Während sich so genannte „Found Footage Flicks“ in den vergangenen Jahren einer nicht unbeachtlichen Beliebtheit erfreuten – und das in erster Linie auf Seiten ihrer Macher, primär da Projekte dieser Art (meist) vergleichsweise unaufwändig und kostengünstig umzusetzen sind, was somit ja wiederum in einem entsprechend hohen „Lukrativitäts-Potential“ resultiert – hat der „Reiz“ dieser (stilistisch speziell konzipierten und arrangierten) Veröffentlichungen unter den Zuschauern in letzter Zeit allerdings ebenso stetig wie merklich nachgelassen, was u.a. einem „wahren Schwall“ qualitativ minderwertiger Filme zu verdanken ist. Der 2012er Öko-Horror-Thriller „the Bay“ setzt sich ebenfalls aus „gefundenen“ bzw. „aus verschiedenen Quellen beschafften“ Aufnahmen zusammen. Von Leuten wie Liam O´Donnell und den „Brothers Strause“ sowie einigen der Verantwortlichen hinter Genre-Hits wie „Insidious“, „Sinister“ oder der „Paranormal Activity“-Franchise (unter ihnen Oren Peli, Jason Blum und Steven Schneider) produziert, erweckt hier vor allem jedoch der Regisseur das größte Maß an Aufmerksamkeit und Neugier: Co-verfasst und in Szene gesetzt wurde der Streifen nämlich von „keinem Geringeren“ als Barry Levinson – seines Zeichens „Oscar“-Preisträger sowie eben jener Herr, dem wir solch geschätzte Werke wie „Diner“, „Good Morning, Vietnam“, „Rain Man“, „Sleepers“ und „Wag the Dog“ zu verdanken haben. Zugegeben, seit seiner „unbefriedigenden“ Michael Crichton Adaption „Sphere“ (1998) hat er „nichts mehr wirklich von Belangen“ abzuliefern vermocht – umso interessanter die „gespannte Aussicht“ darauf, was er denn wohl aus einer für ihn derart „ungewohnten“ Materie wie der Vorliegenden „herausholen“ können würde...
Per Zufall wurde die junge Reporterin Donna (Kether Donahue) am 4. Juli 2009 Zeuge schrecklicher Ereignisse, welche sich an jenem Tage in dem beschaulichen, direkt an der Chesapeake Bay (in Maryland) gelegenen Städtchen Clarigde zugetragen hatten sowie in der Folgezeit dann „mit großem Nachdruck“ vertuscht worden waren – und das unter der „aktiven Mitwirkung“ einer Vielzahl an Regierungsbehörden, unterstützt seitens einer „gezielten Manipulation der Medien“. Knapp drei Jahre später spricht sie nun erstmals „öffentlich“ über das Erlebte – genau genommen im Rahmen einer „Skype“-Verbindung, im Zuge derer sie zusammengetragenes Bildmaterial jener Stunden kommentiert sowie mit Hintergrund-Informationen versieht. Ihr Ziel ist es, der Bevölkerung auf diesem Wege „die Wahrheit aufzuzeigen“ – ein Bestreben, für welches das Internet ja eine „geeignete Plattform“ offeriert...
Im Dienste eines kleinen TV-Senders sollte Donna damals eigentlich nur über die örtlichen Unabhängigkeitstags-Feierlichkeiten berichten – bis es plötzlich zu einer ganzen Reihe (zunehmend eskalierender) „ungewöhnlicher Vorfälle“ kam. Was damit begann, dass sich einige Personen auf einmal übergeben mussten sowie mehrere zudem (fortan) über einen „fiesen Ausschlag“ (mitsamt großer Pusteln) klagten, weitete sich schnell auf fast jeden Anwesenden aus und führte relativ zügig zu ersten Todesopfern, während vor der Küste (zugleich) zig-tausende verendete Fische entdeckt wurden. Wie es sich herausstellte, war der Auslöser ein Menschen und Tiere befallender, sich durch die Organe der jeweiligen Körper fressender „mutierter Parasit“. Panik brach aus, der lokale Arzt war gleichermaßen macht- wie die kontaktierten Experten ratlos – und so wandelte sich Claridge im Laufe der Nacht immer weiter hin zu einer „Geisterstadt“, mit hunderten Leichen allerorts...
