Dennis „Spider“ Cleg kommt aus einer psychiatrischen Anstalt frei und zieht in eine heruntergekommene Londoner Pension. In der näheren Umgebung befindet sich sein altes Elternhaus, an das er sich nur mit Schaudern erinnert: Hat doch sein Vater die Mutter umgebracht und gleich darauf ein Flittchen ins Haus geschleppt! Dennis erlebt diese Stationen seiner Kindheit noch einmal in einer Art Tagtraum und muß zu seinem Erschrecken feststellen, daß die Pensionswirtin der gehaßten Geliebten des Vaters von Tag zu Tag ähnlicher wird. Dennis schmiedet einen Plan, um die Frau endgültig loszuwerden...
Ein unheimlicher Psychothriller, wie uns das DVD-Cover verspricht, ist David Cronenbergs „Spider“ nun wahrlich nicht. Eher trifft da schon die Beschreibung Psychodrama oder –studie zu. Nichtsdestotrotz ist „Spider“ aber ein faszinierender Film, der voll und ganz in das Oeuvre des Kanadiers passt – und unheimlich ist er auch, wenn auch auf andere, ihm eigene Weise. In beklemmenden Bildern gibt Cronenberg einen Blick auf das Innenleben eines Soziopathen preis und präsentiert dem geneigten Zuschauer damit sogar einen Mörderplot, der sich erst im letzten Moment auflöst. Ralph Fiennes in der Haupt- und Titelrolle ist glänzend besetzt – wie übrigens auch alle anderen Nebenfiguren – und kann auf eindrucksvolle Weise zeigen, daß er mehr drauf hat als nur Hollywood-Serienkiller à la „Roter Drache“. Die verschachtelt erzählte, zutiefst verstörende Geschichte mit ihren vielen Rückblenden (gewöhnungsbedürftig: der junge und der alte Dennis begegnen sich dabei!), erscheint auf den ersten Blick ziemlich schlicht inszeniert, doch spätestens beim nochmaligen Sehen offenbart sich auch auf dieser Ebene ein kleines Meisterwerk. Auf DVD 16:9. Des weiteren mit Miranda Richardson, Gabriel Byrne, John Neville, Lynn Redgrave u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin