Review

ARGO beginnt schön mit einem Warner Brothers old-school-Vorspann und fährt dann fort mit einer Einführung in den historisch-politisch Hintergrund mit einer Mischung aus Doku und Comicstrip und ich stelle mir trotz dieser gutgemeinten Hinführung die Frage, ob der Film doch auch so bildungsferne Menschen ansprechen will, die den politischen Kontext aus Comics beziehen müssen.

Aber diesen ersten Lapsus macht ARGO mehr als wett, durch die kaum zu steigernde Spannung der Auftaktszene in einer geschickten Mischung aus authentischem Material und guten Massenszenen in der Erstürmung der US Botschaft in Teheran 1979. Insgesamt gelingt ARGO mit Hilfe von sehr hoher Spannung und damit verbundener Betroffenheit durchweg sehr guter schauspielerischen Leistung der Sprung in die Topliga der Politthriller.

Ältere Semester können sich noch an die historischen Umstände erinnern und die Story der versuchten Befreiung der amerikanischen Staatsbürger aus Teheran ist ein genialer Stoff für diesen zwei Stunden durchgehend spannenden Thriller. Genial und quasi perfekt ist die sehr authentische Endsiebziger und Frühachziger Ausstattung des Films in bezug auf alle Requisiten sowie Frisuren, Brillen usw.

Wie selten gesehen, schafft es Ben Affleck (Hut ab vor der Doppelbelastung als Hauptdarsteller und Regisseur) auch mit Hilfe von insbesondere John Goodman auch komödiantische Elemente in dieses doch so ernste Thema einzubauen und die Komik funktioniert. Nicht nur einmal fällt im Rahmen eines running gags der Spruch im Film: „ARGO – fuck yourself!“

So viel zu den guten Seiten. Aber ARGO ist für mich nicht der Überfilm wie ihn die Preis- und Nominierungssituation vorgibt. Das sehr schwarz-weiße GUT und BÖSE Schema des Films könnte ich ja noch verkraften bzw. es entspricht ja auch den Fakten. Aber das Ende ist dermaßen weichgespült und so was von Hollywood heldenhaft-übersteigert und mit zuckersüßem patriotischen Pathos versehen….die Endmusik erinnert an jüngste Pferdefilm-Musik von Spielberg (GEFÄHRTEN) und es hätte nur noch die amerikanische Nationalhymne gefehlt. Sorry, dass hat der Film nicht nötig und nur wegen diesem Ende gibt’s von mir nicht eine sehr hohe Punktzahl.

Bitte nicht falsch verstehen. Preisgekrönte Filme hochloben kann jeder, eine eigene Meinung ist mir aber wichtiger. ARGO ist TOP Blockbuster Kino, aber auch nicht mehr. Man möge mich wie gewohnt virtuell steinigen, aber – nicht nur ich wenn man in entsprechend anderen Filmforen unterwegs ist - halte deswegen ARGO für etwas überbewertet. Er ist ein durchaus sehr guter und überdurchschnittlicher Polit-Thriller mit vielen o.g. Stärken, aber nicht „outstanding“. Also deswegen eine große Empfehlung dafür, aber kein alltime Highlight erwarten, dann passt“s schon….

7/10 Getränken außerhalb des iranischen Luftraums….äh,….Punkte

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