„the Bay“ weist einen speziell gewählten Bezug zur Chesapeake Bucht auf: Diese ist sowohl die größte Flussmündung der USA als auch eine der bedeutendsten amerikanischen Naturlandschaften – allerdings leidet sie bereits seit längerem an mannigfachen „ökologischen Problemen“, wodurch sie u.a. zu einer „hypoxischen Totzone“ wurde. Ursprünglich hatte Levinson, der selbst ein Grundstück in der Region besitzt, vor, eine Dokumentation über jene Gegebenheiten bzw. Sachlage zu drehen – bloß wurde ihm innerhalb seiner (von Recherchen geprägten) „Vorbereitungsphase“ irgendwann bewusst, dass die vorhandene Berichterstattung darüber schon sehr ausführlich und kompetent geartet war. Aus dieser Erkenntnis hervorgehend, entschied er sich kurzerhand dazu, stattdessen einen „fiktiven Film“ zu realisieren, der (auf die eine oder andere Weise) jedoch diverse der betreffenden Aspekte, Materien und Missstände „aufgreifen“ (sprich: beinhalten) sollte. In ein klassisches „B-Movie-Horror-Schema“ eingebettet, kam letzten Endes folgendes dabei heraus: Aufgrund von „bis heute“ in großen Mengen in jene Gewässer gelangenden Exkrementen, welche aus Mastbetrieben stammen, in denen Hühner mit hoch dosierten Wachstumshormonen gefüttert werden, kombiniert mit radioaktiven Rückständen eines (inzwischen „eine Zeit lang zurück“ liegenden) „Lecks“ in einer nahebei gelegenen Nuklear-Anlage, wurde das Wasser „bakteriologisch verseucht“ und führte das schließlich zu einer Mutation der dort heimischen „Isopods“ (Asseln) – welche es ja tatsächlich gibt, die sich hier allerdings in andere Lebewesen „einnisten“ sowie diese dann immerzu „von innen heraus zerfressen“. Ich empfehle einfach mal, nach Schnappschüssen dieser (normalerweise ja recht kleinen) Viecher zu „googeln“ – was mit Sicherheit ausreichen dürfte, um bei vielen ein „unangenehmes Kribbeln“ zu erzeugen...
In diesem Fall haben wir es mit Exemplaren eben jener (übrigens seit rund 300 Millionen Jahren auf diesem Planeten beheimateten) „Krustentierchen“ zutun, die an große Kakerlaken oder Schaben erinnern und ihre Opfer im Stile gefräßiger „Raub-Parasiten“ befallen. Von punktuellen Momenten mal abgesehen, in denen eher mäßige „CGIs“ verwendet wurden, wie z.B. beim Aufzeigen eines „Unterwasser-Angriffs“ auf ein Taucher-Duo, vermag der Streifen „auf diesem Gebiet“ jedoch dank ebenso guter wie „ekeliger“ Makeup- und Special-F/X-Arbeit (von garstigen Exanthemen über blutige Wunden und „grotesk verunstaltete“ Körper bis hin zu den Kreaturen an sich) prima zu überzeugen. Allein schon der Gedanke daran, dass sich etwas unter der Haut (schmerzhaft) „durchs Fleisch nagt“, ist wahrlich schauderhaft – doch wartet das Werk noch mit einer ganzen Reihe weiterer „unappetitlicher Details und Ansichten“ auf, welche jene erzeugten Empfindungen zusätzlich verstärken. Bis hin zu dieser (von Tod und Schrecken gezeichneten) Phase des Verlaufs, in der relativ klar „zum Vorschein kommt“, mit was genau sich die Leidtragenden und hinzugezogenen Spezialisten denn nun eigentlich konfrontiert sehen, baut Levinson Schritt für Schritt eine unheilschwanger-bedrückende Atmosphäre auf: Das „Intro“ lässt keinerlei Zweifel daran, dass sich „etwas Fürchterliches“ ereignen wird – worüber hinaus gewisse Kommentare, Meldungen und Aussagen einiger Forscher und Öko-Aktivisten prompt erste Andeutungen, Vermutungen und Hinweise offenbaren. Während Donna vor Ort über die „4th of July“-Veranstaltungen berichtet, „begleitet“ der Betrachter (quasi „parallel dazu“) u.a. zwei (bereits Tage zuvor „verschwundene“) Biologen bei ihren Untersuchungen direkt in der Bucht sowie ein junges Paar, das mit ihrem Säugling gerade per Boot auf dem Weg nach Claridge ist...
