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Durch seine Rolle als Bösewicht in "The Expendables 2" hat auch Jean-Claude Van Dammes Filmographie wieder ordentlich Zuwachs bekommen. Mit Regisseur Ernie Barbarash (Cube Zero, Echoes 2) arbeitete der Belgier schon in "Assassination Games" zusammen, das zweite Zusammentreffen mit Scott Adkins für den Zuschauer leider eine Ernüchterung. Barbarash war hier kein Vorwurf zu machen und auch in "Six Bullets" liegen die Schwächen mehr am Drehbuch, als an der Regie. Deutlich durch "96 Hours" inspiriert geht es um eine Entführung, doch zackig erzählt sieht eben anders aus, "Six Bullets" kommt auf knappe zwei Stunden Laufzeit, kann das tatsächlich gut gehen?
In einigen Passagen hält man sich zu sehr mit Nebensächlichkeiten auf, zum Beispiel wenn unser Held ständig in Selbstmitleid versinkt aufgrund eines verpatzten Einsatzes, aber die simple Geschichte ist erstaunlich packend inszeniert und bietet ein paar sehr spannende Momente. Gerade die Thematik Kindesentführung punktet immer wieder, weil es leider in der Realität immer wieder passiert. Hier steckt eine Organisation dahinter, natürlich darf das korrupte Behördenmitglied nicht fehlen und nebenbei hat man auch noch einen Deal mit einem Scheich laufen. Alles recht typische Elemente einer mäßigen Story, die über die gesamte Distanz recht vorhersehbar bleibt.

Samson Gaul (Jean-Claude Van Damme) war einst ein Legionär, nun ist er Söldner und spürt vermisste Personen auf. Jetzt soll er die Tochter des MMA-Fighters Andrew Fayden (Joe Flanigan) aufspüren, die wurde aus dem Luxushotel in Rumänien gekidnappt. Zusammen mit seinem Sohn Selwyn (Kristopher Van Varenberg) stößt er auf ein Verbrechersyndikat, angeführt vom korrupten Geheimdienstchef Stelu (Louis Dempsey).
Barbarash stellt nicht nur Samson in den Fordergrund, sondern auch die verzweifelten Eltern des entführten Mädchens. Diese versuchen sogar selbst zu ermitteln und geraten dabei meist in eine Bredouille, aus der sie Samson dann befreien muss. Der holt sich seine Informationen auf andere Art, nämlich meist durch Folter. Mit Hilfe seines großen Waffenarsenal bricht er mal eben in die gut bewachte Villa eines Gangsterbosses ein. Doch es kommen nicht nur Schusswaffen, sondern auch Rauchbomben, Säure und ein vergifteter Kugelschreiber zum Einsatz. Das Budget dürfte recht passabel gewesen sein, denn die Explosionen sehen ordentlich aus, neben ein paar Autos darf auch eine ganze Villa zu Beginn in die Luft gejagt werden.

Die Actionszenen sind auch gut gemacht, leider etwas zu rar gesäht und meist recht kurz. Ein kleiner Wehrmutstropfen, Van Damme hat keinen richtigen Zweikampf gegen einen ebenbürtigen Gegner zu bestehen, dennoch darf er einige Tritte und Schläge anbringen und seine Gegner auch mit dem Messer bearbeiten. Die Choreographien schauen ordentlich aus, die nötige Härte ist vorhanden und besonders die Keilerei im Club macht richtig Laune. Im langen Finale stört etwas der ungewöhnliche Tod des Entführers, gerade hier wären Van Dammes Kampfkünste lieber gefragt gewesen, aber der Gute wird eben nicht jünger. Dafür schauspielert er heute auf einem ganz anderen Niveau. Emotionen glaubwürdig zu verkörpern sind für ihn kein Problem, den kernigen Söldner mit Schuldgefühlen nimmt man ihm ab. Dabei darf man den restlichen Cast nicht außer Augen lassen, der auch gute Leistungen abliefert. Sohn Kristopher und Tochter Bianca Van Varenberg erbten auch eine Nebenrolle.

Es fehlt die außergewöhnliche Note, das letzte Etwas. Dennoch ist "Six Bullets" überdurchschnittliche B-Actionkost, wenn auch etwas lang geraten. Optisch sehr gut in Szene gesetzt und die sparsam gesetzte, aber gut verteilte Action ist auf gutem Niveau. Die gängige Story ist zudem einnehmend erzählt, teilweise richtig spannend und kompromisslos, obwohl das Happy End immer in Sicht ist.

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