Die größte Herausforderung von PROMETHEUS sind die großen Erwartungen an ihn. Davon abgesehen ist er eine bildgewaltige - wenn auch nicht perfekte - und auf den ersten Blick bewusst lose gestaltete Verbindung zu der ALIEN Saga. Er ist ein gelungener Space-Horror Blockbuster im Science-Fiction Genre, welches Regisseur Ridley Scott selbst mit ALIEN 1 und BLADE RUNNER vor ca. 30 Jahren mit gestaltet hat. PROMETHEUS hat durchaus seine Schwächen (siehe unten), aber man sollte dem Film eine eigenständige Chance geben.
Gegen die ALIEN-Saga verblassen viele Science-Fiction-Filme, aber wenn man sich primär in Vergleichen übt und das "wow-Gefühl" dieser Genre-Klassiker und deren einmalige Atmosphäre, erzählerische Dichte und das Ripley-Übermutter-Feeling erneut erfahren will, wird man zwangsläufig enttäuscht sein. Ein ca. 20 Minuten längerer "Extended Cut" von PROMETHEUS ist angekündigt der sicherlich noch einige offene Fragen der Story klären wird. Auch eine Fortsetzung ist so gut wie sicher (siehe ganz unten).
Der Film vertritt die klassische Seite des Science-Fiction Genres mit guter Story rund um grundlegende Fragen der Seins und Werdens der Menschheit ohne eine Überbetonung des physischen Horrors. Dazu bietet PROMETHEUS eine perfekte und monströse Technologieshow mit riesigen Raumschiffen, tollen Effekten, epischen Landschaften und Bildern, Schleim, Angst, engen Gängen, Isolation, Panik, Grauen, einer großen Portion Ungewissheit und offene Fragen für spätere Teile, gute emotional unterfütterte und bedrohliche Schockmomente und eine spannende, spekulations-anregende Science-Fiction Story mit philosophisch-religiösen Aspekten in die man sich gut fallen lassen konnte.
Diese gute Mischung wurde dann noch mit FSK 16 adäquaten Gore-Effekten, einer düsteren und teils klaustrophobischen Grundstimmung mit einem der besten Soundtracks und bombastischen Soundeffekten der letzten Jahre. Selten wurde man so weg geföhnt vom Sound und ich werde nach Erscheinen berichten, ob die Blu-ray dies auch für unser Heimkino so umsetzen konnte. Es gibt wenig sympathische, aber durchaus interessante Charaktere und stets herrscht das Gefühl, dass man eigentlich nie weiß was als nächstes passieren wird. Was will man mehr von einem guten Science-Fiction mit "nur" 130 Mio. $ Budget erwarten?
Die Story (OHNE SPOILER!) dreht sich um eine Forschungsexpedition die auf der Suche nach dem Ursprung der Menschheit ist, da Ende des 21. Jahrhunderts überall auf der Welt bei alten Völkern ähnliche Zeichnungen in Form einer Sternenkarte aufgefunden wurden. Im Auftrag des Weyland-Konzerns wird ein Team zusammengestellt, dass die Fakten klären soll.....Die Theorie der "nicht-irdischen Schöpfer der Menschheit" wird seit über 100 Jahren und in der breiten Öffentlichkeit seit Ende der 60er Jahre von insbesondere von Erich von Däniken mit vielen Büchern und im Rahmen der sogenannten Prä-Astronautik oder auch Paläo-SETI inhaltlich sehr angreifbar, aber didaktisch sehr gut und spannend vertreten.
Nach einem starken Prolog wird nicht lange Zeit verschwendet und sofort beginnt der Story mit den Protagonisten im Raumschiff Prometheus. Dem Horroraspekt wird durch das allgegenwärtige an ALIEN angelehnte Parasiten-Thema, aber auch sich in der parasitären Transformation befindlichen oder reptilienähnlichen Geschöpfen und vielem mehr gehuldigt. Mit Guy Pearce, Noomi Rapace, Michael Fassbender und Charlize Theron hat Scott zwar eine beruflich erfahrene Truppe um sich geschart. Es gibt aber wenig Sympathieträger im Film und die meisten Mitglieder der Crew handeln im ersten Teil des Films oft sehr unüberlegt und bieten sich fast freiwillig zur Dezimierung an und man denkt relativ oft "Nein !!!!, fass das doch nicht auch noch an..."
Eigentlich erspielen sich nur Noomi Rapace als Shaw und Michael Fassbender als Android David und Idris Elba als Captain die Sympathie der Zuschauer. Mehr Details oder Brücken zu ALIEN will ich aus Spoilergründen nicht nennen. Weiterhin werden diverse Story-Rätsel etwas ungar dargeboten und hinterlassen einige Fragen um Logik oder Konsistenz. Dies sind aber auch genretypische Eigenheiten und die grundlegenden Fragen wie "wo kommen wir her", "gibt es einen Schöpfer" oder "die Zukunft der Menschheit" sind eben von Natur aus nicht eindeutig zu beantworten.
Dennoch kann ich PROMETHEUS aufgrund seiner suggestiven Kraft sehr empfehlen. Er versucht bewusst nicht kleinlich alles ordentlich mit dem ALIEN-Saga-Universum zu verbinden. Das werden die folgenden Teile dann vielleicht tun. Prometheus wird in der griechischen Mythologie als Schöpfer von Mensch und Tier bezeichnet. Passenderweise hat PROMETHEUS 2012 neben einer Reihe von ALIEN Bestandteilen auch das Spektrum um ebensolche grundlegende und spannende Fragen der Schöpfung und Evolution erweitert. Aber es gibt sicherlich auch Stimmen, die ihn als die gigantischste 130 Mio. Space-Horror-Trash-Opera aller Zeiten bezeichnen werden.
Aufgrund des Endes lugt eine Fortsetzung bzw. Trilogie schon ganz heftig um die Ecke und PROMETHEUS 2 mit den bestätigten Noomi Rapace und Michael Fassbender soll ja schon für 2014 bzw. 2015 geplant sein. Ich würde mich darauf freuen...........
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