Hohe Maisfelder eignen sich immer wieder hervorragend, um im Horrorbereich Suspense zu schüren, denn wie so oft ist das Ungesehene viel unheimlicher als ein Monster oder eine dämonische Kreatur. Allerdings versucht die zweite Regiearbeit des Duos Mattera/ Mazzoni zuviel in der Erzählung unterzubringen, was einige eingefleischte Genrefans auf eine harte Geduldsprobe stellen dürfte.
Oktober 1973: Der achtjährige Steven wohnt für eine Weile bei seinen Großeltern auf dem Land, bis sich seine zerstrittenen Eltern über ihre Beziehung klar werden. Immer wieder warnt ihn seine Großmutter, nicht das angrenzende Maisfeld zu betreten, doch Steven missachtet die Regel und findet eine Frauenleiche. Zwar schenken ihm seine Großeltern keinen Glauben, doch kurz darauf mehren sich unheimliche Ereignisse...
Es ist eine Mischung aus Kindheitserfahrung und Mystery, die in recht ruhiger Erzählweise, meistens aus Stevens Sicht vorgetragen wird. Der Junge wird Zeuge, wie Dad aus Wut eine Waffe auf seine Mom richtet, welche sich wiederum häufig in Kneipen herumtreibt. Folgerichtig landet er bei Oma und Opa, die ein recht skurriles, jedoch äußerst herzliches Paar abgeben. Zeitgleich ist in den Medien von Charles Manson die Rede, während sich im Ort einige mysteriöse Hippiemädchen herumtreiben. All diese Eindrücke muss der unerfahrene Steven verarbeiten, der bei seiner ersten Begegnung mit einem Dunkelhäutigen beinahe verängstigt erscheint.
Die Hauptattraktion ist natürlich das dichte Maisfeld, welches die Kamera souverän und effektiv einfängt. Hier mal eine Hatz, dort mal ein Anpirschen, dann eine Silhouette im Halbdunkel, Flüsterstimmen aus dem angrenzenden, verwaisten Freizeitpark und natürlich die Frauenleiche, die das Ganze erst ins Rollen bringt.
Bei alledem spielen die Spukeffekte jedoch eine deutlich untergeordnete Rolle, auch wenn hin und wieder ein Schatten vorbeihuscht oder eine bizarre Gestalt aus dem Freizeitpark in Erscheinung tritt. Die Erzählung ist stark auf das Zusammenspiel der Figuren konzentriert, was reinen Horrorfans kaum schmecken dürfte. Folgerichtig fühlt sich der Stoff über weite Teile eher wie ein Familiendrama mit viel Coming-of-Age an, bei dem die Figurenzeichnungen zwar ohne Frage gelungen sind, die Anteile in Sachen Mystery und Grusel bis zum Showdown merklich zurückgehalten werden.
Ansonsten punktet die ländliche Atmosphäre der Siebziger, als man noch täglich zum Milchbauern ging und es im Tante-Emma-Laden diese riesigen Gläser mit Naschzeug aus Weingummi gab. Settings wie ein düsterer Kuhstall oder der Freizeitpark können dabei ebenso überzeugen wie der kurze, jedoch temporeiche Showdown, der beinahe in Richtung Home Invasion abdriftet, nur die Auflösung dürfte manchem Betrachter unzureichend erscheinen, wobei diesbezüglich noch einmal die Sichtweise der Hauptfigur erwähnt sei.
Ein unbefangener und neugieriger Junge trifft auf mysteriöse Vorkommnisse in einem Maisfeld, - das ist überwiegend grandios performt, handwerklich sauber in Szene gesetzt und mit kleinen Humoreinschüben angereichert. Doch bei alledem seien Gruselfreunde vorgewarnt, denn die Geschichte birgt zwar ein paar atmosphärische Höhepunkte, doch in Sachen Schock und Horror kommt kaum etwas zustande. Infolgedessen sollte man gleichermaßen ein Faible für Kindheitserlebnisse mitbringen, denn wer hier das blutige Abschlachten durch die üblichen Verdächtigen sucht, dürfte eher enttäuscht werden.
Von den narrativen Schwerpunkten her ein wenig unglücklich gewichtet und auch nicht immer konsequent durchdacht, ansonsten jedoch ein ungewöhnlicher Streifen, der sich wohltuend von der Masse abhebt.
Knapp
7 von 10