Review

Mit Filmen von Judd Apatow ist es immer so eine Sache: Er bewegt sich in einem selbst kreierten filmischen Kosmos, in dem er seine Figuren so platziert und bewegt, als hätte er beim Schachspiel nur eine Strategie, mit der er bei Leuten, die das Spiel nicht gut kennen, ganz gut fahren kann. Hat man aber einmal aufmerksam gegen ihn gespielt, hat er beim zweiten Mal kaum noch Chancen.


In seinem dann passender Weise "Beim ersten Mal" betitelten Film von 2007 erzählte er die Geschichte eines LA-Taugenichts, der zum glücklichen Schuss bei einer Frau außerhalb seiner Liga kommt und diese gleich schwängert. Dabei spielten Paul Rudd und Apatows eigene Ehefrau Leslie Mann ein Ehepaar, das als Spiegelbild für das unfreiwillige Paar fungiert. 

Beim zweiten Mal rückt Apatow nun dieses Ehepaar in den Fokus einer Geschichte um die Tücken des ehelichen Alltags. Die Lebenskrisen der Individuen drehen sich dabei um die Zahl 40, finanzielle Schwierigkeiten und ausgebliebenen beruflichen Erfolg, das Scheitern als Eltern und die verloren geglaubte Liebe zueinander.

Das kennt man also schon alles in irgendeiner Form.

Apatows Ansatz ist dabei stets, einen sogenannten "Film mit Herz" zu machen und eine liebevolle Ausarbeitung der Figuren ist durchaus zu erkennen. Besonders die eigenen Töchter die Rollen der Kinder spielen zu lassen, macht sich in einzelnen Szenen immer wieder positiv bemerkbar. Die beiden Mädchen spielen so, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, ohne wie das Ergebnis einer Eiskunstlaufmutter zu sein. Beide Kinder sind mit einem erkennbaren Witz gesegnet worden, der eben nicht nur aus dem Drehbuch herrührt und haben genug Talent, um diesen Witz auch zu transportieren. Es sind halt nicht alle Kinder so talentbefreit wie Til Schweigers Höllenbrut.

Ein anderes Element von Apatows Filmen ist ein Humor unter der Gürtellinie, der von der Stammcrew bestehend aus Jonah Hill, Seth Rogen, Paul Rudd usw. bereitwillig ausgelebt wird. Hier trifft man dann lediglich auf Jason Schlegel, die anderen Figuren scheinen verschwunden zu sein, was tatsächlich zu mindestens einem Logikloch führt.

Das Verhältnis zwischen leichtem Drama und Vorschlaghammer-Humor schlägt hier ganz klar in Richtung Dramatik aus und Eltern-Kind-Beziehungen und das Hadern mit der eigenen Existenz stehen im Vordergrund, wobei eine ernsthafte Psychologisierung natürlich ausbleibt. Aber hier stolpert der Film zumindest bei mir aus dem einfachen Grund, dass ich Paul Rudd kaum etwas abgewinnen kann. Nicht hier, nicht in "Anchorman", nicht in einem einzigen Film. Der Mann ist nicht witzig. Und auch Leslie Mann wirkt teilweise so bildhübsch wie unsympathisch, was aber auch an ihrer Rolle liegt. Zumindest hat sie im Originalton eine wunderbar dreckige Lache und macht so Sympathiepunkte gut.

Ein absoluter Lichtblick sind zwei kurze Auftritte von Melissa McCarthy, die als aufgebrachte Gluckenmutter dann eben den Vorschlaghammer rausholt und in ihren wenigen Minuten einen Treffer nach dem anderen landen kann. Da sonst weder Rogen noch Hill noch irgendein anderer begabter Komiker dabei ist, fehlen solche Momente insgesamt gesehen über die sich dann doch etwas ziehende Laufzeit. Jason Schlegel oder John Lithgow können keinen Lacher platzieren. Lediglich Albert Brooks als dreist die Hand aufhaltender Vater bringt etwas zusätzlichen Drive.

Ansonsten muss die Kernfamilie, Vater, Mutter und zwei Töchter, den Film stemmen, wobei es recht amüsante, manchmal herzerwärmende und teils auch schlicht peinliche Szenen gibt, die aber ohne zielführende Dramaturgie etwas beliebig vor sich hin plätschern.


Fazit

"This is 40" ist ein Substrat von Judd Apatows Lebenskrisen-Komödien, dem es deutlich an komischen Szenen fehlt. Als Komödie für den Pärchen-Fernsehabend ist der Film wohl geeignet und die Apatow-Töchter sind angenehm unnervig und niedlich. Wirklich komisch ist dann nur Melissa McCarthy, die sich wohl dachte, wenn man nur zwei Szenen hat, müssen die auch sitzen. Und das tun sie genug, um "Immer Ärger mit 40" etwas besser als seinen deutschen Titel und insgesamt etwas über dem Durchschnitt sein zu lassen. Aber wie gesagt: "Beim ersten Mal" ist alles interessanter.

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