Review

Prometheus (2012) 3D

Prequels sind schwer in Mode und haben oft das Problem eigenständig sein zu wollen, aber dann zum ideenlosen Remake zu verkommen. Bitter für Fans kann es werden wenn es absolute Kultfilme und Genrehighlights erwischt wie z.B. "Das Ding". Bei solchen Projekten liegt die Messlatte so hoch, da kann man fast nur verlieren. Sich nun an die Vorgeschichte von "Alien" heranzuwagen ist aber eine Sache für sich bzw. eine ganz andere Kategorie.

Denn wir reden hier über die Mutter des "Alien" Films, den absoluten unachtgefochtenen Genre Referenztitel - und das für alle Zeiten. Diese Mission zu verkacken darf einfach nicht passieren und ich war schon sehr beruhigt als ich hörte dass Ridley Scott höchst persönlich die Regie führen wird. Er ist der Einzige der würdig ist diese Geschichte zu erzählen und er wird alles dafür tun, dass das "Alien" Universum keinen Kratzer abbekommt sondern eine weitere Aufwertung erfährt. Er führt hierbei nicht nur Regie sondern ist auch mit Produzent was größere Einmischungen des Studios unterbinden soll. Trotz Scott oder gerade deshalb steht der Film unter einem unmenschlichem Druck alles richtig zu machen. George Lucas kann ein Lied davon singen und wird bestätigen, dass es nicht leicht ist gerade die alten Fans zufrieden zu stellen.

Nach 124 Minuten im Kinosessel und einigen Tagen zur Verarbeitung fällt mein Kurzfazit so aus: Perfekt - alle Erwartungen übertroffen.

Zur Story werde ich nichts verraten nur soviel, es geht um die Entstehungsgeschichte - nicht nur der Aliens. Die Geschichte bzw. die Idee dahinter ist plausibel und die Erzählung extrem spannend aufgebaut. Die Spannung hält sich über den kompletten Film, denn Scott füttert uns permanent mit interessanten Infos, ohne zuviel zu verraten. Der Film hat keinerlei Hänger oder langweilige, überflüssige Momente, nein jede Sekunde des Filmes hat seine Berechtigung und sorgt dafür, dass man sich kaum traut zu blinzeln. Den Kinobesuch habe ich wie in einem tranceähnlichen Zustand erlebt, selten hat mich ein Film so interessiert und in den Bann gezogen. Auch Tage danach gehen mir gewisse Fakten nicht mehr aus dem Kopf und die vielen offenen Fragen beschäftigen mich.

Der Cast ist eine gute Mischung aus unbekannten und erfahrenen Kräften. Das Wissenschaftlerpaar wird von den mir unbekannten Noomi Rapace und Logan Marshall-Green verkörpert. Beide spielen solide sind aber nicht die Figuren an die man sich nachher erinnert. Beeindruckend ist dafür Michael Fassbender der uns hier den "Bishop" macht. Auch Charlize Theron gefällt in ihrer kalten Rolle und macht/hat in ihrem Anzug eine extrem gute Figur. Idris Elba als Captain hat mir auch sehr gut gefallen und mich etwas an die coole Sau Apone aus "Aliens" erinnert.

Für solche genialen und geschickt eingebauten Erinnerungsmomente bzw. Parallelen bin ich Scott auch sehr dankbar. Auch wenn das "Alien" offensichtlich nicht im Mittelpunkt steht, ist einem jederzeit bewusst, daß es nur um das "Alien" und die dadurch resultierende Gefahr geht. Genährt wird diese Tatsache durch Ähnlichkeiten zu den anderen Teilen. Z.B. ist wieder ein Androide an Bord und auch das Verhalten der Crew der Prometheus ist in einigen wichtigen Situationen identisch. Diese Momente wirken nicht aufgedrängt sondern fügen sich harmonisch und glaubhaft ein und sind ein Fest für die Fans. Überragend ist auch der Übergang bzw. die Balance zwischen den bekannten Alien Elementen und den neuen Elementen der Vorgeschichte. Es ist nicht einfach nur die Vorgeschichte und es ist auch kein Remake des ersten Teils. Von beidem sicherlich etwas aber genial vermischt und vor allem wird das alles in einer verehrenden Art und Weise präsentiert, wie es "Alien" auch verdient hat. Die feinen Parallelen und Ähnlichkeiten sind so edel eingefügt, daß ich mich vor Ehrfurcht kaum getraut habe mich im Kinosessel zu bewegen.

