Fußballfilme haben ein schweres Leben, Frauen und Fußball auch - und dennoch entwickelte sich der britische Film "Bend it like Beckham" (bei uns wird dann doch eher ge-"kick"t) zu einem Riesenerfolg in fast allen Ländern.
Es ist aber auch schwer, diese sympathische Story von zwei fußballverrückten Mädchen nicht zu mögen, die sich gegen die Besorgnisse und Vorurteile ihrer Eltern durchsetzen und auch weiterhin dem Spiel am Ball frönen.
Genug Konfliktpotential steckt jedenfalls in der Story: Jess ist nämlich Inderin und die sollen auch in England am besten einen indischen Ehemann finden, wenn sie schon nicht ganz einem versprochen sind. Doch ihre Liebe gehört David Beckham und dem runden Leder, was den Eltern gar nicht recht gefällt, vor allem, weil ihre Schwester gerade heiraten soll. Gleichzeitig hat die Britin Jules (Keira Knightley in ihrer Durchbruchsrolle) das Problem, dass ihre Mutter das Verhalten ihrer Tochter für unweiblich hält und sie bald in den Verdacht gerät, lesbisch zu sein. Training, Turniere und Talentscouts können dabei bewältigt werden, doch dann geraten auch Gefühle für den selbstzerfleischenden Trainer Joe (Jonathan Rhys-Meyers aus "Velvet Goldmine") in den Topf und die Freundschaft langsam in Gefahr.
Aber es ist nicht nur Konfliktpotential in der Story, es sind auch reichlich Klischees oder was vielleicht noch schlimmer ist, diverse Verniedlichungen. Da den Protagonisten eh alles schief geht, was schief gehen kann, fehlt die Bedrohung durch landesuntypische Sitten seltsamerweise völlig. Zwar wird Jess das Spielen immer wieder verboten, für die (nicht unwahrscheinliche) Zwangsheirat mit einem Fremden oder Schlimmerem sind ihre Eltern dann aber wieder zu filmnett und harmlos. Damit zielt der Film mit Sympathie für die Figuren manchmal etwas an der Realität vorbei, produziert aber zum Glück nur situationsbedingte Lacher und keine reinen Gags, die die Geschichte leicht zu einer sportlichen Farce hätten machen können. Trotzdem kann man die Probleme und Wendungen der Story weitreichend vorausahnen, was aber durch die spielerische Frische stark abgemildert wird.
Dabei treffen hier beachtliche schauspielerische auf noch beachtlichere fußballerische Leistungen der Damen, wenn auch die Spielsequenzen nicht selten unterdurchschnittlich geschnitten sind und etwas mehr Raffinesse verlangt hätten. Die Ballführung ist jedenfalls enorm.
Wie sich jedoch nach und nach die Probleme per Vernunft, Logik und Einsicht aller Beteiligten nach und nach in Wohlgefallen auflösen, macht den Film zwar leicht zu konsumieren, aber das schränkt den Realismus dann doch bedeutend ein. Das Fußballstipendium lässt am Ende beide in die USA abdampfen, alle sind einsichtig und glücklich und einem Happy-End mit dem britischen Trainer steht für Jess auch nur der räumliche Abstand zwischen England und den Staaten im Weg, auch wenn der finale Kuss von ihren Eltern dann doch besser nicht gesehen wird, weil der wahre David Beckham alle ablenkt.
"Bend it like Beckham" kann wunderbar glücklich machen, eben weil er so gut läuft, trotz aller Probleme und Hürden, aber damit wird noch lange kein realistischer Film daraus, denn in der Summe wirkt all das erlangte Glück der Protagonisten sehr stark gehäuft und dick aufgetragen. Das sollte man sich bei Ansicht des Films immer vor Augen halten, den Spaß aber nicht unbedingt schmälern. (8/10)