Die größten deutschen Märchenerzähler mussten in letzter Zeit häufiger für Hollywood herhalten, doch immerhin kennen die meisten Zuschauer die literarische Vorlagen.
Regisseur Tommy Wirkula („Dead Snow“) schlägt dabei arg in die Kerbe von Trash Ergüssen wie „Van Helsing“ und nimmt den Stoff zu keiner Zeit ernst, wobei die Hauptfiguren wesentlich zu kurz kommen.
Nachdem Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) als Kinder die Hexe im Pfefferkuchenhaus töteten, sind sie professionelle Hexenjäger und reisen durch die Lande.
Als es sie nach Augsburg verschlägt, wo bereits ein Dutzend Kinder entführt wurden, müssen sie es bald mit der Oberhexe Muriel (Famke Janssen) und ihrem fiesen Gefolge aufnehmen…
Wer schon immer mal einen mittelalterlichen Defibrillator sehen wollte und die rein äußerlichen Merkmale von weißen und bösen Hexen erfahren möchte, kann sich rund 90 Minuten zurücklehnen und von mancher Action, einigem Splatter, ein paar wenigen blöden Sprüchen und einer tollen Kulisse (Babelsberg und Braunschweig) unterhalten lassen.
Zwar wirken die beiden Hauptfiguren recht oberflächlich gezeichnet und erhalten kaum markante Eigenheiten, doch mit der Betonung auf viel Bewegung und grundsolider Ausstattung kann so mancher Schwachpunkt, vor allem innerhalb der oft unlogischen Geschichte kaschiert werden.
In Sachen Hexenbekämpfung fackeln die Geschwister wahrlich nicht lang, denn es gibt zahlreiche Ballereien, abgeschlagene Köpfe, durch die Gegend wirbelnde Körper und einige Explosionen, während die Hexen häufig mit Blitzen, umfallenden Bäumen oder der bloßen Faust zurückschlagen. Zwar geraten einige Fights leicht unübersichtlich, doch die Choreo und der Schnitt gehen voll in Ordnung, während Make-up und Maske saubere Arbeit leisten, vor allem beim heimlichen Star Eduard, einem wuchtigen Troll, bei dem man nie sicher ist, auf wessen Seite er steht.
Emotionen kommen bei alledem zwar nicht wirklich auf und die wenigen stillen Momente gehen eher als kleine Verschnaufpausen zwischen der Action durch, doch der Unterhaltungswert ist latent hoch, wobei den gut gelaunten Mimen durchaus ein Lob für die insgesamt guten Performances innerhalb schwacher Figurenzeichnungen auszusprechen ist.
Die Splattereffekte sehen da eher durchwachsen aus, da die CGI nicht immer überzeugen können und zuweilen etwas plump eingesetzt werden. Auch der Score bleibt nicht nachhaltig hängen, auch wenn er insgesamt gut unterstützt.
Actionfreunde im Trash-Milieu sind also gefragt, denn eine ernste und tiefgründige Geschichte sollte man bei den Hexenjägern absolut nicht erwarten. Dann erwischt man höchst unterhaltsamen Stumpfsinn, der meistens gut aussieht und schlichtweg Laune macht, auch wenn die politisch völlig unkorrekten Untertöne zuweilen etwas derb einschlagen.
Aber wer fragt heute bei den Märchen noch nach moralischer Vertretbarkeit…
7 von 10