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Die Feuerwehr bricht eine Wohnungstür auf, durchsucht die Räume und findet in einem verriegelten Schlafzimmer die Leiche einer alten Frau. Sie liegt friedlich auf dem Bett, ist hergerichtet und von Blumen umgeben. Es beginnt eine Rückblende und uns wird das lange verheiratete Paar Georges und Anne näher gebracht, ein liebevoller Umgang und eine starke Verbundenheit sprechen aus den gezeigten Szenen.
Als Anne erkrankt, muss Georges ihr versprechen, sie nicht in ein Krankenhaus zu bringen. Doch ihr Zustand verschlechtert sich weiter.

So entspinnt sich ein kammerartiges Spiel, das nur eine Richtung kennt. Man folgt dem Verfall und der sich übertragenden Verzweiflung, dem Begreifen des Zustandes, der Hoffnung und der Resignation. Alles eingefangen von einer oft statischen Kamera, in langen Einstellungen verharrend und immer genug zeigend, um nicht losgelassen zu werden. Bei aller Offenheit behalten die Charaktere aber ihre Würde und Michael Haneke, der sich nach eigener Aussage damit auseinandersetzen wollte, wie man mit dem Leiden eines geliebten Menschen umgeht, behält bei der Inszenierung eine ruhige, vielleicht aber auch berechnende, Hand.
Er präsentiert die Liebe ohne Kitsch, unterlegt mit der Musik von Schubert und Beethoven, auf eine europäische Art fernab der Übertreibung und gewollten Dramatisierung. Hervorragende Darsteller runden das Bild ab. Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva geben ein sich wunderbar ergänzendes Paar ab.

Die Einleitung ist für meinen Geschmack zu kurz geraten. Die Zeit vor dem alles verändernden Ereignis hätte mehr Platz vertragen können, doch wachsen einem die beiden Hauptfiguren auch so ans Herz. "Liebe" ist ein großartiger Film, berührend und stark gespielt.

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