Natürlich geht man auch hier automatisch auf die Suche nach Logikungereimtheiten, gerade bezüglich des ersten Teils. Es gibt zwar einige wenige offensichtliche Unstimmigkeiten aber die können auch in der Fortsetzung noch geklärt werden. Angenehm ist auch die Tatsache, dass Scott hier Produzent ist und er den Film genau so umsetzen konnte wie er es für richtig hielt. Seltsame Einfälle oder Änderungen aufgrund des kommerziellen Drucks sucht man hier vergebens - gut so.

Die Effekte und vor allem die Optik des ganzen Films sind absolut erhaben. Dass die technischen Möglichkeiten voll ausgenutzt werden war klar, aber "Prometheus" wirkt keinesfalls zu technisch und modern und die Effekte unterstützen lediglich die Story. Augenöffner der edlen Sorte gibt es viele und werden durch die 3D Technik noch etwas mehr betont. Generell hat die 3D Version eine gute Tiefenschärfe und fördert das "Eintauchen" in den Film hervorragend und kommt zum Glück ohne effekthascherische Popup Effekte aus. Noch beeindruckender als die Technik ist die gesamte Optik des Films. Es gibt beeindruckende Kamerafahrten über die Landschaft und auch in den hektischeren Momenten versprüht "Prometheus" zu jeder Zeit eine gewisse Ruhe und Souveränität aus. Ich würde "Prometheus" vom Stil her am ehesten als Mischung zwischen "Alien" und "2001" beschreiben. Eine runde Mischung aus ruhigen mystischen Momenten und großartiger Action. Auch sehr passend ist der Soundtrack der Andeutungen an das Thema aus "Alien" enthält. Obwohl die Melodie nur dezent angedeutet wird, ist der Effekt überwältigend.

Zwei Dinge haben mir nicht so gefallen, wobei das jetzt wirklich lachhafte Kleinigkeiten sind aber trotzdem will ich sie nicht verschweigen. Irgendwie unecht bzw. schlecht gemacht war das Make up vom alten Weyland. Außerdem hätte man sich den Untertitel "Dunkle Zeichen" sparen können, der passt eher zu einem billigen RTL Film.

Insgesamt ist "Prometheus" ein bildgewaltiges episches Meisterwerk - genau das was ich mir erhofft und gewünscht habe. Ich wollte mehr über die Entstehung der Aliens erfahren und genau das liefert Scott auch. Viele Fragen werden beantwortet und neue Fragen kommen auf. Vieles wird nicht eindeutig geklärt und es gibt jede Menge Raum für Spekulationen, was sicherlich auch Scott´s Absicht war. Scott lässt hier keinesfalls die Hosen runter und erklärt uns auf Atomniveau das Alien Universum, sondern er hält die Alien Mystik aufrecht, was spannungsmäßig geschickt ist. Gerade hinsichtlich einer Fortsetzung hält sich Scott hier einige Optionen offen und mich zerreißt es jetzt schon vor Spannung wie (und wo) es weiter geht.

So geil wie "Prometheus" auch ist, eines steht nun aber fest - eine Fortsetzung ist nun unumgänglich. Sollte es die aus irgendwelchen Gründen nicht geben, würde etwas fehlen und eine Lücke zwischen den Filmen entstehen. Aber bitte nur unter der Bedingung das Ridley Scott mit von der Partie ist, alles andere wäre der Ausverkauf.

Es war kein Notsignal sondern eine Warnung! 10/10

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