Aus geringen Mitteln ordentliches geschaffen, so könnte man Keith Snyders "Ohne jeden Ausweg" recht treffend beschreiben. Leider muss man aber auch anmerken, daß ein gutes Stück Potential recht leichtfertig verschenkt wurde. Die Idee, einen vermeintlich totkranken jungen Mann seinen eigenen Killer engagieren zu lassen, nur um kurz darauf zu erfahren, garnicht sterbenskrank zu sein, ist zunächst einmal vielversprechend. Nicht zu wissen wo, nicht zu wissen wann und erst recht nicht zu wissen durch wessen Hand - Genau dieses Nicht-Wissen wird für Detective Emmett Young nun zum tödlichen "Storno"-Problem.
Hätte sich Keith Snyder doch ausführlicher dieser coolen Storyidee gewidmet! Vielleicht war er sich selber nicht des Gelingens sicher und schneiderte parallel zu diesem Handlungselement noch eine Serienkiller-Storyline zurecht, so daß sein "Ohne jeden Ausweg" nun schön regelmäßig zwischen diesen weitgehend von einander unabhängigen Handlungsfäden hin und her springt. Lediglich zum Ende kommt eine eher zufällige Verknüpfung der beiden zu Stande.
Ich bin mir sicher, daß das filmische Gesamtergebnis um weiteres, gutes Stück spannender hätte ausfallen können, hätte Snyder sich ausschließlich auf die erste Storyline des eigens engagierten Killers konzentriert. Ein atemlos-kniffliges Katz- und Mausspiel voll des Verbergens und Gehetzt-werdens wäre so leicht realisierbar gewesen. Leider nimmt der blasse und wenig fesselnde Serienkiller-Part dem ganzen Film unterm Strich zuviel Tempo und lässt konzentrierte Spannungspassagen nur sehr vereinzelt zu. Negativ fällt in Sachen Tempo ferner die insgesamt zu träge erste Filmhälfte auf: Zu lange hält sich Snyder an unwichtigen Dingen auf, auch wenn diese seinen Charakteren zugegebenermaßen letztlich eine angenehme Tiefe verleihen.
Überhaupt verdankt "Ohne jeden Ausweg" seinen guten Darstellern und den damit verbundenen Charakteren vieles.
Frischling Scott Wolf verleiht seinem Detective-Alterego eine überraschend überzeugende und sympathische Ausstrahlung ,Gabriel Byrne spielt den undurchsichtigen Mittelsmann mit ordentlich Charisma und last but not least macht auch Tim Roth als heruntergekommener und perspektivenloser Gelegenheitskiller einen soliden Eindruck. Im Gegensatz zu Wolfs Charakter hätte ihm im Zuge der generellen, mit offenen Karten spielenden Konzeption des Streifens jedoch zusätzlicher Background nicht unbedingt schlecht getan.
Ginge es nach mir, gäbe es nicht nur keinen zweiten Handlungsstrang, sondern ebenso wenig irgendein nennenswertes Hintergrundwissen über irgendeinen Charakter der nur in gewissem Sinne "bösen" Seite. Beiderlei Verzicht hätte sicherlich eine weitaus höhere Spannungskurve ermöglichen können...
Nun, ändern kann man an solchen Grundsatzfragen letztenendes nichts, womit man mit dem Vorlieb zu nehmen hat, was da den Weg in den heimischen DVD-Player findet. Eine trostlos-intensive Atmosphäre kann man Snyders Film dabei in jedem Falle ebenso gutschreiben, wie eine sehr solide, nur wenig Action bietende Inszenierung und vorallem starke Darsteller. Leider hat man sich mit einer trägen ersten Filmhälfte doch insgesamt zu lang gefasst und Spannungspotential der ohne Frage guten Grundidee im weiteren durch einen überflüsssigen, nicht einmal eine finale Verhaftung bietenden Murder-Handlungsstrang verschenkt. Optisch wie akustisch stimmungsvolle Szenen wie das ein oder andere stille Panorama oder das eindrucksvoll gestaltete, erlösende Telefongespräch zwischen Killer und Auftraggeber versöhnen aber letztendendes wieder...
Dennoch: Ich hätte gerne eine höhere Wertung vergeben! Ein Jammer um das verschenkte Potential...