Wesley Snipes als Scarface für Schwarze.
Nino Brown ist Gangster mit einem wirklich hellen Köpfchen. 1987 sieht er voraus, daß Crack in den kommenden Jahren zur Droge Nr. 1 werden wird. Da er kein kleiner Gangster sein möchte, wir in einer Art „feindlicher Übernahme“ ein ganzer Wohnblock von ihm und seiner Gang in Besitz genommen, eventuelle Konkurrenz schnell und endgültig aus dem Weg geräumt. Man richtet sich gut ein in dem Block, Drogenlabor im Keller, Geldräume, Ausguck – Nino Brown hält sich schon bald für unbesiegbar. Doch das Gesetz schläft nicht, und schon bald tut sich eine kleine Truppe New Yorker Cops zusammen mit einem einzigen Ziel: Nino und seiner Gang das Handwerk zu legen. Und wenn das mit legalen Mitteln nicht geht, dann muß man es halt ohne Rückendeckung machen.
Der Beweis dafür, daß „New Jack City“ sich ganz dicht und eng an „Scarface“, den Klassiker mit Al Pacino anschmiegt, sieht man etwa nach der Hälfte des Films. Da werden Bilder dieses wahrlich superben Streifens im Hintergrund eingespielt, und auch Nino Brown sagt, daß die Welt ihm gehöre. Jetzt ist aber Wesley Snipes nicht in der selben Liga wie Pacino zu Hause, und daher ist der Film eher nur ein weiterer Gangsterfilm aus der Hood geworden, der zwar leidlich gut unterhält, an sein offensichtliches Vorbild aber nicht heranreichen kann. Snipes gibt den coolen Neger, der unbedingt Businessman sein möchte, alles ist Geschäft – nichts ist persönlich. Schlimm wird das in der Szene, in der Nino seinen Bruder erschießt, da rollen die Tränchen über Wesleys Bäckchen, Schmierentheater in seiner besten Form. Das nimmt dem Film aber den Schwung, zumal die Gegenspieler auf Seiten der Polizei, allen voran Ice-T in seiner ersten Leinwandrolle, eher blaß bleiben.
Schlecht ist der Film aber auch nicht, wenngleich er gerade im Mittelteil einige Längen aufzuweisen hat. Die Action, mit teilweise recht heftigen Einschüssen bei Revolvergefechten, konzentriert sich außerdem auf das letzte Viertel des Films, was nach dem spannenden Beginn, der kurz die Repatriierung des Wohnblocks schildert, recht schade ist. Auf der Habenseite stehen eindeutig die teils recht beklemmenden Einblicke in die Crackszene, da wird voll draufgehalten, wenn die – ausschließlich schwarzen User – auf Droge sind. Das mag auch noch ein Kritikpunkt sein, aber da der Regisseur schwarz ist, steckt vielleicht der Wille dahinter, der schwarzen Bevölkerung den Spiegel vorzuhalten, um dadurch aufzurütteln. Passend dazu auch der Soundtrack, Rap und HipHop, insgesamt ein „schwarzer“ Film. Gesundes Mittelmaß, 6/10