Ich meuchte hier kurz darlegen, warum "Prometheus" gleich auf zweierlei Arten nicht so wirklich funktioniert:
Zum einen betrifft dies die Hoffnungen derer, die ein stimmiges Prequel zu "Alien" von 1979 erwarten. Zum anderen die Hoffnungen derer, die einen 3D-Sci-Fi-Horror-Blockbuster erwarten, der sich gewaschen hat.
In erster Linie zähle ich mich zu den Erstgenannten, hätte aber auch mit ausgetüftelter Unterhaltung gut leben können, da dies mein erster 3D-Kinobesuch war. Leider schafft es der Film aber kaum, an die Tugenden des Kinomeilensteins "Alien" anzuknüpfen. Die klaustrophobische, pessimistisch ausgelegte und absolut dichte Atmosphäre des Klassikers, die auch nicht zuletzt in einer Reduktion auf wesentliche Inhalte ihren Grund fand, wird hier nicht erreicht oder zitiert. Dazu sind die Bilder viel zu weit gefasst, da der Einsatz des Computers eine Darstellung ganzer Universen mitsamt ihrer Planeten auf Knopfdruck möglich macht. Selbst sie Einengung in "Prometheus" durch die sogenannte "Pyramide" und das namensgebende Raumschiff schaffen keinen Wiedererkennungswert mit den düsteren Eindrücken, die Scotts Erstbeitrag damals durchgehend lieferte.
Natürlich liegt dies nicht nur daran, dass Scott selbst seinen Klassiker missachtet, sondern vielmehr daran, dass er den hohen Anspruch hat, eine optisch und inhaltlich komplett eigenständige Serie vor die Alien-Reihe zu schalten. Das bedeutet natürlich, dass man neue Dinge kreiert, neue Stimmungen schafft und neue Geschichten erzählt. Und gerade hier holt Scott meiner Meinung nach viel zu weit aus. Nichts Geringeres als den Usprung der Menscheit will er in seiner neuen Saga aufarbeiten. Da wirkt die Frage, welche Vorgeschichte das unheimliche Wesen aus dem Weltall hat, fast nebensächlich. Und die Frage wirkt gleichermaßen so groß, dass die Komplexität der ausgefeilten Geschichte eben in mehrere Filme gesteckt werden muss, von denen der erste lediglich ein Auftakt ist, der mehr Fragen aufwirft als er beantworten kann. Allerdings hat man sich diese Fragen nach dem Sichten von "Alien" oder auch seinen Nachfolgern nie gestellt!
Als Unterhaltung in 3D funktioniert "Prometheus" ebenfalls nur bedingt, da die Storyline so unkompakt ist, dass die Spannung darunter leidet. Die genutzten Effekte sind alle sauber (und stiril) mit dem Computer umgesetzt. Hier und da entsteht der Eindruck, man habe den Film der 3D-Mode etwas untergeordnet, aber das war ja auch zu erwarten. Alles in allem kann man den Film aber (Gott sei Dank) auch in 2D sehen, was als Qualitätsmerkmal verstanden werden kann.
Bei den Schauspielern erwartet man einen dem Titel entsprechenden Tiefgang, immerhin stehen mit Rapace, Fassbender und auch Theron Akteure vor der Kamera, die alle durch ihre Charakterdarstellungen große Anerkennung einheimsen können. Allerdings bietet ihnen der Film kaum eine Möglichkeit, ihr Können zu entfalten. Der Film ist zwar dreidimensional, die Figuren bleiben aber stets eindimensional. Auch hier werden an den Erstling geknüpfte Erwartungen enttäuscht.
Die Musik, über die ich auch schon viel Lob gehört habe, bemüht sich um einen eigenständigen Tonfall, der sich vom Rest der Serie abheben soll. Jedoch klingt das Thema auf seinem Höhepunkt eher wie eine Verbeugung vor "Star Trek". Die fantastischen Scores von "Alien" und auch "Aliens - Die Rückkehr" transportierten die Stimmung wesentlich passender.
Fazit:
Für einen Kinoabend zwischendurch für 3D-Freunde kann man diesen Film im Schnitt empfehlen, wenn auch mit Einschränkungen. Aber dass Kenner der Ursprungsfilme als auch Unterhaltungsjunkies zwischenzeitlich enttäuscht sein werden, lässt sich kaum vermeiden. Ridley Scott scheint sich viel zu viel vorgenommen zu haben und verfehlt einen runden, unterhaltsamen Einstieg in seine neue Reihe, die mit der Alien-Reihe nur zu lose verbunden scheint.