Viele Jahre nachdem sie von ihren Eltern scheinbar grundlos im Wald ausgesetzt und damit in einem Pfefferkuchenhaus einer teuflischen Kreatur zum Fraß vorgesetzt wurden, sind Hänsel und Gretel zu legendären Hexenjägern gereift. Als in den Wäldern von Augsburg immer wieder Kinder spurlos verschwinden, gehen die Geschwister der Sache nach und stoßen auf eine starke, gefährliche Hexe, die nicht nur hinter den vermissten Kindern, sondern auch den traumatischen Erlebnissen ihrer eigenen Vergangenheit steckt.
Wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, welchen Berufsweg Hänsel & Gretel genommen haben, nachdem sie ihr Kindheits-Trauma im Knusperhäuschen überstanden hatten? Dieser Frage hat sich nun Tommy Wirkola angenommen und beantwortet sie dabei ebenso blutig wie in seinem 2009 erschienenen "Dead Snow". Dabei sollte man von Beginn an wissen das man es hier keinesfalls mit einem ernsten Genre-Beitrag zu tun bekommt, sondern vielmehr mit einer gelungenen Kombination aus einem Märchen für Erwachsene, Komödie, Fantasy-und jeder Menge Kunstblut und SFX. Das Ganze hat dann mit Bestimmtheit keinen sonderlich großen Nährwert, ist aber unglaublich witzig und unterhaltsam in Szene gesetzt worden, das man als Zuschauer seine helle Freude am blutigen Treiben hat. Als Hexenjäger unterwegs landet das Geschwister-Pärchen in Augsburg und muss sich dort mit einer hochgestellten Hexen-Brut auseinandersetzen die ihnen das Leben wahrlich schwer macht. Mit coolen Sprüchen, politisch nicht ganz korrekten Aussagen und jeder Menge Härte wird den Hexen-Weibern so zu Leibe gerückt, die von der einmal mehr blendend aussehenden Famke Janssen angeführt werden.
Um seiner Geschichte ein wenig mehr Inhalt einzuverleiben hat Wirkola einen Neben-Erzählstrang eingebaut der sich mit der wahren Herkunft der beiden Geschwister beschäftigt und so läuft die ganze Chose am Ende auf ein kleines Geheimnis heraus, von dem Hänsel & Gretel keinerlei Ahnung hatten. Diese kleine Wendung ist jedoch eher unwesentlich, denn in erster Linie zählt hier einzig und allein der reine Unterhaltungs-Faktor, der sich wirklich in schwindelerregenden Höhen ansiedelt. Insbesondere die Freunde der härterern Gangart werden beim Extended Cut voll auf ihre Kosten kommen, denn trotz einer 16er Freigabe wird hier gesplattert was das Zeug hält. Köpfe werden abgeschlagen, Menschen gevierteilt und auch ansonsten spart man zu keiner Zeit mit Kunstblut und umher fliegenden Gliedmaßen so das die Frage gestattet sein muss, ob die gute FSK einfach nur einen extrem guten Tag hatte, oder ob man den Film zur Begutachtung mit geschlossenen Augen angeschaut hat. Das soll nun sicherlich keine Beschwerde meinerseits sein, doch die Kriterien für eine entsprechende Freigabe sind nach Sichtung von Wirkola's Werk einmal mehr absolut nicht nachvollziehbar.
Dem Konsumenten soll es nur recht sein, denn so kann man ohne Bedenken ein echtes Feuerwerk an Effekten genießen. Inhaltlich gibt es zwar diverse Abstriche zu machen, aber wen stört das schon wirklich bei einer solchen Spaß-Granate, die Popcorn-Kino in Reinkultur anbietet? Der norwegische Regisseur hat hier einmal mehr ein herrlich blutiges Spektakel inszeniert, das durch seinen hohen komödiantischen Anteil die Härte in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. So kann man "Hänsel & Gretel" im Prinzip durchaus als sogenannten Fun-Splatter bezeichnen, denn sowohl der Spaß als auch die dementsprechenden Effekte sind wirklich im Überfluss vorhanden. Auch die Akteure überzeugen in ihren Rollen und liefern durchaus gute Performances ab, wobei man bei einem Film dieses Strickmusters ganz bestimmt keine oscarreifen Leistungen erwarten sollte.
Insgesamt gesehen handelt es sich hier um alles andere als ein filmisches Meisterwerk doch das habe ich ehrlich gesagt auch überhaupt nicht erwartet. Unterhaltung und Kurzweil sind Trumpf und davon hat Herr Wirkola nun wirklich jede Menge eingebaut. In Verbindung mit einem regelrechten Splatter-Spektakel und den streckenweise coolen Dialogen ergibt sich so ein Gesamtpaket, das man ohne jegliche Bedenken empfehlen kann.
Fazit:
Manchmal hat selbst die oft geschmähte FSK einen hellen Tag und so kann man "Hänsel & Gretel" ohne jegliche Zensuren mit einer 16er Freigabe ausgestattet in jedem Kaufhaus erwerben. Dennoch ist etwas Vorsicht geboten, denn der hier besprochene Extended Cut ist um 9 Minuten länger und lediglich auf Blu-ray erhältlich.
8/10