New York 1986: Crack verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der City, der Drogendealer Nino Brown (Wesley Snipes) weiß, dass man mit dem extrem süchtig machenden Stoff ein Vermögen machen kann. Drei Jahre später: Nino hat sich mittlerweile ein Drogenimperium aufgebaut. Sein Hauptsitz ist ein Firmengebäude, in dem Crack künstlich hergestellt wird. Nino ist der heimliche Herrscher der Stadt und ist durch seine Leibgarde fast unantastbar. Die New Yorker Polizei setzt die beiden Cops Nick Peretti (Judd Nelson) und Scotty Appleton (Ice-T) auf ihn an.
Der Film zeigt, was die Teufeldroge Crack in den 80ern in den Großstädten Amerikas anrichtete: In den Ghettos herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände, die Gewalt regiert, friedliebende Bürger werden aus ihrem Revier vertrieben. Regisseur Mario van Peebles erschuf über diese Thematik einen atmosphärisch dichten Drogenkrimi.
Die Stimmung in den Ghettos wurde sehr gut eingefangen. Es ist dreckig, Penner sitzen um brennende Mülltonnen und in den ganz schlimmen Vierteln kommt sogar etwas Endzeitstimmung auf. Das Szenario im Innenhof des Gebäudekomplexes von Nino Brown ist so unglaublich düster, das man richtig Angst bekommt.
Auch die Musik trägt einen Großteil zur Atmosphäre bei. Auch wenn ich Rap hasse, passt er zu diesem Film wie die Faust aufs Auge. Dazu kommt, dass mit Ice-T ein Star dieser Szene in einer Hauptrolle zu sehen ist und auch in den Nebenrollen viele ehemalige Rap-Stars zu finden sind.
Einige Szenen sind auch durchaus hart. Viele Schießereien werden in Zeitlupe geführt, wobei man die meisten blutigen Einschüsse auch sieht. Dazu kommt die Gnadenlosigkeit der Drogendealer, allen voran Nino Brown, der nicht davor zurückschreckt, kaltblütig seine eigenen Männer zu töten oder ein kleines Mädchen als Schutzschild zu benutzen. Mit Sicherheit kein Film für zartbeseidete Gemüter.
Die Schauspieler sind ebenfalls nicht schlecht: Snipes kann als Bösewicht überzeugen, genauso wie Judd Nelson und Ice-T als Cops. Bloß Chris Rock nervt auch hier schon gewaltig als Plappertasche vom Dienst. Zum Glück hat er nur einen Nebenrolle inne und kann so sein nicht vorhandenes komödiantisches Talent nicht so ausführlich zur Schau stellen wie in späteren Filmen.
Leider werden an einigen Stellen des Films wieder alle Klischees bedient: Alle Schwarzen sind süchtig oder Dealer oder haben zumindest Dreck am Stecken, hören Rap und spielen Basketball auf kaputten Hinterhöfen im Ghetto. Dazu werden sie schnell großmäulig und heben allzu leicht ab. Außerdem ist jedes zweite Wort "Fuck" und überhaupt wird viel geflucht. Was die deutsche Synchro davon übrig gelassen hat ist wieder mal ein Armutszeugnis. Ohne die Originalsynchro zu kennen, lassen einige Textpassagen eine totale Verharmlosung vermuten. Dafür wurden aber bekannte Stimmen für die deutsche Fassung verpflichtet (zum Glück!). Z.B. spricht Manfred Lehmann Wesley Snipes.
Einen dicken Minuspunkt verpasse ich dem Film außerdem für eine nicht berücksichtigte Problematik: Wie kommt es überhaupt soweit, dass Schwarze nur von Dealen leben können? Wer ist daran schuld? Auch die wohlhabende Gesellschaft? Diese Fragen werden nicht beantwortet, lediglich kurz am Schluss von Nino Brown angesprochen ("Ich hatte niemals eine Chance"). Das macht den Film etwas oberflächlich, genauso wie die Tatsache, dass man auf die Drogensucht etwas näher hätte eingehen können.
Nichtsdestotrotz bleibt "New Jack City" ein guter Film (aber ein etwas zu anspruchsloser) Film, der mir 90 kurzweilige Minuten dank einer hervorragenden Atmosphäre beschert hat. Wer sich für die Thematik interessiert und wem schwarzer, harter Hip Hop gefällt, wird sicher zufrieden sein. Ansonsten etwas zu klischeehaft und oberflächlich.