In Zeichnungen alter Kulturen werden Sternenkarten entdeckt, die wohl den Weg zu außerirdischen Lebewesen zeigen. Um dieses Leben zu finden, möglicherweise den Ursprung der Menschheit zu klären, fliegt ein Forscherteam auf den Planeten, auf dem Aliens vermutet werden. Sie ahnen nicht, in welche Gefahr sie sich begeben.
Schon früh wird klar: In “Prometheus“ geht es um alles. In Höhlenmalereien wird auf einen Planeten verwiesen, von dem die Menschheit zu stammen scheint. Wo kommen wir her? Vor Ort entdecken die Forscher eine gewaltige Skulptur sowie die sterblichen Überreste außerirdischer Wesen, die die Menschen wohl herangezüchtet haben. Wer hat uns erschaffen? Sie finden heraus, dass die Schöpfer der Menschheit diese wieder auszurotten versuchten. Warum eigentlich?
Dabei sollte Ridley Scotts Film eigentlich ein Prequel zu seinem Sci-fi-Horror-Film “Alien“ werden, der seinerzeit weit weniger bedeutungsschwer daherkam. Lang war diskutiert worden, ob und wann das Projekt denn nun endlich zustande kommen würde, die Erwartungen waren hoch, weil Ridley Scott höchstpersönlich die Regie übernahm, hier zu seinen filmischen Anfängen zurückkehrt, nachdem er mit “Blade Runner“, “Gladiator“, “Black Hawk Down“ und “American Gangster“ zahlreiche Kultfilme und mehrfach oscarprämierte Meisterwerke abgeliefert hatte.
Und “Prometheus“ liefert genau das, was man sich von einem “Alien“-Prequel von Ridley Scott erwarten konnte. Eine zweistündige Bilderflut, die visuell durchweg virtuos inszeniert ist, immer wieder mit neuen, berauschenden Eindrücken daherkommt. Egal, ob das Raumschiff gerade sanft durchs All gleitet oder die Forscher mit allerlei technischem Spielzeug die dunklen Alptraumwelten auf dem fremden Planeten erkunden, Scott liefert immer wieder Bilder, die an Brillanz kaum zu übertreffen sind, die außer ihm kaum ein Regisseur einzufangen vermag. Hinzu kommen hervorragende Effekte sowie sehenswerte Action-Szenen, die nicht hektisch zerschnitten, sondern in monumentalen Totalansichten eingefangen werden.
Mit seinen düsteren, bedrückenden, aber dennoch edlen Bildern erzeugt Scott eine dichte Atmosphäre, die mit dem passenden Score durchweg aufrechterhalten werden kann. Scott erreicht damit einen hohen Spannungsbogen, der auch darauf zurückzuführen ist, dass er immer wieder interessante Fragen aufwirft. Die elementaren Fragen eben. Dann lässt er seinen Film in den Überlebenskampf der Forscher münden, die es mit allerlei extraterrestrischem Ungeziefer zu tun bekommen und vermag es so, auch weiterhin die Spannung hochzuhalten, zumal er die eine oder andere Wendung bereithält, die nicht so einfach abzusehen ist.
Dabei kann er sich auf sein ausgesprochen starkes Darstellerensemble verlassen, das viele interessante Schauspieler umfasst, die in letzter Zeit Aufsehen erregen konnten. Da wäre Noomi Rapace, die hier in der Hauptrolle zu sehen ist und nach ihrer sehenswerten Darstellung als Lisbeth Salander in den schwedischen Verfilmungen der “Millenium“-Trilogie erneut ihr Können unter Beweis stellt. Ebenso sehenswert ist Michael Fassbender, der spätestens seit “Shame“ zu den momentan besten Charakterdarstellern Hollywoods gezählt werden kann. Fassbender spielt den seelenlosen Androiden, der nur selten so etwas wie menschliche Regungen zeigt, mit beeindruckender Kälte, ohne dass sein Charakter zur Witzfigur verkommt. Daneben gibt es eine gewohnt gute Charlize Theron und einen ebenfalls überzeugenden Patrick Wilson zu sehen. Einzig den künstlich gealterten Guy Pearce, der so etwas unnatürlich wirkt, hätte Scott sich schenken sollen.
Am Ende folgt dann ein Finale, das zum einen sehr furios gerät, weil Scott sehenswerte Action-Sequenzen liefert, den Überlebenskampf der Hauptfigur immer intensiver darstellt, ihn in einer sehr heftigen Selbstabtreibung gipfeln lässt. Hier erinnert „Prometheus“ dann tatsächlich an Alien, Rapace` Figur an Ellen Ripley. Zum anderen enttäuscht Scott aber auch, weil er sich um die Beantwortung sämtlicher Fragen drückt, die er nach und nach aufgeworfen hat. Der bedeutungsschwere Film entpuppt sich als etwas aufgeblasene Mogelpackung, bei der Scott zum Ende hin statt seine Fragen zu beantworten versucht, den Bogen zum ersten “Alien“-Film zu spannen, was der Dramaturgie schadet. So bleiben nach zwei Stunden bester Unterhaltung ein etwas fader Beigeschmack und die Erkenntnis, dass Scott wohl ein bisschen zu viel wollte.
Fazit:
Ridley Scott liefert hier einmal mehr berauschende Bilderfluten, die kaum zu übertreffen sind, er kreiert eine düstere Atmosphäre, erzeugt Spannung und Dramatik, indem er das Geschehen zunehmend in einen brutalen Kampf ums Überleben gipfeln lässt, indem er immer mehr Fragen aufwirft, auf deren Beantwortung man gespannt sein darf. Doch wer bedeutungsschwere Fragen aufwirft, der sollte dann auch liefern und dies gelingt Scott leider nicht, so enttäuscht der Film auf inhaltlicher Ebene. Dennoch wird hier zwei Stunden lang für beste Unterhaltung gesorgt und das gelingt in letzter Zeit nicht allzu vielen Blockbustern.
77%