Da dem Bürgermeister bestimmte „kritische Stimmen“ und „Unsicherheiten“ hinsichtlich der in der Umgebung ansässigen Massentierhaltungen gewahr sind, bemüht er sich im Rahmen einer Rede (anlässlich der heiteren Feierlichkeiten) eingangs noch darum, die Bevölkerung (mitsamt Presse) von der Qualität des Trinkwassers zu überzeugen – schließlich ist man auf Touristen angewiesen und will er es sich mit seiner Wählerschaft auch keineswegs „verscherzen“. Nur wenig später mündet ein Krabben-Ess-Wettbewerb dann jedoch in einem „Massen-Erbrechen“ und suchen immer mehr Personen das einzige kleine Krankenhaus der Gegend auf – wo der leitende Arzt und eine „Handvoll“ seiner Mitarbeiter fortan verzweifelt (u.a. durch Amputationen) gegen das „einsetzende Sterben“ anzukämpfen versuchen. Konferenz-Schaltungen zur „CDC“-Zentrale („Centers for Disease Control and Prevention“) werden eingerichtet – doch ist man auch dort weitestgehend rat- und machtlos angesichts dieser „noch nie dagewesenen“ sowie zunehmend außer Kontrolle geratenden Situation. Um letztere aus vielen unterschiedlichen Perspektiven heraus „möglichst umfassend“ aufzuzeigen und ihr außerdem einen „Eindruck von Authentizität“ zu verleihen, griff Levinson auf verschiedene (den gängigen „neuen Medien“ und „modernen Kommunikations-Technologien“ zugehörende) „arrangierte Quellen“ zurück – etwa auf bei „Youtube“ hochgeladene Clips, Camcorder-Footage, Handy-Vids, Aufnahmen von Fernsehteams, eines Polizei-Fahrzeugs sowie „Material“ anderweitiger Überwachungskameras, Web-Cams, Video-Stream-Verbindungen, Chats, Blogs und Interviews. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn in dieser Form zusammengeschnitten – nicht unähnlich der „Frontline“-Beiträge aus dem Hause „PBS“, nur halt „weitaus reißerischer dargeboten“ – bietet der Film dem Publikum einen interessanten, abwechslungsreichen, mehrschichtigen Blick auf das sich entfaltende Horror-Szenario...
