Review

kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 24.02.2013

Bei "Six Bullets" handelt es sich um ein äußerlich hässliches Ostblockfilmchen mit unschönen Farbfiltern, teilweise sehr miesen Nebendarstellern (von denen man annimmt, dass sie gleich nach Drehschluss vor Ort ihrem alltäglichen Beruf nachgehen), seltsamen Anschlussfehlern und Unstimmigkeiten im Detail (in einer Szene sieht man überdeutlich, wie man die gleichen Statisten immer wieder aufs Neue durchs Bild laufen ließ), da nehmen sich die Van Dammes, Seagals und Lundgrens alle nicht viel. Die Sehnsucht nach größeren, teureren Locations wird gleich in einer der ersten Szenen noch thematisiert, als der Kämpfer die Hoffnung äußert, demnächst wieder Jobs in Paris annehmen zu können.

Allerdings treibt das gut abgekupferte Drehbuch (nach wie vor besser als schlecht erfunden, oder?) in regelmäßigen Abständen an und befreit auch Van Damme aus der (gespielten?) Lethargie, zumal er sich mit dem Elternpaar des verschwundenen Mädchens immer wieder abwechselnd pusht - wenn der eine gerade in Selbstmitleid zerfließt, nimmt der andere das Heft in die Hand. So wird der Menschenhändlerring nach und nach auseinandergenommen, stets garniert mit Drehbuchüberraschungen, die man zwar schnell durchschaut hat, aber dennoch stets willkommen heißt, weil man weiß: Demnächst ist wieder ein netter Adrenalinstoß fällig. Bemüht wird sich sogar um Abgründe bei der Hauptfigur und um eine differenzierte Zeichnung vermeintlich unwichtiger Nebenfiguren. Zum Teil wirkt das zwar unbeholfen, andererseits steht "Six Bullets" inhaltlich klar über vielen anderen Vertretern seiner Gattung. Hat man sich also einmal an den öden Einheitslook gewöhnt, wird man gerade da mit einem hohen Unterhaltungsfaktor belohnt, wo man ihn nicht erwartet hätte.

*weitere Informationen: siehe Profil

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