Review

Noch kein Zeichen der Schwäche...

Für mich hat M. Night Shyamalan mit "The Sixth Sense", "Unbreakable" & "Signs" einen 1-2-3-Punch hingelegt, den selbst die größten folgenden Fehltritte nicht zunichte machen konnten. Man könnte sagen, der umstrittene Twist am Ende seiner Alieninvasion war der Anfang vom Ende, darauf würde ich mich noch widerwillig einlassen. Doch wer "Signs" schon zu seinen Flops zählt, auf eine Seite mit Katastrophen wie "After Earth" stellt, der macht mich etwas wütend. Denn "Signs" ist für mich einer der spannendsten & schicksten Alienangriffe überhaupt. Zuerst jagte Shyamalan dem Geistergenre neues Leben ein, dann lieferte er einen der coolsten Spins auf das Superheldengenre - und "Signs" ist sein intensiver & emotionaler Versuch, das Sci-Fi-Genre ala Spielberg des neuen Jahrtausends zu erden. In meinem Buch, mit vollem Erfolg. Und das liegt nicht nur an einem meiner nervenaufreibendsten Kinobesuche, an kindlicher Nostalgie oder dem Faible für fremde Lebensformen - denn selbst wenn ich nicht mehr ununterbrochen schwitze & die Augen zu machen, den Toilettengang als Verschnaufpause nutze, wie damals mit meinem besten Kumpel als junge Teenager im Kino... "Signs" hat noch immer eine heiße Atmosphäre & eine einnehmende Wirkung auf mich, die ich nur schwer beschreiben kann. Großes Kino trifft tiefe, persönliche Emotionen würde ich sagen.

"Signs" erzählt die Geschichte einer vom Schicksal gebeutelten US-Farmer-Familie, auf deren Kornfeldern seltsame Kreise & Zeichen eine mögliche außerirdische Ankunft vorausdeuten. Und wenn diese dann kommt, sieht man mal nicht weltweite Kämpfe oder politische Entscheidungen, mehrere Stories oder gar die Sicht der Aliens - nein, der Film bleibt ganz dicht an der sympathischen Familie. Mitten in dieser Ausnahmesituation gibt es Asthma-Attacken, Trauer um ganz menschliche Verluste & Zweifel am Glauben - phänomenal & meisterhaft, wie nah man dieser Familie kommt & wie sehr man um sie zittert, wenn E.T.s gruselige Cousins auf einmal an der Tür klopfen. Oder darunter her luken. Oder vorm Fenster stehen. Oder durch den Kamin (?) greifen. Es gibt einfach zu viele geniale Szenen. Die berühmteste ist wohl die erste Sichtung auf einem Home Video - ich kann mich jetzt noch daran erinnern, wie ich die Sekunden zählen konnte, bis mein Herzschlag wieder einsetzte. Ich bin kein Fan von Vorschusslorbeeren, Hype oder unerreichbaren Vergleichen - doch was der Twist-Fan mit indischen Wurzeln in seinen ersten drei Werken abfeuerte, ließ mehr als aufhorchen. Und "Signs" hat sich gut gehalten, wirkt fast zeitlos. Beeindruckend!

Selbst für Fans des Films wie mich, lädt das Ende etwas zum Schmunzeln ein. Doch da ich es als etwas ungeschickte Hommage an "Krieg der Welten" durchgehen lasse, ist das für mich beileibe kein Totschlagargument. Und wer einen richtig starken Film wegen einer zweifelhaften Entscheidung direkt als Dreck des Jahrzehnts abtut, kann sich filmischer Extremist nennen, der sich jeden Spaß an seinem Hobby nimmt. "Signs" ist einfach zu stabil, eindringlich & clever gemacht, um einen lächerlichen Grund zum überzogenen Haten vorzuschieben. Was ist mit der emotionalen Performance der gesamten Familie, inklusive absolut nicht nerviger Kinderdarsteller? Was ist mit der atmosphärischen Kameraarbeit & cleveren Blickwinkeln? Die Angst & Vorahnung baut sich zu einem Hitzesturm auf, der im Finale dann eine Abkühlung erfährt. Doch der Ritt bis dahin & das Diskussionspotential danach, bleiben viel stärker hängen. So, und jetzt freue ich mich auf "Split" heute Abend, mit dem Shyamalan im besten Fall & hoffentlich an seine Glanzzeiten anschließt... *Daumen drück* ;)

Fazit: einer meiner Lieblinge, wenn es um Shyamalan, Aliens oder Gibson geht. Selten habe ich im Kino so geschwitzt & noch immer wirkt diese Alieninvasion aus intimem Blickwinkel faszinierend! Selbst der absurde Denkfehler der Invasoren stört mich wenig. Nicht vom Shyamalan-Bashing abschrecken lassen. Sträflich unterbewertet für mich!

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