Review

Deja Vu in ganz nett

Sam Raimi hat Anfang des neuen Jahrtausends in Sachen Superheldenfilme keine Steine, sondern ganze Berge versetzt mit seiner "Spider-Man"-Trilogie (selbst wenn Teil 3 alles andere als gut war). Und in den neuen "Spider-Man: Homecoming" habe ich mich Hals über Kopf verliebt. Wo bleibt da "The Amazing Spider-Man"?

Er geht ganz einfach unter. Völlig zu recht, da er zwar kein übler Film ist und Andrew Garfield seine Sache solide bis stark macht, doch wirkliche Daseinsberechtigung bringt das diesem uninspirierten Spidey-Abklatsch nicht. Er ist besser als "Spider-Man 3" und viel besser als seine eigene Murks-Fortsetzung - das war es dann aber in Sachen Spider-Man-Hierarchie. In diesem Reboot erleben wir wieder, wie der Schüler Peter Parker von einer Spinne gebissen wird, sein Onkel ermordet wird usw. Und dann kämpft er zur Abwechslung mal gegen eine Riesenechse. Immerhin ein neuer Bösewicht. Und eine neue Freundin. Diesmal Gwen Stacy und nicht MJ. Und trotzdem bleibt viel zu wenig längerfristig in Erinnerung...

Nicht falsch verstehen, gerade als Spidey-Fanboy kann man mit dieser düsteren Version schon seinen Spaß haben, ein paar leicht veränderte Facetten seines Lieblingscharakters entdecken. Kein Wunder, dass zum Kinostart die Kritiken überwiegend positiv waren. Doch mit der Zeit muss sich der Film eingestehen, gegen seine filmischen Brüder gnadenlos abzustinken und schlecht zu altern. Und Letzteres zu einem 5 Jahre alten Film zu schreiben, müsste eigentlich schon alles sagen.

Der Antagonist ist zwar neu aber vollkommen unnötig und unmotiviert. Sein "Grund" für seinen finalen Plan absolut lachhaft, seine Kehrtwend eim letzten Moment ebenso. Die Effekte sind sehr gut aber nicht bahnbrechend. Die Action ist nett aber ebenfalls alles andere als neu. Und der dunkle Ton passt nicht immer zur gut gelaunten Spinne aus der Nachbarschaft. Hier fühlte man sich wohl durch die Nolans-Batmans unter Zugzwang gesetzt. Richtig cool finde ich nur die wenigen Sequenzen aus der Egoperspektive und die funkensprühende Liebe zwischen Peter und Gwen - kein Wunder, sind Andrew Garfield und Emma Stone doch auch in echt ein Traumpaar. Ohne die Zwei wäre "The Amazing Spider-Man" noch um Einiges belangloser, planloser, ärgerlicher.

Fazit: "The Amazing Spider-Man" ist kein wirklich schlechter Film, die Chemie zwischen Garfield und Stone zischt und rettet viel - doch gebraucht hat die Welt diesen lauwarmen, trüben Aufguss nicht. Relevant sind nur die Raimi-Trilogie und Homecoming.

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