Wenn ein neuer Film von M. Night Shyamalan in die Kinos kommt, muss man mit allem rechnen – nur um am Ende doch wieder überrumpelt zu werden. Mit überrumpeln ist im Fall von „Signs“ gemeint, dass man mit Gibson in der Hauptrolle einen actionlastigen Science-Fiction-Film um eine Alieninvasion erwarten durfte und am Ende etwas ganz anderes bekam.
Die Außerirdischen kommen zwar zuhauf und hinterlassen unerklärliche Kreise im Maisfeld des Farmers Graham (Mel Gibson), der einmal Pfarrer war( warum er es nicht mehr ist, wird erst später klar), doch anstatt nun sofort die Menschen gegen eine mögliche Invasion mobil machen zu lassen, setzt uns Shyamalan zunächst ein stilles Familiendrama vor, dass sich auf einer einsamen Farm im ländlichen Pennsylvania abspielt. Trotzdem verliert er den Spannungsfaktor nie aus den Augen, weshalb er alle paar Minuten mal eine mehr oder wenige deutliche Anspielung macht, dass die Außerirdischen da sind, was phasenweise gut gelungene Schockmomente zur Folge hat, etwa bei der Verfolgung eines nächtlichen Besuchers oder Grahams Inspektion des Maisfelds mit einer Taschenlampe, wo er zum ersten Mal einen Teil eines Aliens zu sehen bekommt.
Fast parallel laufen zwei Handlungsfäden zusammen: Einerseits die Landung von Fremdkörpern, andererseits die Familientragödie, die sich bereits in der Vergangenheit abspielte und nach und nach offenbart wird. Wie das auch mit dem undurchsichtigen Ray zusammenhängt (Regisseur Shyamalan in seiner bisher größten Nebenrolle) wird im Verlauf klarer, zuvor ist alles ein wenig unschlüssig, trotzdem niemals langweilig.
Die Story ist zwar wirklich nicht neu und in dieser Form schon seit den 50ern bekannt, allerdings wird sie durch das Talent Shyamalans unheimlich aufgewertet. Er zieht mal wieder alle Register seines Könnens, erzählt Großteile seiner Geschichte nur durch die Kameraführung und vertieft auf diese Weise auch die Charaktere. So sprechen die Figuren auffällig oft mitten in die Kamera, um den Zuschauer besser mit ins Geschehen einzubeziehen. Auf diese Weise zeigt sich aber auch die Ahnungslosigkeit der Protagonisten, wenn sie uns mit glasigen, nichts sagenden Blicken anstarren.
Sämtliche Schockeffekte sitzen übrigens auch bei „Signs“ und werden so schnell nicht wieder vergessen. Unumstrittenes Highlight ist wohl das „Brasilien-Video“, bei welchem das Blut für gut zwanzig Sekunden regelrecht in den Adern gefriert, das Ende im Keller ist eine atmosphärische Meisterleistung, da man bis dato von den Aliens entweder nur Körperteile oder schnelle Huscher durchs Bild gesehen hat, was die Angst natürlich immens verstärkt. Shyamalan bleibt seiner Linie treu, erzeugt Furcht dadurch, die Dinge, vor denen man sich fürchten muss, im Dunkeln zu lassen und vertraut ganz auf Soundeffekte und die Vorstellungskraft des Zuschauers.
Einen legendären Plot-Twist gibt es bei „Signs“ nicht zu bewundern, vielmehr bekommen durch die letzten zehn Minuten selbst die unscheinbarsten Elemente eine enorme Bedeutung und fügen sich schließlich zur Hauptaussage des Films, nach der es keinen Zufall gibt, sondern alles vorherbestimmt ist. Warum die Aliens letztendlich da waren, wird nie so richtig klar, man kann sich allenfalls zusammenreimen, dass Gibson erst durch ihren Besuch die Zeichen erhielt, die für ihn nötig waren, um wieder zu seinem Glauben zu finden. Richtig zufrieden stellt einen diese Ansicht nicht, obwohl man den Sinn des Films nicht in den Gründen der Invasion suchen darf.
Mel Gibson agiert in der Rolle des glaubenlosen Ex-Pfarrers überraschend einfühlsam und hinterlässt einen rundum positiven Eindruck, auch wenn das die Fans alter „Lethal Weapon“-Tage nicht wahrhaben wollen. Joaquin Phoenix als stiller Verlierer haut einen von den Socken trotz seines unspektakulären Spiels, ganz anders als in „Gladiator“, die beiden Kinder sind ebenfalls in Top-Form, bei den großen Augen des Mädchen kann man sogar fast schon Angst bekommen :-)
Für ungeduldige Horrorfans, die ausschließlich auf den nächsten Schockmoment warten, ist „Signs“ natürlich nichts. Trotz zahlreicher Herzklopfer-Szenen erzählt Shyamalan wie schon in seinen beiden vorherigen Filmen eine einfühlsame Geschichte, die sich mit etwas Übernatürlichem verbindet. Ein Film, über den sich nachdenken lohnt, so kann vielleicht sogar die erste Enttäuschung, die man möglicherweise nach Erstansicht verspürt, durch Erkenntnis über den Zusammenhang gewisser Dinge, verdrängt werden.
Dritter Film, drittes Mal ganz klar über dem Durchschnitt, Herr Shyamalan!