, um ein paar markante Farbtupfer innerhalb der sattsam bekannten Psychopathen-Story zu setzen. Um eine krass-realistische Darstellung des Milieus mit all seinen Gefahren und Untiefen geht es Regisseur und Co-Drehbuchautor Robert Vincent O’Neill nämlich keinesfalls, denn dazu ist die Riege an bizarren Neben-Figuren zu skurril überzeichnet, das gesamte Ambiente durch und durch unglaubwürdig, und die Schilderung der Situation der minderjährigen Protagonistin dermaßen verklärt, dass man sich stellenweise fragt, wo denn überhaupt das Problem liegt. Die Schattenseiten des Prostituierten-Daseins werden da ganz nonchalant ausgeblendet, weswegen die schnuckelige Donna Wilkes (die zwar hübsch ist, aber beim besten Willen nicht als 15jährige durchgeht) sich auch nicht durch irgendwelche breit ausgewalzten Sex-Szenen mit schmierigen Freiern kämpfen muss, sondern eigentlich immer nur auf dem Bürgersteig auf und ab marschiert. Da wirkt der Kinder-Strich fast schon wie eine echte Alternative zum Zeitungen-Austragen, sucht hier noch jemand einen Ferien-Job? Ernsthafte Statements zur Thematik gibt „Angel“ demnach nicht ab und ist demnach auch nicht wirklich eine brauchbare Milieu-Studie, sondern aufgrund der kruden Details am Rande, einiger unpassender humoriger Einlagen (von denen die meisten allerdings auf das Konto der blödeligen deutschen Synchronisation gehen), und des satten 80er-Feelings eher ein reines, campiges Cheesefest. So betrachtet wäre das Ganze für den beinharten Genre-Fan auch kaum von Interesse… wenn da nicht die Szenen mit dem irren Nutten-Killer wären, der von dem ewigen Neben-Darsteller John Diehl recht eindringlich gemimt wird. Seine Auftritte funktionieren nämlich allemal wie beabsichtigt und sorgen dafür, dass sich „Angel“ prima neben solchen Sickies wie „Maniac“ oder „Todesschrei per Telefon“ macht, die auch mit recht illustren, geisteskranken Mördern aufwarten konnten. Die wenigen Morde, die eher zurückhaltend geschildert werden, kennzeichnen die Angelegenheit dann doch noch irgendwie als waschechten Genre-Vertreter und retten den Streifen über so manchen allzu peinlichen Moment hinweg. Der Sleaze-Faktor ist zudem recht gering, mehr als ein paar kurze Nackedei-Einlagen unter der Dusche in der Mädchen-Umkleide sind nicht drin. Und dann zieht noch nicht mal die Hauptdarstellerin blank, obwohl von der Geschichte her eigentlich mehr als genug Gelegenheiten dafür da wären, was die Titelfigur leider insgesamt betrachtet nur noch weniger nuttig dastehen lässt... nee, so wird das nix…
6/10