Review
von Leimbacher-Mario
Beschädigte Ware auf dem steinigen Weg zum Glück
Warum bis zu diesem Wochenende "Rust and Bone" seit Jahren auf meiner Watchlist angeschimmelt ist? Die Frage ist schwer zu beantworten... vielleicht weil er immer wie das Gegenteil von leichter Kost anmutete und ich selten in dieser besonderen, leicht depressiven Stimmung war? Ansonsten fällt mir nichts ein, warum ich Jacques Audiards niederschmetterndes Drama über ein (nicht nur) seelisch demoliertes "Pärchen" nach seinem meisterhaften Regievorgänger "Un Prophet" nicht sofort verschlungen habe...
"Der Geschmack von Rost und Knochen" ist ein Drama mit mehr Durchschlagskraft und Schock als die meisten Horrorfilme. Er tut zum Teil richtig weh und mindestens an einer Stelle musste ich mal ganz ruhig und tief durchatmen. Keine angenehme Geschichte, keine glatten Figuren, bis zum Ende, meinem einzigen echten Kritikpunkte, keine Spur von Kitsch. Sympathieträger oder Identifikationsfiguren kann man lange suchen, man wird sie nicht finden. Doch die größte Stärke dieses französischen Tiefschlags ist, dass er es schafft seine ungewöhnliche rohe Härte und lebensfeindliche Kälte und emotionale Verkrüppelung mit einer wahrhaftigen Poesie und Sanftheit zu verbinden, wie es im Kino von Seltenheit ist. Glück ist hier lange Zeit ein Fremdwort und trotzdem atmet es einen seltsam in den Nacken. Cotillard und Schoenaerts liefern dabei Powerhouse-Performances ab, an denen man nicht vorbeisehen kann oder will. Egal wie kaputt die Figuren in vielerlei Hinsicht sind. Allein die beiden rechtfertigen etliche Preise der Welt für diese zweistündige Tour-de-Force.
Fazit: ein unerbittliches Hardcore-Drama - ungeschönt, brutal und nichts für Zartbesaitete. Zumindest bis zur etwas soften und unpassenden Auflösung. Trotzdem: von bleibender Kraft!