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Dem Einen Freud ist des Anderen Leid. Eine Gesetzmäßigkeit, die das Thema des Filmes ebenso umschreibt wie sein Produktionsumfeld im Allgemeinen, stellt doch das Chinesische Kino seit wenigen Jahren in Sachen Aufschwung und Umsatz die plötzliche Sperrspitze Asiens und aktuell gar manche interessante Mischungen aus Blockbuster und noch angenehmer Künstlichkeit mit Stärken in der Kreativität dar. Lange zumindest gefühlt reine Propaganda oder den seichten bzw. den fragilen Dramen und Komödienkreis fixiert, steht mittlerweile das Interesse der Produzenten und überraschender- und dienlicherweise auch der Zuschaue für Mehr als dem Schein bereit. Gerade gegenwärtig in 2012 werden mit An Inaccurate Memoir, Guns and Roses, The Four prominente und kommerzielle Beispiele mit formaler und narrativer Ideenkraft, aber auch der Verankerung in Tradition und gleichzeitig Moderne und dort mit eventuellem Haltbarkeitsdatum entwickelt.

Guan Hus Design of Death, basierend auf Chen Tiejuns Roman, eine Mischung und Thriller, medizinischem Krimi und Schwarzer Komödie mit viel Drameneinschlag, ist als zweite Geige dieser Szenerie auf eher wandelndem Pfad. Der große Wurf mag aufgrund der angesprochenen Themen und seiner Behandlung nicht gelingen, die erhellende Zwischenlektüre mit Ansätzen für Mehr dafür schon:

China, in den Frühen Vierzigern des letzten Jahrhunderts. Als ein Arzt [ Simon Yam ] per Zwischenreise erneut in das "Long Life Village" inmitten einer abgeschotteten Bergstraße kommt, um die Meldung einer Epidemie zu überprüfen, findet er den Bewohner Niu Jieshi [ Huang Bo ] vor der Toren der Örtlichkeit zum Sterben abgelegt, und kann diesbezüglich auch auf keine weitere Anteilnahme der restlichen Bevölkerung zählen. Vielmehr wird dem bald daraufhin Verschiedenen die Schuld an der um sich greifenden Infektion gegeben, auf dessen Erforschung der sich von der Rückweisung nicht erschüttern lassende Arzt auf ein schreckliches Geheimnis stößt. Nach und nach setzt sich ein Puzzle aus Einzelteilen zusammen, dass sowohl die junge und stumme Witwe Ma [ Yu Nan ], den Bürgermeister [ Ma Jingwu ] und den lokalen Arzt Dr. Niu [ Alec Su ] involviert.

Woanders übliche Überschneidungen zum nunmehr darbenden und teils aufgekauften, teils übergewanderten Hong Kong Kino sind hier nicht oder nur rudimentär, einzig in der Mitwirkung Simon Yams und darüber hinaus selbst mit eifrigen Suchen zu finden. Dienen kann das Werk, dessen Originaltitel übersetzt einfaches "Killing" bzw. "Ich gelobe, mich darin zu üben, kein Lebewesen zu töten" impliziert, dafür mit einer zwiespältigen, und sich erst spät die Entscheidung einfach machenden Seelen- und Gesellschaftsporträt. Ein Ort stellt den Schauplatz der Rätsel und Zeitsprünge dar. Die Masse ist anonym, und nur selten namentlich oder gar mit eigenen Aussagen charakterisiert. Ansichten, Stimmungen und auch das Ermessen wechselt ihre Richtungen und erweckt den bitteren Ernst aus anfänglichen Spaß und Spiel.

Die Person, um die sich die Handlung dreht, ist eigentlich nur in der Rückblende lebendig, dafür dann dort umso mehr. Jieshi ist ein Störenfried par excellence, eine wandelnde Nervenkrise, der nicht beizukommen und durch die Anfeindungen und Ärgernisse seiner Mitbewohner gar noch angezogen scheint. Kein Fettnapf ist ihm peinlich und keine Schandtat, wie vom aktiven Voyeurismus, vom Bad im Heiligen Wasser mitten zur Predigt oder weitere Bloßstellungen sind ihm zu schad. Peinlichkeit als Fremdwort, Moral und Ehre und Sitte und Anstand auch. Ein Haßobjekt; nicht nur dem der Dorfbevölkerung, sondern durch wildes Grimassieren, Fluchen und eine hektische Betriebsamkeit, die sich die Inszenierung oftmals anstrengend adäquat zu Eigen macht, eine unleidliche Person des Zuschauers auch.

So ist die erste Hälfte oftmals reine Provokationen, Wiederholungen von Drohungen, von Beschwerden und Ignoranz, wenig bis eigentlich und selbst als Schwarze Burleske nicht lustig im eigentlichen Sinn. Die Kamera springt und rast durch das in und aus dem Fels gehauenen Ort; ein trubelhafter Kosmos voll Treppauf und Treppab und Verzweigungen bis in das letzte Eck. Die Gegend [um das 2000 Jahre alte Taoping Qiang Village] der Sichuan Province ist karg, grau und unfruchtbar. Das Wetter bescheiden, wirkt entweder entzerrend trocken oder ganz einfach nur 08/15 Trist. Die Architektur des "Mysterious Oriental Castle" ist geschlagener Stein, interessant auf den ersten und den zweiten, aber ansonsten nur ein trübseliger und unwohnlicher wirkenden walled city Anblick. Man rühmt sich Hundertjähriges Leben als Denkmal zu besitzen, vielmehr erscheint das Dorf aber keine Reise, keine Einkehr, kein wirkliches Leben, sondern nur Streiterei um der Streiterei willen wert.

Die Umkehr kommt erst mit dem Tod, so wie auch das Duell erst mittig und dann in vielen kleinen Paaren erscheint. Westliche Medizin gegen Chinesische Pharmazie. Außenseiter gegen Gemeinschaft. Regeln gegen Bruch. Eine menschliche Seite kommt erst dann hervor, als die Verletzlichkeit Niu Jieshis fortschreitet, ebenso wie die Mehrdeutigkeit seiner Figur sich erst von der Betrachtung im Nachhinein her und mit veränderten Augen des Arztes, vielleicht auch beider Ärzte, dem Guten in der Geschichte und dem Täter ergibt. Wie im Krimi und seiner nachziehenden Aufklärung werden die Geschehnisse detektivisch akkurat beleuchtet, die heimliche Verschwörung, die feige Vergiftung, das Bimmeln der Totenglocken als konspiratives Zeichen demaskiert. Eine Raffinesse, die die bisher gemachten Handlungen und seine Empfindungen entweder in das Gegenteil, oder zumindest in ein anderes Licht rückt, was als innere Emotionalität und Spannung trotz viel Über-Anstrengung aller Darsteller und dem tatsächlich Zum-Sterben-Darniederlegen des Filmes mit manch Horror in den Bildern und Gefühlen funktioniert.

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