Review
von Leimbacher-Mario
Unangenehmer Schneeballeffekt
Wie kann ein Film nur gleichzeitig so ruhig & trotzdem so gewaltig & wichtig sein... 120 Minuten die einem ans Herz gehen, ins Mark treffen, fesseln, schockieren, Wut entfachen, sprachlos machen, Gedanken anregen. Ziemlich perfektes Schwerpunkt- & Themenkino mit einem grandiosen Mads Mikkelsen und einem Tabu-Thema.
"Jagten", wie der Film im Original heißt, handelt von einem Kindergärtner, der zu Unrecht & viel zu voreilig beschuldigt wird sich an einem oder gar mehreren Kindern vergangen zu haben & wie das gesamte Dorf, einst seine Freunde, darauf reagieren, eine Lawine des Hasses, der Vorurteile und der Vorverurteilung auf ihn zukommt. Bis er regelrecht gejagt wird, wie der Titel schon vermuten lässt.
Als ich ihn jetzt mit Freunden nochmal gesehen habe, fiel mir auf, wie geschickt für Erstgucker immer wieder angedeutet & bezweifelt wird, ob die Hauptfigur es nicht doch getan hat. Dies hatte ich so nicht mehr in Erinnerung, macht den Film aber umso stärker, da man selbst in der Zwickmühle steckt. Einerseits hasst man das Dorf, die unbewiesenen Anschuldigungen, die Eltern der vielen Kinder - andererseits weiß man nicht, ob man selbst kühl und sachlich genug wäre, nicht ähnlich zu reagieren. Kinder können lügen, aber das eigene? Was ist wenn es doch die Wahrheit ist? Kann man da selbst als Betroffener sagen: Er ist solange unschuldig bis das Gegenteil bewiesen ist? Schwere Kost - wichtige Perle! Zudem noch hübsch fotografiert und eindringlich gespielt - mehr kann man nicht verlangen, zeitweise habe ich innerlich gezittert. Ist der Ruf erst einmal zerstört, wird man ihn schließlich so schnell nicht mehr los, das Leben kann ebenfalls hinüber sein...
Fazit: Die Jagd ist erschütterndes Pflichtprogramm & einer der wichtigsten Geheimtipps der letzten Jahre!