„Director's Edition“
Nach der von 1966 bis 1969 produzierten Originalserie flimmerte ein paar Jahre später noch ein animierter Ableger über die Fernsehbildschirme. Neues Futter gab es in Sachen Star Trek ansonsten erst einmal nicht. Durch die Wiederholungen von „TOS“ auf diversen Kabelkanälen wuchs jedoch die Fangemeinde weiter. Dies blieb auch Paramount nicht verborgen und so begann man 1975 mit der Entwicklung einer Fortsetzung in Filmform. Da dies bis 1977 nicht zufriedenstellend voranging, verwarf man die Idee allerdings wieder, wollte aber trotzdem eine Fortführung. Diese sollte in Form einer neuen Serie, genannt „Star Trek: Phase II“ dann auf die Bildschirme kommen. Nachdem aber „Close Encounters of the Third Kind“ und „Star Wars“ (beide 1977) zu Kassenerfolgen wurden, entschied man sich bei Paramount doch wieder für einen Kinofilm.
Hierfür bediente man sich der für „Phase II“ angedachten Pilotfolge, die auf Filmlänge gebracht werden musste. Das merkt man dem fertigen Produkt auch an, unterm Strich wirkt es wie eine sehr lange Episode der Fernsehserie. Natürlich mit mehr Aufwand, großen Bildern und Sets, vielen Effekten und auch Nostalgie. Denn bis die Crew wieder beisammen ist und man sich der großen, mysteriösen Wolke annimmt, die auf die Erde zusteuert und eine immense Gefahr darstellt, vergeht schon mal eine Stunde. Und in dieser bekommt man erst mal eine Packung Selbstreferenz.
Das Abenteuer beginnt mit einer Ouvertüre über bewegten Sternen, bevor der Vorspann mit seinem ikonischen Musikthema von Jerry Goldsmith zu sehen ist. Die bekannten Gesichter, die sich hier nach und nach versammeln, der lange Flug um die Enterprise im Dock, man lässt sich mit diesen Szenen Zeit. Hier schwelgt der Film in sich selbst und seiner Vergangenheit, will vielleicht die verlorene Zeit zwischen der alten Serie und dem Film nachholen. Zumindest will er Raum geben, sodass sich die Fans an dem Bekannten sattsehen können. Das dauert eben, ist auch in Ordnung, gebiert aber manch verzichtbare Streckung (Wurmloch). Man beschwört hier viel Nostalgie und das ist auch ein Stückweit nötig, die Zeit muss ja gefüllt werden.
Auf seine 137 Minuten und der mitunter behäbige Erzählweise muss man sich hier schon einlassen. Auch abseits der Erzählung, denn Veränderungen zur Serie stechen schnell ins Auge. Wer diese langweiligen Uniformen durchgewunken hat, landete hoffentlich auf Rura Penthe. Auch das Interieur des Schiffs wurde umgemodelt, sieht jetzt steriler und grau aus. Allerdings sieht man auch nicht viel vom Inneren des Schiffs, mit Schauplätzen geizt „The Motion Picture“ generell ziemlich.
Anders verhält es sich da mit den Figuren, denn diese sind überwiegend so geblieben, wie man sie kennen und lieben gelernt hat. Wobei man ihnen das Alter ansieht. Spielt der Film ein paar Jahre nach der Serie, hat das Ensemble dann doch zehn Jahre mehr auf dem Buckel.
William Shatner als James T. Kirk strahlt immer noch diese Entschlossenheit aus, wirkt hier aber gerade in der ersten Hälfte stellenweise unsympathisch. Er reißt einfach mal das Kommando an sich - weil er es will. Es ist sein Schiff, Punkt. Dazu sein Umgang mit Decker, seine Ignoranz ob der Änderungen im Schiff – es dauert eine Weile, bis auch Kirk lernt, sich mal zurückzunehmen. Da scheint sich einiges aufgestaut zu haben, so ganz ohne den „Captain's Chair“. „Besessen“ nennt es McCoy. Leonard Nimoy als Mr. Spock musste erst wieder überzeugt werden und bekommt noch ein paar Extraszenen zu Beginn spendiert, die ihn auf Vulcan verorten. Und auch auf dem Schiff zeigt er sich von seiner gewohnten Seite, dazu gehören auch manche Dialoge mit Dr. McCoy. DeForest Kelly als grummelnder Humanist war schon immer ein Highlight und ist es auch hier. Leider bekommt hier weniger zum Zug als Kirk und Spock.
