Mutanten in radioaktiv verseuchten Gebieten, - da fühlt man sich als Hörspielfreund unweigerlich an Larry Brents „Atomgespenster“ erinnert, Stichwort: „Ich glaube, wir sind hier nicht allein…“. Autor Oren Peli („Paranormal Activity“) schlägt mal wieder einen recht minimalistischen Weg ein, dem die zurückhaltende Inszenierung des Regiedebütanten Bradley Parker gegenüber der hervorragenden Wahl der Settings deutlich im Wege steht.
Extremtourismus hat es den Freunden Chris, Natalie, Amanda und Paul angetan und so wollen sie während ihrer Europareise einen Abstecher nach Pripjat wagen, der Geisterstadt, welche seit dem Reaktor-Unfall in Tschernobyl 1986 komplett unbewohnt scheint…
Nach einer kurzen Exposition befindet man sich bereits in der Geisterstadt und diese ist wahrlich gespenstisch in Szene gesetzt: Verlassene Wohnblöcke, das bekannte Riesenrad, alte Autos, viel Staub und Gerümpel, unter dem jederzeit etwas undefinierbar Grauenvolles hervorspringen könnte. Als der sympathische Fremdenführer Juri noch vor ihrer Ankunft auf einen mutierten Fisch am Ufer eines Sees hinweist, ahnt man bereits, dass da noch etwas ganz Unheilvolles auf unsere insgesamt sechs Touristen zukommen dürfte, doch das bleibt, bis auf eine riesige, unheimliche Erscheinung in einem Wohnhaus weitestgehend aus.
Zwar werden ab und an minimale Spannungsmomente eingeworfen, etwa durch aggressive Hunde oder undefinierbare Schatten, doch die eigentliche Bedrohung schlägt relativ unspektakulär zu. Dabei ist es zwar gut, diese fast nie länger als für den Bruchteil einer Sekunde zu Gesicht zu bekommen, doch wenn ein potentielles Opfer nur aus dem Bild gezerrt wird oder ohne jegliche Konfrontation aus dem Geschehen verschwindet, ist das etwas zu wenig, um das Grauen adäquat zu transportieren, zumal sich die Gruppe zuweilen kollektiv blöd verhält.
Ein weiteres Manko sind die unzureichenden Figurenzeichnungen. Über die Backpacker erfährt man rein gar nichts und dann gibt es noch zwei Paare, zwei Brüder und einen anstehenden Heiratsantrag, aber bei alledem kristallisiert sich noch nicht einmal ansatzweise eine Heldenfigur heraus, noch zieht jemand deutliche Sympathien auf sich, zumal die spärlichen Dialoge auch nicht unbedingt zur Nähe zu den Protagonisten beitragen.
Das ist insofern schade, als dass die Kamera, bis auf ein paar unnötige Wackelaufnahmen und hektische Schnittfolgen sauberes Material abliefert, die Ausleuchtung der trüben Kulissen zwar zuweilen unzureichend ausfällt, doch auf rein atmosphärischer Ebene punktet insbesondere die erste Hälfte der Erzählung aufgrund der spannungsgeladenen Unberechenbarkeit, welche innerhalb der zweiten Hälfte arg nachlässt und sich üblichen Genrekonventionen hingibt ohne mit sonderlichen Überraschungen zu punkten.
Zwar gestaltet sich die eine oder andere Hatz recht temporeich, doch das zu vage und überhastet ins Spiel gebrachte Ende könnte als weiteres Indiz betrachtet werden, dass Peli abseits der guten Grundidee nicht wirklich etwas Gescheites einfiel.
So kaschieren auch die passablen, jedoch gleichermaßen austauschbaren Mimen nicht mehr viel, wenn der mitgeführte Geigerzähler nicht effektiv eingesetzt wird, beim Auftauchen eines kleinen Mädchens nicht klar wird, ob es eine sich um eine Geistererscheinung oder eine bewusste Ablenkung handelt und im Gesamtbild zu wenige Schockeinlagen zu verzeichnen sind, während ferner eine ziemliche Blutleere herrscht.
Ohne die grandiosen Settings (gefunden in Ungarn und wahrscheinlich kriegsverwaisten Anlagen in Serbien) und der damit einhergehenden dichten Atmosphäre käme der Streifen fast schon einer Nullnummer gleich, welche durch das fahrige, wenn auch interpretationsoffene Ende alles andere als abgerundet erscheint.
Horrorfreunde sollten demnach nicht zuviel erwarten und sich darauf einstellen, dass es nach der starken ersten Hälfte kontinuierlich bergab geht.
5,5 von 10