Von Editor Aaron Yanes („Europa Report“) ebenso tadellos wie effektiv „aneinander gefügt“, weisen die entsprechenden Images (gemäß ihrer jeweiligen „Ursprünge“) eine „uneinheitliche Qualität“ auf – mal sind einige ausgeprägter, mal vergleichsweise minder stark verwackelt, unscharf, pixelig etc. – was wiederum jedoch (im übertragenen Sinne) harmonisch zu der aus mannigfachen „ungleichartigen Bruchstücken“ (des ja erst in diesem Kontext geschaffenen Gesamtbilds) bestehenden Plot-Struktur passt. Im Gegensatz zu verwandten Veröffentlichungen kommt genau dank dieser Konzeption auch nie die Frage auf, warum da eigentlich jemand (60 bis 90 Minuten lang) „kontinuierlich weiterfilmt“, während er selbst in allerhöchster Lebensgefahr schwebt – einfach weil das hier (im Prinzip) so nie passiert. Kommentiert werden die Ereignisse seitens der relativ unerfahrenen Reporterin Donna, welche als Zeugin der grausigen Vorfälle der Öffentlichkeit nun endlich die (im Nachhinein ja von der Regierung „unter den Teppich gekehrte“) Wahrheit in Gestalt des präsentierten Werks „offenbaren“ möchte. Solide gespielt von Kether Donahue („Boy Wonder“), wurde bewusst darauf geachtet, sie auch in der „Rahmenhandlung“ nicht als eine übermäßig talentierte „Erzählerin“ Schrägstrich Journalistin darzustellen – was punktuell nicht unamüsant ist, von einigen Zuschauern aber sicherlich gar nicht konkret als „Absicht“ erkannt werden dürfte. Sie und ein von Kristen Connolly („Cabin in the Woods“) und Christopher Denham („Sound of my Voice“) verkörpertes Pärchen markieren die einzigen Charaktere, die sich einigermaßen als Identifikationsfiguren eignen – alle Übrigen verbleiben dafür viel zu oberflächlich, u.a. aufgrund ihrer eingeschränkten Screen-Time. Daraus resultierend, hält sich die „emotionale Verbindung“ zu den Betroffenen doch recht merklich in Grenzen...
Einen in manchen Bereichen ein Stück weit an Steven Soderbergh´s „Contagion“ erinnernd, allerdings in einem „kleineren Rahmen“ angesiedelt, weist das Skript des „Neulings“ Michael Wallach (ebenfalls) diverse sich konstant zuspitzende Story-Stränge auf – inklusive einer deutlichen „kritischen Botschaft“, im Vorliegenden auf umwelt-politische Aspekte bezogen. Anflüge von Satire sowie eines schwarzen Humors gefielen mir gut – einzelne andere „Gags“ (z.B. hinsichtlich eines schwer verständlichen Akzents) dagegen weniger. Ferner hätte man bestimmte Schicksale nicht unbedingt (verbal) „vorzeitig ankündigen“ müssen und wirkt die Einbindung einer „jungen Familie in Not“ doch leicht „abgegriffen“ bzw. manipulativ. Zum Glück jedoch weiß Levinson´s Inszenierung zu überzeugen: Mit einem straffen Tempo und so einigen starken, beklemmenden Set-Pieces versehen, wie nahezu jeder Moment im örtlichen Hospital, wird die Basis-Stimmung und Spannung (u.a. durchs Zeigen „kontaminiertes“ Wasser trinkender Menschen) stetig weiter angereichert, bevor dann die „chaotischen Zustände“ ausbrechen – also Entsetzen, Leid, Verzweiflung und Tod allgegenwärtig werden und die gesamte (inzwischen von der Nationalgarde abgeriegelte) Stadt schließlich den Eindruck einer solchen erweckt, wie man sie ansonsten eher aus irgendwelchen „apokalyptischen Zombie-Flicks“ kennt. Ergänzt um Josh Nussbaum´s „authentisch anmutender“ Kamera-Arbeit sowie den passablen Score von Marcelo Zarvos („Brooklyn´s Finest“), wird auf handwerklicher Ebene kaum ein Anlass zur Klage hervorgerufen. Obendrein „sitzt“ die Mehrzahl der vorhandenen „Jump-Scares“ – und das obgleich man auf einen ganz speziellen (geradewegs vorm Einsetzen der Schluss-Credits) getrost hätte verzichten können, schlichtweg weil er an exakt jener Stelle viel zu „vordergründig“ platziert wurde...
Fazit: Barry Levinson´s „the Bay“ (2012) ist ein unterhaltsamer, clever konzipierter, creepy-atmosphärischer Öko-Horror-Thriller, der auf gewissen „wahren Begebenheiten“ beruht und u.a. mit einer Reihe unbehaglich-ekliger Sequenzen sowie einem hervorragenden Gebrauch des „Found Footage“-Stilmittels aufwartet, um genau auf diese Weise bzw. diesem Wege ein möglichst umfassendes wie „realistisch“ geartetes Bild einer schrecklichen Katastrophe an der US-amerikanischen Ostküste aufzuzeigen...
„7 von 10“