Review

Diese Rezension enthält mittelmäßig bis starke Spoiler.

Woher kommen wir? Wurden wir von einem Gott geschaffen? Sind wir einfach durch Evolution entstanden? Oder sind wir, wie Douglas Adams uns weismachen will, die Nachfahren von außerirdischen Unternehmensberatern, Telefondesinfizierern und Frisören? Auch Ridley Scotts neuester Ausflug in das Alien-Universum beschäftigt sich mit dieser Frage.

Das Archäologen-Pärchen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway machen eine bahnbrechende Entdeckung: In Jahrtausende alten Zeugnissen unterschiedlichster Kulturen findet sich immer die selbe Abbildung einer Sternenkonstellation, die von der Erde aus unmöglich zu beobachten ist, aber tatsächlich existiert. Die beiden Wissenschaftler vermuten, dass sich dort die Schöpfer der Menschheit befindet könnten und machen sich mit einem Team auf den Weg zu einem Mond in diesem System, auf dem Leben existieren könnte. Tatsächlich finden sie Bauwerke einer fremden Zivilisation, doch es scheint niemand mehr am Leben zu sein...

In der Zukunft sind die Menschen selber zu Schöpfern geworden. Der an Bord befindliche Android David ist kaum von einem Menschen zu unterscheiden. Die Vorstellung, dass auch die Menschen von einer Außerirdischen Rasse erschaffen wurden, ist daher plötzlich gar nicht mehr so weit hergeholt. Doch warum wurden wir von ihnen erschaffen? Und welche Weisheiten können sie uns mitteilen? Einzelne Crewmitglieder erhoffen sich, in der Begegnung mit der fremden Zivilisation Antworten auf solche Fragen zu finden oder gar Unsterblichkeit zu erlangen, doch was ist, wenn die mysteriösen Aliens das alles nur gemacht haben, "weil sie es können"? Und was ist, wenn sie von unserem Besuch alles andere als begeistert sind?

Es stellt sich heraus, dass der fremde Mond viele Gefahren birgt, denn er ist eigentlich ein Hort biologischer Waffen, die zur Erde gesandt werden sollten, um die Menschheit wieder auszulöschen. Das Problem des Gottes mit zwei Gesichtern, der sowohl schöpfen als auch zerstören kann, dessen Werk sowohl Paradies als auch Apokalypse sind, wird bei Scott im übertragenen Sinne zum Thema. Doch Antworten kann der Zuschauer nicht erwarten denn auch wenn "Prometheus" kein echtes Prequel zur Alien-Filmreihe darstellt, ist das Prinzip im Endeffekt immer noch das selbe: Nach und nach werden die Crew-Mitglieder dezimiert bis nach einem bombastischen Finale nur noch 2 oder besser gesagt 1,5 Protagonisten übrig bleiben. Die Story von Prometheus ist also trotz seiner großen Themen im Endeffekt ziemlich flach und auch die Dialoge wirken häufig schrecklich gestelzt und konstruiert.

Doch das ist vermutlich nichts, das einen Fan von SciFi-Horror abschrecken kann und auf dieser Ebene funktioniert "Prometheus" einfach wunderbar. Vor allem optisch ist der Film ein Leckerbissen: Tolle Kameraarbeit, selbst mich als Skeptiker ziemlich überzeugende 3D-Effekte, makellose Special Effects und ein detailverliebtes Set-Design sind der reinste Augenschmaus. Manchmal wünschte man sich, die Kamera würde doch etwas länger auf manch grandioser Einstellung verweilen, doch seit 1979, dem Erscheinungsjahr des ersten Alien-Teils, ist der Trend der schnellen Schnitte leider auch an Altmeister Scott nicht vorbeigegangen. Durchgehende Spannung und gut dosierte Schock-Momente sorgen aber dennoch für gute Unterhaltung und die insgesamt doch etwas blasse Besetzung wird durch Michael Fassbender, der den besten Androiden der Filmgeschichte abliefert, deutlich aufgewertet.

Manche mögen sagen, dass Prometheus sich philosophischer gibt, als er tatsächlich ist, aber dennoch gibt er doch deutlich mehr Denkanstöße als die meisten Science-Fiction-Filme, die man in den letzten 10 Jahren sonst zu Gesicht bekommen hat. Und was viel wichtiger ist: Er macht einfach Spaß! Für alle, die diesem Genre nicht abgeneigt sind, ist Prometheus also Pflicht und er sollte unbedingt auf der großen Leinwand genossen werden.

8/10

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