Franks Bewertung

starstarstar / 4

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

24.02.2015
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Review

von Frank Trebbin

Mitten im Moloch Manila arbeitet der junge Marlon Villar als Chauffeur für den korrupten, in Verbindung mit Kinderprostitution stehenden Politiker Changho, um das Geld für eine von seiner Frau bitter benötigte Organtransplantation zu verdienen. Als er eines Tages nicht nur Changhos Tochter Sophia sondern auch Elvie, sein eigenes Kind, von der Schule abholt, findet ein fataler Entführungsversuch statt, bei dem Sophia getötet und Elvie gekidnappt wird. Und weil Marlon natürlich für Elvie kein Lösegeld zahlen kann, verschleiert er Sophias Tod, um auf diese Weise Changho zum Bezahlen zu bewegen...

Wer hier jetzt einen Hochglanz-Entführungs-Thriller im Stile von Mel Gibson und „Kopfgeld“ erwartet, dem sei angeraten, gar nicht erst auf die Idee zu kommen, „Graceland“ von Ron Morales in den DVD-Spieler zu schieben. Wer allerdings etwas für politisch angehauchtes, mit Guerilla-Taktik gefilmtes, authentisches Dritte-Welt-Kino übrig hat, der wird diesem fiesen, kleinen Film mehr als nur meine mickrigen drei Sterne verpassen. Für alle anderen, also für den üblichen Mainstream-Gucker, den Popcorn-verwöhnten Alles-Sehr aber auch dem Action- und Spannungs-orientierten Rezensenten wie meiner einer, sitzt „Graceland“ trotz starker Story mitten zwischen den Stühlen und ist weder Fisch noch Fleisch. Auf ähnliche Weise gefilmt wie Robert Rodriguez' Erstling „El Mariachi“, also ohne erkennbares Budget, mit nie genehmigten Drehs mitten auf der Straße und einer Handvoll Freunde vor und hinter der Kamera, betritt Ron Morales ganz im Gegensatz zur vorgenannten mexikanischen Miet-Killer-Mär den Boden des blanken Realismus und lässt seinen „Graceland“ – der Titel alleine ist schon Hohn – mit erschreckender Realitätsnähe zu einem ungeschminkten Abbild einer abgewrackten Gesellschaft voller Tristesse werden, bei dem die mit (fast) ausschließlich per Handkamera eingefangene Handlung quasi mit fiebriger Intensität ganz nah am Geschehen erlebt wird. Manila, entweder aus verstopften Straßen, weitläufigen Müllhalden oder unzähligen Rotlichtvierteln bestehend, ist hier wahrlich keine Reise Wert. Und die Bilder rund um Kinderprostitution wird man eh so schnell nicht wieder vergessen. Starker Tobak, ergo: kein Film zum schnellen Verzehr und zum Verdauen sowieso nicht. Bildformat: 1,78:1. Mit Arnold Reyes, Menggie Cobarrubias, Dido de la Paz, Leon Miguel u. a.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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