Dank der Ofdb-ler, besser als erwartet.
Seit dem der erste Teaser in Mickey Maus-Qualität über meinen Mini Laptop schlingerte, war ich spitz. Ridley Scott befasst sich erneut mit seiner einst fulminanten Alieninszenierung und das ganze sollte auch noch epischer gestaltet werden als das meiste was bisher an die Leinwände gestrahlt wurde. Die weiteren Trailer ließen mir dann das Wasser im Mund noch mehr zusammen laufen.
Leider schaffte ich es nicht sofort zum Start ins Kino und kam vorab in den Genuss noch einige Reviews zu lesen. Da war die Rede von „Altem Eisen“, „Ridley solle sich angeblich in eine Höhle verkriechen“, „Nichts mehr von ‚Alien‘ und dadurch die Erwartungen nicht annähernd erfüllt“. Ratz-fatz schwellte die Beule in der Hose ab und die Mundwinkel wurden wieder trocken. Dafür kam ein riesen Klos im Hals dazu den es erst einmal galt runterzuschlucken.
Nagut, mit einem B-Movie-Aliengemetzel hatte ich sowieso nicht gerechnet und mir auch nicht ersehnt. Ich wollte hochwertiges, tiefgründiges und innovatives Kino ohne zu sehr auf dem Xenomorph herum zu stampfen und außerdem war es meine Pflicht ihn im Lichtspielhaus zu sehen. Also wurden ein paar Kumpels eingesackt und an der Kasse gleich noch ein paar Euro drauf gelegt für Bier und Käsenachos, falls es doch mies werden sollte. Da ich kein großer Fan der 3D-Technik bin, wurde dann die Brille auch noch mit nicht jugendfreiem Gegrummel in meiner Bartgegend, aufgesetzt. Na dann, ohne Erwartungen ab ins Desaster.
Pahh, so enttäuscht wurde ich ja noch nie.
Nicht von Scott sondern von meinen Kritikerkollegen. Was habt ihr euch nur dabei Gedacht? Nein, jeder darf seine Meinung haben und meine fällt hier durchweg positiv aus. Zuerst war ich von der Bildqualität begeistert und fand den Prolog etwas zu extrem. Der sich dann aber, wie es sich später heraus stellte perfekt ins Ganze einfügt. Genial wie der Rest. Es ist schwierig so etwas Episches in ein angemessenes Kleid ohne extreme Längen oder „Thema-verfehlt“-Stempel zu stecken. Aber Scott schafft den Spagat ohne große Albernheiten oder langweilige Dialogpassagen. Kein großartiger Pathos wird zelebriert oder die Einheitsgrößen vom Klischeewühltisch angezogen. Es hat einfach alles blendend und niveauvoll unterhalten. Zum Schluss bleibt eben nur wieder dieses Gefühl von einem oder mehreren potentiellen Sequels. Aber das gehört ja aktuell zum hollywood‘schen Standardprozedere und ehrlich gesagt bin ich in dem Fall der Sache auch überhaupt nicht abgeneigt. Hoffen wir nur wenn dann, dass Scott das auch weiter auf diesem Niveau durchzieht und sich nicht irgendwann in seiner selbst verliert. Weil manchmal wollen alte Menschen mehr erzählen als sie eigentlich noch können. Aber dieser Geschichte lausche ich auf jeden Fall schon mal gerne weiter.
Was bleibt ist das was ich mir ganz am Anfang erhofft hatte. Mehr ging sowieso nicht und weniger ist es aber auch nicht geworden.
Euer Teleskop raus kramende Gonzo