Review

Eurotika! Staffel 1 - Review

In ihrer zwölfteiligen, für den britischen TV-Sender Channel 4 produzierten Dokumentationsreihe Eurotika! werfen Andrew Starke und Pete Tombs einen Blick auf das europäische Exploitationkino, wobei das Hauptaugenmerk, wie der Name schon dezent andeutet, auf Sex und Erotik liegt. Der Horror-Aspekt wird jedoch keineswegs vernachlässigt, weshalb Eurotika! einen schönen Überblick über das breite Spektrum gibt, in welchem sich der europäische Genrefilm in seiner Blütezeit frei von allen Zwängen bewegte. Da die enorme Informationsfülle interessant aufbereitet und kompakt serviert wird (die Episoden laufen allesamt knapp fünfundzwanzig Minuten), ist diese ambitionierte Genre-Show sowohl für Laien als auch Experten essentiell. Natürlich muß man sich bewußt sein, daß Starke und Tombs nur an der Oberfläche kratzen - zu mehr reicht die vorhandene Zeit einfach nicht -, aber sie kratzen immerhin an einer Oberfläche, an der nur sehr, sehr selten gekratzt wird. Die zwölf Folgen lauten wie folgt:

Ep.1.1: Virgins and Vampires
Ep.1.2: The Diabolical Mr. Franco
Ep.1.3: Blood and Black Lace - The Italian Horror Film
Ep.1.4: From Barcelona... to Tunbridge Wells
Ep.1.5: French Blue
Ep.1.6: José Bénazéraf - A Life in Four Chapters
Ep.1.7: So Sweet, So Perverse
Ep.1.8: Strange Behaviour
Ep.1.9: Is There a Doctor in the House?
Ep.1.10: I am a Nymphomaniac - The Erotic Films of Max Pécas
Ep.1.11: Blood and Sand
Ep.1.12: The Blood Beast: The Films of Michael Reeves

Die verschiedenen Episoden sind alle nach dem gleichen Schema aufgebaut. Zu Wort kommen die Filmemacher, so ihnen denn eine Folge gewidmet ist, ebenso wie einige ihrer Weggefährten, manchmal ergänzt mit Kommentaren von Filmkritikern (wie Francis Moury oder Kim Newman) und/oder Genrebuchautoren (wie Stephen Thrower oder Tony Crawley). Gewürzt werden die Interviews mit zahlreichen prägnanten, aussagekräftigen Filmausschnitten, aber auch Filmposter und Standfotos kommen nicht zu kurz. Und garniert wird das Ganze dann noch von Penelope McGhies so angenehmer wie melodischer Stimme aus dem Off, welche Hintergrundwissen vermittelt, Zusammenhänge erläutert und die Zuschauer auf charmante Weise mit Informationen versorgt. Dank Eurotika! feiert man so ein Wiedersehen mit mehreren wichtigen Filmemachern, die die Genres Eurohorror bzw. Eurosex entscheidend mitgeprägt haben. Viele dieser umtriebigen Regisseure, Künstler, Visionäre, Auteurs - oder wie immer man sie nennen mag - sind in der Zwischenzeit den Weg alles Irdischen gegangen... doch ihre beeindruckende und zum Teil äußerst umfangreiche Hinterlassenschaft bereitet uns nach wie vor viel, viel Freude.

Im Zentrum der ersten Episode Virgins and Vampires steht Jean Rollin (1938 – 2010), während sich Folge zwei, The Diabolical Mr. Franco, Jesús Franco (1930 – 2013) zur Brust nimmt. Blood and Black Lace - The Italian Horror Film liefert einen kurzen Überblick über Horror all'Italiano, und in From Barcelona... to Tunbridge Wells dreht sich alles um Vampyres-Regisseur José Ramón Larraz. Episode fünf, French Blue, widmet sich dem französischen Sexfilm, und die nächste Folge José Bénazéraf - A Life in Four Chapters stellt uns den kontroversen Erotikfilmer José Bénazéraf (1922 – 2012) vor. So Sweet, So Perverse portraitiert einige Ladies des europäischen Exploitationkinos, während Strange Behaviour einen Blick auf die berühmte Produktionsfirma Eurocine wirft. "Mad medics, sick surgeons and psychotic scientists" (wie es Penelope McGhie formuliert) treiben in Is There a Doctor in the House? ihr Unwesen, und in der zehnten Folge I am a Nymphomaniac - The Erotic Films of Max Pécas steht der Franzose Max Pécas (1925 – 2003) Rede und Antwort. Um den spanischen Horrorfilm geht es in Blood and Sand, und die letzte Episode The Blood Beast: The Films of Michael Reeves hat die kurze Karriere des Briten Michael Reeves (1943 – 1969) zum Thema. Neben den bereits erwähnten Namen (mit Ausnahme von Michael Reeves natürlich) kommen u. a. auch Paul Naschy (1934 – 2009), Amando de Ossorio (1918 – 2001), Erika Blanc, Brigitte Lahaie, Renato Polselli (1922 – 2006), Jorge Grau, Orchidea de Santis, Daniel Lesoeur, Michel Lemoine (1922 – 2013) und Daniela Giordano - mal mehr, mal weniger ausgiebig - zu Wort. Ein tolles Dutzend, das Andrew Starke und Pete Tombs da mit Eurotika! auf die Beine gestellt haben. Schade ist lediglich, daß es bei nur einer Staffel blieb, wo es doch noch genug Lohnenswertes zu entdecken gäbe.

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