Neben dem zentralen Dreiergespann sind auch wieder George Takei als Mr. Sulu, Nichelle Nichols als Lt. Uhura, James Doohan als Scotty und Walter Koenig als Chekov mit an Bord, wobei jede Figur mal ein paar Szenen bekommt. Nicht unterschlagen darf man auch Majel Barrett als Christine Chapel, die schon in der früheren Fernsehserie die medizinische Assistentin gab.
Neu dabei sind Stephen Collins als Captain Decker und Persis Khambatta als Ilia. Beide bleiben durch den Film irgendwie fremd, sie werden schlichtweg durch die Präsenz der altbekannten Figuren verdrängt. Ein bisschen Gerangel zwischen Deckard und Kirk gibt es da, insgesamt ist der Plot der beiden mitsamt ihrer Liebelei aber unspannend. Ja, das Skript hat was mit ihnen vor und letztlich erfüllen sie einen Zweck, bleiben aber außen vor und der spätere Part mit Ilia ist etwas zu lang geraten.
Insgesamt ist es trotzdem schön, die alte Crew wiederzusehen (wenn auch in furchtbar langweiligen Klamotten) und das ist hier schon fast die halbe Miete. Wobei er bei aller Laufzeit nicht sonderlich auf Hintergründe eingeht und voraussetzt, dass man eben die Serie kennt.
Inhaltlich wirkt das wie erwähnt wie eine lange Episode aus der Serie. Das muss allerdings nicht per se schlecht sein. Denn der von Robert Wise inszenierte Erstling der Filmreihe lässt sich zwar einiges an Zeit, schafft es aber überwiegend, das Mysterium um diese Wolke aufrecht zu erhalten. Immer einen kleinen Schritt weiter voran, so hält er die Neugierde aufrecht, was es denn mit diesem Ding (sorry McCoy) auf sich hat. Und selbst die Auflösung gefällt mir jedes Mal. Ich kann aber auch jeden verstehen, der sie enttäuschend findet. Für mich entfaltet sich hier, bedenkt man die Reise, die dahinter steckt, immer wieder eine Faszination. Im Vergleich zu vielen der Sequels geht es hier noch klassisch ums Entdecken, was der Serie oftmals immanent war.
Auch visuell hat der Film einiges zu bieten. Die überarbeitete Fassung in der Director's Edition bietet einige neue Effekte, diese fügen sich überwiegend harmonisch in das Bild ein und lassen das Abenteuer eine Spur frischer wirken. Wobei der Film auch schon in der Kinofassung wusste, dass er was zeigen will. Und so hat man einige Effektpassagen vor sich. Diese sind jedoch ansprechend gestaltet, die Strukturen, Lichter und Designs kann man genießen, wenn man die Geduld hat.
Und dann ist da noch der Bestandteil, der das ganze Werk nochmals aufwertet. Und das ist der Score von Jerry Goldsmith. Abseits des eingangs erwähnten Titelthemas durchzieht seine Musik das gesamte Werk mit Themen und Stimmungen. Die Mischung aus klassischem Orchester und Synthesizerklängen ergießt sich in eine ganz eigene Atmosphäre, der „V'Ger-Sound“ per Blaster Beam (ein meterlanges Instrument mit Metalldrähten) unterstreicht dies.
Als Auftakt der Kinofilme um die Enterprise ist „The Motion Picture“ sicherlich nicht der beste Beitrag der Serie (allerdings auch nicht der schwächste). Er ist selbstverliebt, behäbig und unterm Strich eine (wenn auch aufwendige) lange Episode der Fernsehserie mit überschaubarem Inhalt. Aber er ist in all diesem eben auch eine Wiederbelebung für Fans der alten Crew, bietet schön gestaltete Effektsequenzen und im Kern eine typische Geschichte um das Sein und das, was da draußen zu finden ist.