Prometheus - Dunkle Zeichen
Als der Abspann anläuft, sagt mein Freund und Sitznachbar: "Das war nix!" und ich meine noch: "Och, so schlecht war er nun auch wieder nicht." Doch im Lauf des abends baut sich der Frust auf, und am nächsten Tag ist mir klar: Mein Freund hat recht. Ridley Scott ist zu kurz gesprungen! Der Titel und das Kinoplakat lassen Großes erwarten, aber bis auf die Landschaftsaufnahmen ist nicht viel Großartiges bei diesem Streifen herausgekommen.
Den Film in 3 D zu drehen, grenzt an Publikumsverhöhnung, denn nichts in dem Film erfordert 3 D und bringt dem Zuschauer, der Zuschauerein, den entsprechenden Zusatznutzen. Rausgeworfenes Geld!
Der grundsätzliche Schwachpunkt ist aber das Drehbuch. Wenn der "Prometheus" schon die Vorgeschichte des 1979 produzierten und zum Klassiker gewordenen "Alien" werden sollte, (und auch wurde) dann hätten die Verantwortlichen sich diesen Film auch als Maßstab und Richtschnur nehmen sollen. Eine einfach und klar strukturierte Geschichte, die aber mit feinen Überraschungen die Zuschauerin, den Zuschauer in Atem hielt. Doch was liefert uns Ridley Scott jetzt? Er plündert seinen alten "Alien" und schaut, was sich noch so machen lässt. Wasserfälle? Wasserfälle machen sich immer gut! Sandsturm? Sandsturm ist immer gut - muss nur gigantisch genug sein. Die dazu passende Rettungsaktion ist natürlich selbstverständlich. Was gibt es noch? Holographien beeindrucken immer. Also her damit. Überrhaupt: Viel Technikgedöns und dazu ein Raumschiff, natürlich noch größer als in vorherigen Streifen. Das wird den Zuschauer, die Zuschauerin überraschen und beeindrucken. Dazu dann den fiesen Kapitalisten, der seine eigennützigen und damit gemeingefährlichen Ziele verfolgt, dem dann aber die Gerechten in den Arm fallen. Dazu noch gut acht bis zehn mehr oder weniger beleuchtete Nebendarsteller, die eigentlich nur Kanonen- pardon Alienfutter darstellen. Überhaupt die Nebendarsteller: Was hat sich Ridley Scott bei denen eigentlich gedacht? Ganz offenbar nichts. Lieblos werden sie abgehandelt. Da gibt es zwei Copiloten, die im gesamten Film keine Bedeutung haben, sich aber anschließend mit ihrem Chefpiloten freudig und diskussionslos für die Rettung der Menscheit opfern.
Da gibt es die (natürlich) anfänglich kaltherzige, dann sich wandelnde Kapitalvertreterin Charlize Theron, die sich -rein rational versteht sich - zum Sexualkontakt mit dem - natürlich sympathisch bodenständigen Chefpiloten Idris Elba einlässt. Da gibt es zwei Wissenschaftler, die beim Auftreten unbekannter Spezien - Millionen von Kilometern von der Erde entfernt - diese offenbar für Kuscheltiere aus dem Streichelzoo von Straubing halten und sich dann noch wundern, warum sie vertilgt werden. (Sieht aber wirklich gut aus!) In "Prometheus" wird wirklich jedes Klischee bedient, da bleibt kein Auge trocken! Doch das ist weder ernst noch lustig. Das ist Verachtung des Publikums, von dem man offensichtlich meint, ihm alles vorsetzen zu dürfen.
Nein, in diesem Film kommen keine Sympathien oder Empathien mit den Akteuren auf. Man schaut zu, lässt die Handlung - die nicht unspannend ist - ablaufen, fragt sich, warum das denn in 3 D dargeboten wird, und weiß, dass doch gleich wieder der eine oder andere der Akteure einem Alien zum Opfer fallen wird. Lediglich bei Noomi Rapace, der neuen Ellen Ripley, kommt Spannung auf, als sie sich unter dramatischen Umständen selbst entbindet. Aber ansonsten? Alles wie gehabt. Alles nur neu aufgewärmt. Der philosophische Überbau ist schwach, die Handlungsstränge sind einerseits verworren, andererseits vorhersehbar und natürlich gibt es ein Ende, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit.
Nein, da ist nicht viel. Ein prominenter Name, ein verheißungsvolles Poster. Eine Geschichte, aus der man etwas hätte machen können, es aber nicht tat, und so einen absoluten Durchschnittsfilm erschaffen hat, den man sich anschauen kann oder auch nicht.