"Große Dinge fangen immer klein an."
Nachdem die beiden Forscher Elisabeth Shaw (Noomi Rapace) und ihr Partner Charlie Holloway (Logan Marshall Green) bei Ausgrabungen auf der Erde wiederkehrende Symbole auf Steintafeln entdecken, und diese bei der Analyse auf ein Sternensystem verweisen, stellt Weyland Industries einen Expeditions-Trupp zusammen. Nach 2 Jahren im Kälteschlaf und der Überwachung durch den Androiden David (Michael Fassbender) erreicht das 17-köpfige Team in dem Raumschiff Prometheus den Mond LV-223, auf den die Symbole verweisen. Unter der Leitung von Meredith Vickers (Charlize Theron) hofft das Team den Ursprung der Menschheit zu finden. Auf dem Mond finden sie vielversprechende pyramidenförmige Erhebungen unter denen ein Höhlensystem verläuft. Der Fund des Leichnams einer unbekannten Spezies sowie diverse Skulpturen bestätigen die Ähnlichkeit zu den Menschen. David entdeckt in urnenartigen Behältern eine schwarze Substanz und nimmt eine Probe zu Forschungszwecken mit zurück auf die Prometheus.
Mit "Prometheus" gedenkte Regisseur Ridley Scott ("Blade Runner", "Gladiator") ein Prequel zur "Alien"-Reihe zu erschaffen. Letztendlich finden sich auch nach der Entscheidung, nur das Universum der Reihe zu berücksichtigen, Verweise zu "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt", die allerdings nicht ganz so organisch hinein passen wollen. "Prometheus" wäre völligst eigenständig viel effizienter, denn die lieblos eingefügten Referenzen zu "Alien" stören die Atmosphäre aus der Mischung aus atmosphärischer Weltendarstellung und beklemmendem Science-Fiction-Horror eher, anstatt ihr etwas hinzuzufügen.
"Prometheus" ist zunächst sehr storylastig. Zwei Drittel der Laufzeit werden verwendet um eine Geschichte über unsere Herkunft aufzubauen. Dabei verlaufen manche Handlungsstränge ins nirgendwo oder werden nicht erneut aufgegriffen. Kein Wunder also, dass sich ein recht großer Interpretationsspielraum bildet, der erstmal erfasst werden möchte.
Wider erwarten stellen sich die Charaktere als erstaunlich austauschbar heraus. Eine handvoll bekommt eine grobe Struktur um sich selbstzweckhaft in der Handlung wiederzufinden. So richtig nachvollziehbar ist allerdings keine. Der Film geht sogar so weit diese Umstände für eine geheimnisvolle, kryptische Ausgangssituation zu nutzen und die Handlung damit zum Finale hin leicht zu überladen.
Leicht hat es der Science-Fiction-Horrorfilm besonders dann nicht, wenn er in Erklärungsnöte gerät. So ist es nicht nur erstaunlich, wie gelenkig manch eine Figur auch dann noch ist, wenn sie sich eine provisorisch behandelte Verletzung zugezogen hat. Auch die technische Ausstattung des Forschungsteams lässt aufkommende Fragen unbeantwortet.
Die Stärken von "Prometheus" liegen eindeutig an anderer Stelle. Scott erschafft eine nur zu bekannte Intensität, indem er zunächst das Tempo vermindert und auf ein audiovisuelles Erlebnis setzt. Die musikalische und packende Sound-Untermalung erzeugte ein stimmiges und angenehmes Gefühl zu den futuristisch angehauchten Bildern. Inszenatorisch folgt Scott ebenso seinem wegweisendem Film "Alien", wenn auch die düstere Stimmung zunächst nicht durchgehend vorhanden ist.
Im letzten Drittel dann aber präsentiert Scott die großen Geschütze. Wo die dunklen Gänge des höhlenartigen Labyrinths unter den pyramidenförmigen Gebilden bereits ein mulmiges Gefühl hervorriefen, steigert sich "Prometheus" nun mit Gewaltspitzen, die geradezu unangenehme und ekelhafte Emotionen hervorrufen. Teils etwas viel des Guten, definitiv aber nicht zweckentfremdet.
Die 3D-Effekte sind dagegen schon ein wenig ernüchternd. Zwar stellt sich in manchen Szenen ein hervorragender Tiefeneffekt ein, Unschärfe und filterungsbedingte Störungen beanspruchen das Auge allerdings ebenso.
Mit Noomi Rapace (Millennium-Trilogie, "Sherlock Holmes: Spiel im Schatten") und Charlize Theron ("Monster", "Snow White and the Huntsman") setzt Scott auf zwei visuell starke Schauspielerinnen, die sich die einstige Rolle von Sigourney Weaver ("Alien"-Reihe, "Avatar") aufteilen, sie allerdings keinesfalls ersetzen. Am auffälligsten ist ohnehin Michael Fassbender ("Centurion", "Inglourious Basterds") mit einer sehr mechanischen, undurchsichtigen Performance, die wunderbar auf seine Rolle zugeschnitten ist.
"Prometheus" mit "Alien" zu vergleichen erweist sich als recht einfach, jedoch nicht als gerecht. Beide sind sich von ihrer Inszenierung sehr ähnlich, "Alien" hat durch die durchgehende düstere Atmosphäre allerdings die Nase vorn. Ohnehin tut sich "Prometheus" keinen Gefallen mit einzelnen Szenen an den Klassiker zu verweisen, da er sich dadurch vergleichen lassen muss und parallel zu diesem einfach nicht konsequent genug ist. Wieso Ridley Scott den Film nicht komplett vom Klassiker abgekoppelt hat, liegt wohl daran, dessen Fans nicht völligst zu verprellen.
Technisch und atmosphärisch ist "Prometheus" enorm wuchtig und wirkungsvoll. Die Schwächen liegen bei den austauschbaren Figuren und immensen Logiklücken, die die Stimmung hin und wieder übel beeinträchtigen. Wie sich der Science-Fiction-Horrorfilm in die bereits vorhandene Reihe eingliedern wird, wird schließlich eine wohl kommende Fortsetzung klären müssen. Ebenso die noch offenen Fragen.
8 / 10