Hänsel und Gretel Adaptionen für Erwachsene gab es immer mal wieder in den letzten Jahren. Zuletzt vor ca. 5 Jahren in gelungener Form aus Südkorea. HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER beginnt mit den Geschwistern Hänsel und Gretel wie man das von der Geschichte vom klassischen Märchen her kennt und präsentiert uns ein Hexenhäuschen, wie man es sich früher eher nicht vorgestellt hat: sehr fantasymäßig bunt und eigentlich freundlich. Zumindest von außen. Und es ist auch viel größer. Aber um eine 1:1 Märchenabdaption geht es hier beileibe nicht. Dafür erwartet uns eine sehr gelungene Hexe – heute würde man sagen Dämon – in perfekter Maske und gelungen-grauenvoller Umsetzung.
Wie es weitergeht, weiß jeder der das Märchen kennt und nach dem dann einsetzenden klassischen Vorspann sind schon fast 10 Minuten der nur rund 81 Minuten reinen Laufzeit um, ohne dass unsere eigentlichen Protagonisten aufgetaucht sind. Das tun sie dann aber gleich in Form einer Belehrung der altertümlichen Dorfgemeinschaft was eine wirkliche Hexe ist und retten damit schon mal ein für den weiteren Verlauf wichtiges Leben. Hänsel und Gretels diverse grobschlächtige Waffen und die Armbrüste sind ein gutes Argument gegen die danach gleich wieder vorhandenen wirklichen Hexen der Handlung.
Zur Story (OHNE HANDLUNGSSPOILER!) muss man nicht viele Worte verlieren. Nach dem oben geschilderten traumatischen Ereignis sind sie als unbarmherzige Hexenjäger berühmt und berüchtigt. Aber ihre diversen Gegner haben viele Gesichter und so beginnt ein spannender Kampf um Leben und Tod….. Die Kämpfe sind choreografisch und effektseitig sehr ansprechend umgesetzt und die FSK 16 geht durchaus in Ordnung. Jeremy Renner und Gemma Arterton (zuletzt u.a. in SPURLOS und KAMPF DER TITANEN) harmonieren wunderbar und agieren - so weit man das in einem Fantasy-Horror Streifen sagen kann - glaubwürdig und nachvollziehbar.
Zugegeben: die Story ist nicht wirklich komplex, recht einfach gestrickt, genauso wie die Charaktere. Mit mieser Stimmung betrachtet, handelt es sich um eine relativ flache Blockbuster-getrimmte Verfilmung auf dem Niveau diverser Teenie-Horror-Streifen die ich selbst auch eher meide. Aber trotzdem hat mich diese Mischung aufgrund der Fan-orientierten Umsetzung irgendwie prächtig unterhalten und ein neues Funsplatter-Fantasy-Horror-Alltime-Highlight habe ich wirklich nicht erwartet. Ich kann also auch abwertende 4+ Punktbewertungen verstehen, wie immer ist es eine Frage des Standpunkts, der Erwartungen, Einstellungen und der emotionalen Tagesform!
Darsteller Renner konnte auch in seinen letzten Rollen, ob in TOWN, AVENGERS oder BOURNE VERMÄCHTNIS überzeugen und gehört für mich in die aufstrebende Hollywood-Liga von noch relativ unverbrauchten Gesichtern und Charakteren. Seine kernige Körperlichkeit kommt ihm natürlich als Hexenjäger hier bestens zu Gute. Die aufwendige Umsetzung der altertümlichen Dörfer, des märchenhaften Waldes als auch der Masken der diversen Creeps überzeugen auf ganzer Linie. Und lange nicht mehr so gute Hexen gesehen!
Und es gibt nicht nur diese, sondern auch andere mit den Hexen verbundene Unwesen sowie einen wunderbar gelungenen und liebenswerten Köpfe-zermatschenden Art "Riesentroll" (der im Trailer nicht zu sehen ist als etwas aus dem Wald kommt ;-)) und Figuren, die leicht an Pinhead von HELLRAISER erinnern. Somit ist für eine Menge Abwechslung gesorgt und es herrscht aufgrund diverser Konstellationen nicht nur der Kampf Hänsel/Gretel gegen die Hexen vor. HÄNSEL UND GRETEL schafft es auch viele humorvolle Szenen zu präsentieren, ohne das Geschehen zu sehr in die Fun-Horror Ecke zu ziehen.
Das etwas 15-minütige Finale glänzt durch einen guten Blutanteil, stets sympathischen CGI-Einsatz, kreative Kämpfe und großen Unterhaltungsfaktor in der bis zur letzten Sekunde spannenden Handlung. Und selbst dann ist der Film noch nicht zu Ende, aber mehr wird hier nicht verraten. Aufgrund der straffen Laufzeit und dem sehr hohen Actionanteil ist HÄNSEL UND GRETEL keine Sekunde langweilig und somit kann dieser relativ blutig umgesetzte und aufwendig gestaltete Fantasy-Horror ohne Einschränkung empfohlen werden.
7/10 fliegenden Besen....äh,....Punkten