kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 02.05.2014
Der vielleicht unerträglichste Film seit Ingmar Bergmans „Schreie und Flüstern“. Haneke interpretiert das große L-Wort schon sehr ungewöhnlich, aber nicht minder interessant, allerdings doch extrem schmerzhaft. Was wie eine fast schon komische Pointe an einem gewöhnlichen Morgen beginnt, entpuppt sich als quälender Alptraum für die Hauptfigur. Abgesehen von der hervorragenden Schauspielführung (Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva liefern Hervorragendes) erkennt man den Regisseur am inzwischen gedämpften Spiel mit der zeitlichen Abfolge (wobei der Hauptteil des Filmes allerdings chronologisch abläuft) und der klinischen Bildsprache im gehobenen Milieu, die vor allem „Caché“ wieder ins Bewusstsein ruft. Hanekes Figuren sind dem Schicksal des Todes völlig ausgeliefert, was auch daran liegt, dass es ihnen an nichts außer Jugend und Gesundheit mangelt, und der Regisseur interessiert sich in erster Linie für den Umgang der einen Person mit der Krankheit der anderen. Äußere Faktoren, die der sensiblen Beziehung eine neue Richtung geben könnten, finden lediglich als Steppvisite statt (Besucher der [Schwieger-]Tochter oder eines ehemaligen Klavierschülers, der inzwischen ein gefragter Pianist ist), die wahren Diskurse finden innerhalb der privaten Aura der beiden Ehepartner statt. Von der Eröffnungssequenz, die sofort dichte Traurigkeit über den Film legt, zur Traumsequenz, die sehr an jene aus Bergmans „Wilde Erdbeeren“ erinnert, über die geradezu schockierende Waschszene bis zur Pointe, wie man sie hat kommen sehen, ist „Liebe“ ebenso groß wie niederträchtig und so sehenswert wie abstoßend.
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